Lieferando-Deutschland-Chefin „Wir sind nicht bloß ein Wimpernschlag in einer Coronaphase“

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„Auch darauf werden wir gut vorbereitet sein“

Wie funktioniert die digitale Kantine?
In Deutschland haben wir „Takeaway Pay“ im Februar 2020 eingeführt. Der Service richtet sich an Unternehmen, die ihren Mitarbeitern mit Essensbestellungen den Arbeitsalltag erleichtern möchten. Wie eine klassische Kantine, nur ohne Investitionskosten und mit einer weit größeren Auswahl, bundesweit. Wir sehen, dass über diesen Service nicht nur einmal pro Monat bestellt wird, sondern bis zu sieben Mal. Das hat natürlich auch positive Effekte für die Restaurants im größeren Umfeld dieser Firmen und Homeoffice-Arbeitnehmer.

Zum Beispiel?
Das reicht von Großkonzernen über Start-ups bis hin zu dezentralen Organisationen. Beispielsweise Beispielsweise DHL Global Forwarding, die Innovationsberatung die Agilen oder Klarna in Österreich. Der Service ist besonders von Vorteil für Unternehmen, die sich keine eigene Kantine leisten, viele kleine Standorte betreiben oder Mitarbeiter rein digital zusammenbringen. Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu regulären Meetings, bei Conventions oder Panel-Veranstaltungen. In Deutschland haben wir mittels Takeaway Pay schon Veranstaltungen mit deutschlandweit 2500 Teilnehmern gleichzeitig verköstigt. Die Teilnehmer genießen ihr Mittagessen oder Dinner dann einfach gemeinsam vor ihren Bildschirmen.

Wie viel trägt die digitale Kantine zum Gesamtumsatz von Lieferando bei?
Unser digitales Kantinengeschäft wächst schnell, getrieben durch eine schnell zunehmende Nachfrage. Dennoch ist der Anteil am Gesamtgeschäft noch gering.


Die Europäische Union plant nun, bestimmte Verpackungsmaterialen zu verbieten, um Müll zu vermeiden. Wie wollen Sie den enormen Verpackungsmüll reduzieren, der bei Essenslieferungen anfällt?
Unsere Gastronomen können in unserem Webshop eine Vielzahl von Produkten des gastronomischen Bedarfs kaufen. Menüschalen, Pastaboxen, aber auch unsere Ausstattung für Fahrer oder Pizza-Öfen. Seit mehr als zwei Jahren bieten wir ausschließlich recyclebare und biologisch abbaubare Verpackungen an. Das sind noch keine Mehrwegbehälter, die ab 2023 verpflichtend werden. Aber auch darauf werden wir gut vorbereitet sein.
Es gibt ja mit Recup, Vytal und Recircle bereits einige Mehrweg-Anbieter in Deutschland, und Lieferando kooperiert in einzelnen Restaurants auch mit Vytal. Bauen Sie solche Zusammenarbeiten aus?
Für uns ist eine skalierbare Lösung wichtig, wir müssten die Restaurants dafür gewinnen und möchten ihnen über Deutschland hinaus Vorteile bieten. Man muss sich klarmachen: Lieferando verpackt ja nicht selbst. Selbst die 7 Prozent der Bestellungen, die Lieferando-Fahrer ausliefern, sind bei Abholung bereits durch das Restaurant verpackt.

Aber die Bestellung läuft über Ihre Plattform.
Nur wird sie immer vom Restaurant verpackt und meist auch von dessen Fahrern ausgeliefert. Für uns geht es daher zunächst darum, um welche Produkte und Lösungen wir unseren Webshop erweitern können. Darauf bereiten wir uns vor und sind mit mehreren Anbietern in Gesprächen. Auch wenn Corona das Wiederverwendbare etwas ausgebremst hat. In den vergangenen zwölf Monaten waren kontaktlose Lieferungen, bargeldlose Zahlungen und unsere digitale Trinkgeldfunktion stark gefragt. Aber wie gesagt: Das Einwegverpackungsverbot ab 2023 haben wir auf dem Schirm und arbeiten an frühzeitigen Lösungen.

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Was spricht denn noch dagegen, dass Sie künftig im Lieferando-Shop nur wiederverwendbare Essensboxen verkaufen?
Beim Kreislauf-System stehen wir vor verschiedenen Fragen. Wir müssen unterscheiden zwischen Restaurants, die selbst ausliefern, und denen, für die wir ausliefern. Müssen die Pizzakartons einer Pizzeria auch zu konkret dieser Pizzeria wieder zurück – oder können sie auch zu jeder anderen? Oder zumindest zu allen teilnehmenden Restaurants? Der Konsument will die Verpackung einfach, zeitnah und möglichst überall zurückgeben können, wie bei Pfandflaschen. Wer im Schnitt einmal pro Monat bestellt, möchte einen gebrauchten Pizzakarton nicht vier Wochen lang bei sich zu Hause lagern. Eine Rückführung sollte möglich sein, ohne wieder bei dem selben Restaurant zu bestellen. Und angenommen, ein Fahrer holt die benutzte Pizza-Mehrwegverpackung ab, fährt den Rest des Tages aber zu asiatischen oder griechischen Restaurants – die freuen sich nicht unbedingt über gebrauchte Pizzabehälter. Also: Machbar ist es – aber man muss dieses standardisierte Kreislaufsystem gut durchdenken, gemeinsam mit der Gastronomie und gegebenenfalls weiteren Partnern.

Mehr zum Thema: Essenslieferdienste boomen, verursachen aber jede Menge Verpackungsmüll. Die deutschen Start-ups Recup und Vytal wollen das Problem mit Mehrwegverpackungen lösen – und kämpfen dabei gegen die Bequemlichkeit der Nutzer.

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