Lieferketten unter Druck Corona-Folgen lassen Gewinn der Post dahinschmelzen

Keine guten Zahlen für Post-Chef Frank Appel: Die Folgen der Coronakrise lassen Gewinn der Deutschen Post einbrechen. Quelle: dpa

Ihre Prognose für 2020 hatte die Deutsche Post bereits im April zurückgezogen. Nun zeigt sich in den Quartalszahlen: Der Misserfolg mit dem Streetscooter und die Corona-Pandemie setzen dem Konzern deutlich zu.

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Die Folgen der Coronakrise und das Aus für den Elektrotransporter Streetscooter lasten auf dem Gewinn der Deutschen Post. Unter dem Strich erwirtschaftete der Bonner Konzern im ersten Quartal 2020 einen Konzerngewinn nach Anteilen Dritter von 301 (Vorjahr: 746) Millionen Euro, wie er am Dienstag mitteilte. Der Umsatz legte von Januar bis März um 0,9 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro zu. Der Überschuss brach unter dem Strich um 60 Prozent auf 301 Millionen Euro ein. Wie bereits bekannt, sackte das operative Ergebnis (Ebit) um fast die Hälfte auf 592 Millionen Euro ab, die Umsatzrendite fiel um 3,7 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent.

Der Konzern hatte bereits Anfang April seine Prognose für 2020 gekippt. Sobald eine verlässlichere Basis gegeben sei, werde das Unternehmen einen neuen Ausblick geben, hieß es nun. Für das erste Quartal hatte die Post bereits ein vorläufiges Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 590 Millionen Euro genannt. Dies bestätigten die Bonner. Weiterhin gültig ist das mittelfristige Ziel eines Ebit von mindestens 5,3 Milliarden Euro für das Jahr 2022.

Die Deutsche Post sieht in der Coronakrise auch trotz der schlechten Ergebnisse erste Hoffnungszeichen. Nach dem Geschäft in China steuere nun auch Europa auf eine Normalisierung zu, sagte Post-Chef Frank Appel in Bonn. Springe der Welthandel wieder an, werde das auch der Post Schub geben, betonte Appel: „Wir halten die Weltwirtschaft am Laufen.“ Post-Aktien legten knapp vier Prozent auf 27,81 Euro zu.

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von Jacqueline Goebel

Appel sieht die Post mit ihrem breiten Angebot von Logistik- Dienstleistungen von Expresslieferungen über Luft- und Seefrachttransport bis hin zu Brief und Paket gut aufgestellt. Auf die Sparten hat die Coronakrise unterschiedliche Auswirkungen. In Deutschland boomt etwa das Paket-Geschäft, weil die Verbraucher aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens immer mehr Waren im Internet bestellen. Um die Osterfeiertage registrierte der Konzern Paketmengen, wie sie sonst nur an Weihnachten anfallen. Appel geht davon aus, dass sich das Online-Wachstum fortsetzt. Um der Paket-Flut Herr zu werden, hat die Post rund 4000 neue Mitarbeiter eingestellt. Rückgänge verbuchte der Konzern dagegen im Briefgeschäft. Auch im April lasteten die Folgen der Krise noch auf den Ergebnissen, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Wie es weitergehen werde, sei nicht vorauszusagen. „Wir werden den Sturm meistern“, sagte sie.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie und das Herunterfahren ganzer Volkswirtschaften rund um den Globus zu ihrer Eindämmung trifft die Logistik-Branche hart. Internationale Lieferketten stehen unter Druck, das belastet Konzerne, die die Warenströme zwischen Kontinenten und Staaten transportieren. Internationale Lieferketten stehen unter Druck, das belastet Konzerne, die die Warenströme zwischen den Kontinenten und Staaten transportieren. Auch die Post-Konkurrenten FedEx und UPS haben ihre Prognose für das laufende Jahr über Bord geworfen.

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