L'Tur-Inhaber Revolution im Reisebüro

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Bei L'Tur gibt es kein Schulterklopfen

Für die Innovationsflut sorgt nicht zuletzt Kögels Managementstil. So setzt er als einer der Ersten in Deutschland auf flache Hierarchien und gibt Mitarbeitern früh Verantwortung. Er schafft unternehmensweit das Sie als Anrede ab, ist für alle Mitarbeiter erreichbar und motiviert durch originelle Firmenpartys, einen hohen Anteil erfolgsabhängiger Gehälter und den offenen Umgang mit Problemen. „Bei L’Tur gibt es kein Schulterklopfen, sondern ehrliche, um nicht zu sagen brutal offene Aussprachen“, erinnert sich ein Ex-Mitarbeiter.

So herrscht trotz aller Lockerheit und der privaten Atmosphäre seines Büros, das mit Bibliothek und drei Terrassen fast die ganze vierte Etage am Augustaplatz 8 einnimmt, kein Easygoing. Ruft Kögel, eilt eine der drei Assistentinnen im Laufschritt herbei. Die Geschäftsführer seiner derzeit rund ein Dutzend Firmen nehmen Gespräche spätestens beim dritten Klingeln ab.

Die Mischung aus Erfolg, Ehrlichkeit und Entspanntheit treibt nicht nur die Mitarbeiter zu Höchstleistungen, damit schafft Kögel auch ein einzigartiges Kontaktnetz. So bieten heute alle großen Veranstalter L’Tur ihre Restposten an. „Jeder macht gern Geschäfte mit ihm“, sagt ein namhafter Fluglinien-Manager. „Er tritt zurückhaltend auf und kommt keinem unmittelbar in die Quere, sondern beflügelt dank seiner Ideen insgesamt das Business.“

L'Tur ist wieder in Top-Form

Mögen viele Manager beschwören, dass ihr Erfolg sie nicht berauscht: Nur wenige haben dies so bewiesen wie Hobbypilot Kögel. „Geschäft hat wie jeder Flug Aufstieg, Reiseflug und Landung“, sagt er 2006. Das zeigt sich, als 2007 bei L’Tur der Umsatz stockt und die Gewinne sinken. Eine bedrohliche Situation: Kögel führt zwar Media Control und L’Tur, hat aber, um die internationale Expansion zu finanzieren, 70 Prozent an den Marktforscher GfK beziehungsweise TUI abgegeben. „Unabhängig bleiben wir nur, wenn wir die geplanten Ergebnisse erfüllen“, sagt Kögel. Soll heißen: profitabler sind als die Mütter.

Kögel wechselt das Management und zieht sich in den Aufsichtsrat zurück. Und er straft alle Skeptiker Lügen. Zwar nennt er aus Rücksicht auf die bevorstehende Jahresbilanz der TUI keine Zahlen. Doch Unternehmenskenner bestätigen, dass L’Tur wieder in Top-Form ist. 2011 beschließt das Unternehmen wohl mit deutlich mehr als 400 Millionen Euro Umsatz und gut einer Million Kunden – ein Plus von jeweils rund 20 Prozent gegenüber 2008. L’Tur erreicht wieder die gewohnte Umsatzrendite von rund vier Prozent, die praktisch kein anderer Veranstalter in Deutschland schafft.

Zwar wollen 2012 auch andere Veranstalter ihre Systeme durch eine HLX-ähnliche Technik verbessern. Doch das wird Kögel nicht bange machen. Karl Born, Ex-TUI-Vorstand und Professor für Tourismus-Management an der Hochschule Harz: „Bisher hat er es noch immer geschafft, technologisch vorne zu bleiben.“ n

160 Veranstalter vergleicht Kögels neue Web-Site mit dem eigenen Angebot.

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