
Wenn es um einen entscheidungsfreudigen Manager ohne Scheu vor großer Öffentlichkeit wie EADS-Chef Thomas Enders still geworden ist, erwarten alle den ganz großen Wurf. Und der 54-Jährige hat geliefert. Der forsche ehemalige Luftlandesoldat will Europas größten Luftfahrtkonzern umbenennen: EADS nennt sich wie die wichtigste Tochter künftig Airbus.
Zudem wird das Rüstungsgeschäft neu geordnet, wie der Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Dafür werden die bisherige Raumfahrtsparte Astrium, die Wehrtochter Cassidian und der Bereich Airbus Military zusammengelegt und firmieren künftig unter dem Namen Airbus Defence & Space. Sitz der neuen Sparte wird München, Chef wird der bisherige Cassidian-Leiter Bernhard Gerwert. Auch die Hubschrauber-Tochter Eurocopter bekommt einen neuen Namen und wird neben Airbus, Airbus Defence & Space als Airbus Helicopters die dritte Division des Boeing-Rivalen.





Natürlich wirkt die Umbenennung auf den ersten Blick ein wenig banal. Doch am Ende ist das Umtaufen überfällig und hat viele gute Gründe. Zum einen hilft es dem Konzern, endlich ernst genommen zu werden. Denn wer immer sich den Namen ausgedacht hat, die Person hatte von Globalisierung keine Ahnung. Wahrscheinlich war damals die Vorgabe, dass er möglichst in keinem Land und keiner Sprache Sinn macht.
Denn so genial "Airbus" oder zuvor "Eurocopter" für das Hubschraubergeschäft als Namen waren, weil sie in praktisch allen Sprachen selbsterklärend sind, so sehr ist der Name "EADS" auch nach 14 Jahren für den ein oder anderen Witz gut. Das beginnt damit, dass ihn jeder nur nach längerer Übung richtig aussprechen kann als "I-ÄH-De-ES". Anfänger hingegen nennen das Unternehmen "Iiiihds" im anglophilen Teil der Welt oder "eds" im frankophonen. Und fast keiner weiß, dass EADS für "European Aircraft..." äh, Entschuldigung "European Aeronautic Defense and Space Company" steht.
Airbus und das Boeing-Zivilgeschäft im Vergleich
Umsatz (in Millionen Euro):
Airbus: 33.103
Boeing: 27.931
Gewinn (Ebit, in Millionen Euro):
Airbus: 584
Boeing: 2.699
Beschäftigte:
Airbus: 55.000
Boeing: 80.000
Angaben für 2011
Flugzeuge:
Airbus: 4.437
Boeing: 3.371
Wert (in Millionen Euro, Listenpreis):
Airbus: 495.513
Boeing: 226.487
Angaben für 2011
Bestellungen 2011:
Airbus: 1.419
Boeing: 805
Bestellungen 2012 (Stand: 31. August):
Airbus: 384
Boeing: 666
Auslieferungen 2011:
Airbus: 534
Boeing: 477
Und dann gehen die Witze meist erst los, denn gerade in den USA steht EADS für alles Mögliche. Mit den größten Humor (und die meiste Geduld) hat in den vergangenen Jahren David Eads bewiesen. Der App-Entwickler aus Chicago hat sich bereits in der Frühphase des Kurz-Blogdienstes Twitter das Kürzel @eads gesichert - und wusste nicht, was auf ihn zukommt. Weil EADS, der Konzern, in Sachen neue Medien etwas länger brauchte, musste er mit Kürzeln wie @eadspress, @eadsgroup oder @eadsna vorliebnehmen - und Eads, der mit @eads, wunderte sich über die vielen hundert Kontaktversuche und Nennungen.
Einige waren da weniger gelassen. Die Twitterin @eadaoinwbu taugt Eads sicher nicht als Markenbotschafterin, begrüßt sie ihre Besucher doch mit einem "You're tacky and I hate you" (übersetzt: "Du bist billig und ich hasse dich").