Luftfahrtverband Geliebte Luftfahrt- Subventionen

Auf dem Jahrestreffen der Flugbranche an diesem Wochenende sind die Aussichten trübe. Die Industrie muss sich grundlegend ändern. Doch die Politik verhindert das. Und das ist vielen Airlines auch ganz recht so, und den Konsumenten am Ende auch.

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Die meist gebuchten Fluglinien
IAG
US Airways
China Eastern
Air France-KLM
Ryanair
China Southern
Lufthansa

Wenn sich eine Branche durch schlechte Nachrichten die Laune nicht verderben lässt, dann sind es die Flieger. Doch wenn ab Sonntag in Peking die Jahrestagung des Weltluftfahrtverbandes Iata steigt, ist die Stimmung wahrscheinlich nicht nur in den offiziellen Teilen am Vormittag gedämpft. Auch beim Galaempfang in der Großen Halle des Volkes, den der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus sponsert, dürfte die Laune weniger gut sein als sonst unter den rund 230 Fluglinien, Flugzeugherstellern, Flughäfen und Leasingfirmen. Schließlich verbindet die Akteure die Erinnerung an viele solche Abende und gemeinsam durchlittene Krisen.

Selbst Asiens Linien machen Pleite

Denn der Raum für die Branche ist im vergangenen Jahr wieder ein Stück enger geworden. Das teure Flugbenzin trieb die Fluglinien reihenweise in die Pleite. Allein in Europa hatten mehr als 20 Linien ihre letzte Landung. Doch kaum wird der Sprit billiger, droht die Konjunktur zu kippen. Und das gilt erstmals selbst für die Boom-Länder Asiens, wo die großen Fluglinien vor allem dank des Geschäftsreiseverkehrs noch einigermaßen Geld verdienten.

Politik mischt sich ein
In jeder anderen Branche würde daraufhin das Angebot sinken und die stärkeren Spieler würden ein paar schwächere schlucken. Das ginge solange, bis am Ende wie bei den Autoherstellern ein paar globale Riesen und einige lokale Anbieter übrig bleiben, die sich die permanenten Preiskämpfe auch leisten können. Doch das verwehrt der Flugbranche die Politik.

Staaten schützen ihre Airlines

Zum einen beschützen alle Staaten ihre Fluglinien, indem sie großzügig deren Verluste übernehmen und bestimmte Infrastrukturdienste wie neue Flughäfen oder die Luftraumüberwachung nicht in voller Höhe in Rechnung stellen. Und selbst wenn eine Linie eine andere übernehmen will, ist das fast unmöglich. Der politische Rahmen der Branche verlangt, dass eine Fluglinie nur dann zwischen zwei Ländern fliegen darf, wenn sie aus einem der beiden Staaten stammt.
In jeder anderen Branche wären dieses Duett aus Subventionen und Wettbewerbsbeschränkung ein Fall für die Welt-Handelsorganisation WTO. Nicht jedoch bei den Airlines. Hier dürfen die Staaten nach Kräften eingreifen und trauen sich sogar – wie im Fall des EU-Emissionshandels - de facto eine Steuern über fremdem Staatsgebiet zu erheben.
Unfairer Wettbewerb auf Staatsbefehl

Damit muss Schluss sein, fordern nicht zuletzt die Anführer der Branche wie Iata-Chef Tony Tyler und die Vorstandsvorsitzenden der leidtragenden Fluglinien wie der Lufthansa oder der australische Qantas. Denn der unfaire Wettbewerb fordert ihren Unternehmen größere und schnellere Veränderungen ab als nötig. Dass am Ende der Fortschritt in Sachen fairer Wettbewerb gering ist, hat einen ganz einfachen Grund: Vom Fliegen auf Kosten anderer profitieren einfach zu viele. Die subventionierten Airlines verdanken den öffentlichen Zuwendungen ihr Überleben und damit ihre Jobs.

Fluggäste profitieren von Subventionen

Aber auch für die Konsumenten ist das staatlich subventionierte Überangebot recht angenehm, weil es die Preise drückt. Hätten sich etwa die Golfstaaten nicht dazu entschlossen, einen Teil ihres mit Öl und Gas verdientes Geld in die nationale Fluglinie zu stecken, wären Flugreisen von Europa nach Asien vermutlich wesentlich teurer. Besonders Familienurlauber und Rucksacktouristen müssten am Mittelmeer statt in Thailand Urlaub machen.

Wie lange diese Hilfe anhält, bleibt abzuwarten. Denn angesichts der steigenden Kosten für Kerosin und Flugzeuge, werden am Ende entweder die subventionierten Angreifer oder die angegriffenen Airline aus USA, Europa und Australien den Wettbewerb nicht durchhalten können. Und dann stiegen die Preise wieder.
Aber bis dahin gilt wie bei den dem teuren Sprit zum Opfergefallenen 19 Euro-Tickets der europäischen Billigflieger: Genießen und Fliegen.

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