Lufthansa Kranich aus der Krise

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11. September und Finanzkrise

4.    Krise nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001

Nach 1999 endete die goldene Zeit etablierter Fluglinien wie Lufthansa. Bis dahin war es besonders auf den Routen über den Atlantik üblich, mehrere tausend Euro für Tickets in der Business Class und oft kaum weniger für Flugscheine in der Holzklasse zu zahlen. Demensprechend standen die Zeichen der Branche eher auf "Streiks um Lohnerhöhungen" als "Sparprogramme" – und beschleunigten im Jahr 2001 noch den Niedergang.

Auslöser der Krise: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf New York und Washington schlossen die USA ihren Luftraum für mehrere Tage. Danach folgten in hektischer Folge immer neue Sicherheitsauflagen wie strengere Personenkontrollen an den Flughäfen und gesicherte Cockpit-Türen.

Folgen: Dort, wo es noch Flüge gab, blieben sie oft halb leer. Aus Angst vor weiteren Anschlägen flog nur der, der musste. Dazu bauten besonders Billigflieger wie Ryanair ihr Angebot aus - mit niedrigeren Preisen und weil sie vor allem von kleineren Flughäfen starteten, wo die Sicherheitskontrollen in der Regel weniger lange dauerten als auf den überlasteten großen Airports. Zwar hatte der damalige Konzernchef Jürgen Weber bereits Anfang 2001 das neue Sparprogramm "D-Check" gestartet. Doch es war zu wenig. Da Lufthansa erst Geld verdiente, wenn ihre Maschinen zu mindestens 70 Prozent ausgelastet waren, wuchsen die Verluste.

Reaktion: Als erstes verschärfte Weber das Sparprogramm zu "D-Check akut". Gleichzeitig zogen alle Lufthanseaten fast beispiellos an einem Strang. Überstunden und Gehalteinbußen sorgten für niedrigere Kosten. Die Erfahrung konnte Lufthansa später gut brauchen. Denn kurze Zeit später brach der Asienverkehr ein, weil die Furcht vor der Lungenseuche Sars die Reisenden verschreckte. Um die Lufthansa weniger anfällig zu machen, kauften Weber und sein Nachfolger Wolfgang Mayrhuber Fluglinien wie Swiss und gründeten den Billigableger Germanwings.  

Erfolg: Die Lufthansa überwand die Krise, fand aber angesichts der wachsenden Konkurrenz von Billigfliegern und Fluglinien vom Golf nie zu alter Stärke zurück. 

5.    Finanzkrise

Die Globalisierung und der Boom durch Rohstoffe, Digitalisierung und billige Kredite trieben die Weltwirtschaft und damit auch den Luftverkehr in immer neue Höhe. Der Aufschwung war so stark, dass nicht nur Billigflieger und Fluglinien vom Golf wuchsen, sondern auch genug bei den etablierten Fluglinien ankam.

Auslöser der Krise: Mit dem Platzen der Immobilienblase startete die Finanzkrise und die Nachfrage nach Flügen brach im Rekordtempo ein. Selbst der lange sichere Asienverkehr rutschte ins Minus. Durch ihre vergleichsweise hohen Kosten litt die Lufthansa stark. Dafür sorgte erstmals auch die lange profitable Absicherung des Kerosinpreises. Weil der Spritpreis binnen eines knappen halben Jahres auf weniger als ein Drittel sackte, kosteten viele dieser Hedges auf einmal Geld.

Carsten Spohr: Pilot und Lufthansa-Kenner

Folgen: Die Lufthansa rutschte erneut ins Minus, nicht zuletzt, weil viele Firmenkunden entweder ihre Flüge stornierten oder in Scharen zu Golflinien oder Billigfliegern wechselten. Es rächte sich, dass die Kranich-Linie ihren Billigflieger Germanwings aus Rücksicht auf die Stammbelegschaft klein gehalten und quasi aus dem Lufthansa-Netz verbannt hatte.

Reaktion: Nach einem weiteren Sparprogramm legte die Lufthansa unrentable Flüge still. Aber Konzernchef Mayrhuber scheute grundlegende Änderungen und setzte stattdessen weiterhin auf internen Wettbewerb. Im Gegensatz zu früheren Krisen zog das Personal weniger stark mit. 

Erfolg: Lufthansa meisterte die Krise, doch mangels wirklicher Reformen blieben die Probleme. Ohne echte Billigflugstrategie und eine Partnerschaft mit den unaufhaltsamen Fluglinien vom Golf oder dem Allianz-Partner Turkish Airlines wuchs die Fluggesellschaft weiterhin deutlich schwächer als der Markt.

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