Lufthansa, Air China und Air Berlin Carsten Spohrs Tanz mit dem Teufel

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„Wenn das Geld weg ist, sind die Probleme größer als zuvor“

Kompliziert werden dürfte auch der Bund Lufthansa-Etihad als erste Kooperation unter Gleichen zwischen einer Linie aus Europa und einer vom Golf. „Nicht nur, dass fast jeder Gemeinschaftsflug der zwei gegen die Grundsätze von Lufthansas Star Alliance verstößt“, so ein Unternehmenskenner. „Wie soll Lufthansa mit einer Airline zusammenarbeiten, bei der für sie als Privatunternehmen unverzichtbare Dinge wie Wirtschaftlichkeit oder Gewinn fast keine Rolle spielen und fast alles dem Wunsch der Herrscherfamilie aus Abu Dhabi nach schnellem Wachstum und möglichst vielen Besuchern im Emirat untergeordnet ist.“

3. Die neuen Partner sind kaum berechenbar

Am offensichtlichsten ist die Unberechenbarkeit bei Air Berlin. Unternehmenskenner halten den Lufthansa-Deal für eine Art Verzweiflungstat der Berliner. Zahlt die Lufthansa die Miete für die 40 Flieger wie in der Branche üblich für mehrere Monate im Voraus, könnten Air-Berlin-Chef Stephan Pichler und seine Aufseher zwar mehrere hundert Millionen Euro verbuchen. Doch das Geld rettet Air Berlin nicht.

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Lufthansa Quelle: dpa
Platz 11 - All Nippon Airways (Japan)All Nippon Airways ist die größte Fluggesellschaft Japans und Mitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance. Die Flottenstärke beträgt aktuell 213 Flugzeuge. Quelle: dpa
Japan Airlines (JAL) Quelle: REUTERS
Platz 9 - Qantas Airways (Australien)Qantas Airways ist die nationale Fluggesellschaft Australiens und Mitglied der Luftfahrtallianz oneworld. Die Fluggesellschaft wurde 1920 gegründet und verfügt über 118 Flugzeuge. Quelle: REUTERS
Etihad Airways Quelle: AP
Emirates Quelle: REUTERS
Eva Air Quelle: REUTERS

Es füllt zwar die Kasse, was das Unternehmen angesichts von fast zwei Milliarden Euro Verlusten seit 2011 und einem negativen Eigenkapital von einer Milliarde dringend braucht. Doch vor allem wegen der hohen Leasingraten für ihre Flugzeuge sind aus Sicht von Unternehmenskennern die Betriebskosten der Berliner pro Flugstunde höher als der Betrag, den Eurowings seinen Partnern anbietet. „Das ist eher eine Variante jener Sale-&-Leaseback-Deals, die Air Berlin unter Wasser drücken“, fürchtet ein Insider. „Und wenn das Geld weg ist, sind die Probleme größer als zuvor.“ Dann müsste Lufthansa entweder Air Berlin finanziell stützen oder den bislang gemieteten Teil komplett übernehmen.

Weniger dramatisch aber kaum weniger schwierig dürfte die Zusammenarbeit mit Air China werden. „Wie alle chinesischen Fluggesellschaften hat die Regierung sie angehalten kräftig zu wachsen“, sagt Lei Sheng, Professor an der Civil Aviation University genannten Ausbildungsstätte der staatlichen Luftfahrtbehörde. „Hintergrund für die Expansion ist vor allem die Seidenstraße-Initiative.“ Sie soll für möglichst viele Verbindungen vor allem nach Europa sorgen. Darum haben viele Linien die Zahl ihrer Auslandsverbindungen hochgefahren. China Eastern hat allein in diesem Jahr vier neue Ziele in Europa aufgenommen wie Amsterdam, Paris und Madrid. Bei Air China lag der Passagierzuwachs zuletzt bei gut 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für das nächste Jahr stehen ähnliche Ziele im Plan.

Mehr Direktflüge

Das Plus soll Air China aber nicht nur das Gemeinschaftsunternehmen mit Lufthansa mit den Routen von China nach Deutschland liefern, sondern immer mehr auch Direktflügen in andere Städte Europas - „auch wenn diese Kunden und besonders die Premiumreisenden dann nicht mehr in Frankfurt oder München umsteigen und der Lufthansa fehlen“, so ein Kenner beider Unternehmen.

Am Ende dürften die Risiken jedoch Lufthansa-Chef Spohr nicht abhalten, weil er aus Sicht von Experten keine Wahl hat, will er in der Attacke von Billigfliegern und Golflinien nicht untergehen. „Es mag in beiden Fällen eine Art Tanz mit dem Teufel sein“, so ein Konzernkenner. „Aber was soll Spohr tun, wenn das leider die einzigen Partner sind?“

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