Lufthansa Was Sie in der Business Class erwartet

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Auch die Vorstände müssen ran

Die praktikablen Ideen haben die Lufthansadesigner zusammengetragen und allmählich auf fünf Varianten eingeengt. Geholfen hat dabei die Londoner Design-Agentur Pearson Lloyd – und jede Menge Kunden. Die konnten sich die vielen Ideen zunächst auf eigenen Internetseiten und teilweise auch in 3D-Animationen ansehen und bewerten.

Als es dann nur noch ein halbes Dutzend Varianten waren, begann der Job der Lufthansa-eigenen Schreiner. Die bauten die Modelle nach und steckten sie in die kleinen Holzabteile. „Trotz aller Fortschritte beim digitalen Design und virtueller Realität: Ein Sitz lässt sich nur beurteilen, wenn man ihn anfassen und nutzen kann“, so Otto.

Und das tun bei der Lufthansa zunächst die Design-Profis und dann die Vorstände. Immer wieder verbringen Konzernchefs wie Carsten Spohr die Nacht in einem der Modelle. Und sie prüfen nicht nur die Premiumsessel. Um den Economysitz zu testen, kam vor ein paar Jahren der ehemalige Chef Wolfgang Mayrhuber nach einer längeren Dienstreise vorbei mit seinem Postkorb und erledigte im Gestühl mehrere Stunden lang die Korrespondenz.

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Der Kern des Tests sind jedoch die Kunden. Mehr als 10.000 Vielflieger waren in den vergangenen zwölf Jahren bereits hier in Raunheim und haben probegesessen und -gelegen. Doch nie war das Verfahren aufwändiger als dieses Mal. Fast ein Dutzend Mal suchte die Lufthansa aus ihren Miles-&-More-Kunden eine Gruppe aus, die gemessen an Gewicht, Körperbau und Ansprüchen das ganze Spektrum ihrer Passagiere widerspiegelte. Die schickte sie mit einem Tablet und gut 100 Fragen durch die Modelle – und befragte sie was ihnen fehlt. Als dann alle Varianten ausgereizt waren, traf sich schließlich der erweiterte Vorstand in Raunheim und traf eine Entscheidung.

Doch auch wenn es noch gut zwei Jahre bis zum Start sind, herrscht keine Ruhe. Denn fertig ist erstmal nur die Vorstellung der Lufthansa. Nun geht es darum, den Sitz und seine Technik an die Bedingungen an Bord anzupassen. Dabei werden noch jede Menge Kleinarbeiten fällig. Nach den Designern ist nun vor allem der – noch geheim gehaltene – Hersteller dran, zu bestimmen wie genau der Sitz gebaut wird. Denn ebenso wichtig wie das Aussehen ist, dass der Sitz möglichst leicht ist und viel aushält. Dazu sollen die Techniker im Ernstfall alle Teile oder auch den ganze Sitz ohne große Umstände wechseln oder nachrüsten können. „Es soll nicht wie beim letzten Umbau eine Milliarde Euro kosten und drei Jahre dauern bis alle unsere Flugzeuge den Sitz haben“, so Otto.

Auch in Raunheim herrscht keine Ruhe. Denn nun ist nach dem Business-Class-Sessel das Gestühl der Premium Economy und der Economy dran.

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