




Pilotenstreiks, Germanwings-Absturz, Kampf mit den Reisebüros: Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte in den vergangenen Monaten so viel um die Ohren, dass sein Projekt einer neuen Führungsstruktur für die Fluglinie fast in Vergessenheit geriet. Das dürfte sich morgen ändern, wenn der 47-Jährige die jüngsten Beschlüsse seines Aufsichtsrats verkündet.
Zwar steht erst mal kein großer Umbau des Vorstands an. „Es wird keine neuen Mitglieder geben“, erklärt ein Insider. Doch auch wenn die Veränderungen – trotz Beteiligung der Unternehmensberatung McKinsey – kleiner ausfallen als erwartet, bewegen sie doch einiges.
Die Nebeneinkünfte der Airlines abseits des Ticketverkaufs
Alaska Air Group
Jahresergebnis 2014: 921 Millionen US-Dollar
Vorjahr: -
Quelle: „Yearbook of Ancillary Revenue 2015” der IdeaWorksCompany
Qantas Airways
Jahresergebnis 2014: 1,4 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 09, 1,3 Milliarden US-Dollar
easyJet
Jahresergebnis 2014: 1,5 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 07, 1,4 Milliarden US-Dollar
Lufthansa
Jahresergebnis 2014: 1,6 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 08, 1,3 Milliarden US-Dollar
Southwest
Jahresergebnis 2014: 1,9 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 06, 1,6 Milliarden US-Dollar
Ryanair
Jahresergebnis 2014: 1,9 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 05, 1,7 Milliarden US-Dollar
Air France/KLM
Jahresergebnis 2014: 2 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 04: 1,7 Milliarden US-Dollar
Delta
Jahresergebnis 2014: 3,2 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 02, 2,5 Milliarden US-Dollar
AirwaysAmerican/US Airways
Jahresergebnis 2014 (Vorjahr): 4,7 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 03, 2 Milliarden US-Dollar (American)/ Platz 10, 1,1 Milliarden US-Dollar (US Airways)
United
Jahresergebnis 2014: 5,9 Milliarden US-Dollar
Vorjahr: Platz 01, 5,7 Milliarden US-Dollar
Die auffälligste Neuerung ist eine geänderte Verteilung der Aufgaben im Kerngeschäft Passagierflug. Bisher gab es einen Vorstand für das Geschäft unter der Marke Lufthansa nebst Teilen des Billiggeschäfts - und einen für den Rest des Fluggeschäfts.
Neue Figuren bei Lufthansa
Nun soll es offenbar einen Vorstand für das ganze Langstreckengeschäft geben. Dabei wird der aktuell für die Gesamtmarke Lufthansa zuständige Vorstand Karl Garnadt auch die Langstreckentöchter Swiss, Austrian sowie die Beteiligung an der belgischen Brussels Airline führen. Das soll vor allem dafür sorgen, dass die einzelnen Marken sich besser abstimmen. Derzeit jagen sie sich nämlich auf der Langstrecke gegenseitig die Kunden zu Kampfpreisen ab.
Im Gegenzug dürfte der heutige Swiss-Chef Harry Hohmeister das ganze Billiggeschäft – vornehm dezentraler Verkehr genannt – von Eurowings und Germanwings, sowie die Europaverkehre von Swiss, Austrian und Brussels führen.
Zwar gilt Hohmeister eher als Billigflug-fremder klassischer Lufthanseat. Doch mit seiner zupackenden Art hat er bei Swiss den Premiumservice erfolgreich mit niedrigen Kosten und Attacken auf die in Zürich und Genf hochaktiven Flugdiscounter vom Schlage Easyjet hinbekommen.
Dienstleister
Neue Gesichter gibt es dagegen auf der zweiten Führungsebene. Die auffälligsten: Die bislang in Köln ansässige Wings-Gruppe wird stärker von Frankfurt aus geführt, weshalb etwa der heutige Germanwings-Chef Thomas Winkelmann in der Zentrale Finanzchef der Lufthansa-Marke wird und die Verantwortung für das Drehkreuz München übernimmt. Der bisherige Inhaber dieses Postens Thomas Klühr wird nach Lage der Dinge als neuer Swisschef nach Zürich ziehen. Dazu soll der McKinsey-Berater Detlef Kayser eine Art Stabschef unterhalb des Konzern-Vorstands werden.
Das alles ist noch nicht der große Umbau. „Aber der kommt spätestens in zwei Jahren“, so ein Insider. Dann endet nicht nur die Amtszeit des heutigen Aufsichtsratschefs Wolfgang Mayrhuber, dessen angeschlagene Gesundheit zuletzt am Ende voreilige Gerüchte über einen vorzeitigen Rücktritt auslöste. Auch Garnadts Vertrag läuft dann aus.