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Lufthansa Flugbegleiter streiken am Freitag bundesweit

Die Lufthansa-Flugbegleiter weiten ihren Streik auf ganz Deutschland aus. Am Freitag sollen die Stewardessen und Stewards zum ersten Mal von 0 bis 24 Uhr die Arbeit an allen Lufthansa-Flughäfen in Deutschland niederlegen.

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Die größten Baustellen der Lufthansa
1. UnternehmensorganisationWährend andere Fluglinien wie British Airways bereits massiv Personal abgebaut haben, leistet sich die Lufthansa in vielen Bereichen Doppelarbeiten. So haben nicht nur das Fluggeschäft, sondern auch die großen Töchter wie das Wartungsgeschäft eigene große Hauptverwaltungen. Dazu werkeln etwa die EDV-Abteilung des Fluggeschäfts parallel zu den Fachleuten der konzerneigene IT-Tochter Lufthansa Systems und legen einander nicht selten eher Steine in den Weg als die beste Lösung zu suchen. Quelle: Reuters
2. UnternehmenskulturDie Lufthansa gibt fürs Personal pro Flugkilometer mindestens ein Drittel mehr aus als wichtige Wettbewerber. Das liegt unter anderem an vielen alten Privilegien. So hat die Linie aus ihrer Zeit als Behörde das System übernommen, dass die Gehälter steigen je länger ein Mitarbeiter zum Unternehmen gehört. Dazu ist die Lufthansa in den vergangenen Jahren eher durch Zukäufe als organisch gewachsen. Dadurch kamen vor allem besser bezahlte Mitarbeiter dazu und weniger Berufseinsteiger, die das Durchschnittsgehalt drücken. Quelle: dpa
3. Hohe Eigenständigkeit der Tochtergesellschaften Ob Frachtgeschäft, Cateringküchen oder Fluggeschäft: die einzelnen Tochtergesellschaften dürfen weitgehend ohne Vorgaben aus der Zentrale arbeiten. So leisten sich nicht nur alle Töchter eigene Einkaufsabteilungen, obwohl ein zentraler Einkauf in der Regel bessere Preise bekäme. Die einzelnen Fluglinien organisieren ihren Service auch nach eigenen Regeln. Statt den Ticketverkauf zentral zu koordinieren, jagen sich die einzelnen Gesellschaften gerade in Krisenzeiten gegenseitig Kunden ab. Quelle: Pressebild
4. Umständliche Fliegerei Billigflieger kommen mit ein oder zwei Flugzeugtypen aus und bekommen dadurch beim Einkauf, der Ausbildung des Personals und der Wartung der Maschinen Mengenrabatte. Die Lufthansa hingegen hat in ihrer Flotte mindestens zehn verschiedene Typen und fliegt entsprechend teurer. Quelle: dpa
5. Hohe Fertigungstiefe Während andere Fluglinien längst ihr Wartungsgeschäft und die Flugküchen abgestoßen haben, legt die Lufthansa Wert auf ihre Rolle als 'Aviationkonzern', zu deutsche: Komplettanbieter. Zwar verdienen die Töchter - allen voran die Werften der Lufthansa Technik - gutes Geld. Doch weil der Kranich seine Maschinen nicht zu anderen Werkstätten schicken kann, zahlt er dem Vernehmen nach im Schnitt mehr als andere Linien. Quelle: Pressebild
6. Zu einheitliches ProduktEgal ob innerdeutscher Kurzstreckenhüpfer oder eine lange Strecke nach Istanbul: Lufthansa will auf allen Strecken als Lufthansa mit einem Premiumprodukt präsent sein und nicht die konzerneigene Edel-Billiglinie Germanwings fliegen lassen – auch wenn die Kundschaft etwa von Köln nach Berlin vor allem preisbewusst Economy Class bucht und auf Lounges oder Schaumwein an Bord wenig Wert legt. Erste Ansätze, das zu ändern gibt es allerdings. Auf einigen Europastrecken übernimmt seit 1. Juli 2013 Germanwings bisherige Routen der Lufthansa. Quelle: dpa/dpaweb
7. Verlustbringende Zukäufe Dass Swiss als erste übernommene Fluglinie bis heute eine Ertragsperle ist, erweist sich im Nachhinein als Fluch. Denn die guten Zahlen der Schweizer ließen alle glauben, dass jeder Zukauf mit ein paar Umbauten zu einer kleinen Swiss werden kann. Doch stattdessen schreiben die Töchter wie Austrian Verluste oder drohen wie Brussels Airlines in die roten Zahlen zu rutschen. Quelle: AP

Das teilte die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo am Dienstagabend mit. Grund sei, dass die Airline sich in dem Tarifkonflikt bislang nicht bewegt habe. Die Kranich-Airline muss sich damit auf einen der größten Arbeitskämpfe ihrer Geschichte gefasst machen.

Die Lufthansa könne den Ausstand noch abwenden, wenn sie ein Schlichtungsverfahren einleite, sagte UFO-Chef Nicoley Baublies dem Bayerischen Rundfunk. Der Konzern bleibt jedoch hart. "Wir sehen keinen Grund für eine Schlichtung, weil die Offerte schon auf dem Tisch liegt und sie eine gute Basis für weitere Verhandlungen ist", sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Am Dienstag stürzten die Flugbegleiter mit Streiks in Frankfurt, München und Berlin die Lufthansa erneut ins Chaos. Übernächtigte Fluggäste, hektische Lufthansa-Mitarbeiter und dichtes Gedränge vor den Schaltern prägten das Bild an den Airports. Insgesamt fielen an den drei Flughäfen etwa 350 der weltweit 1800 Flüge der Lufthansa aus, wie die Fluggesellschaft auf ihrer Internetseite mitteilte. Die Zahl könne sich aber noch ändern. Tausende Passagiere saßen fest. Nach Aussagen von Baublies dürfte die endgültige Zahl der Annullierungen nach Erhebungen der Gewerkschaft eher bei 650 bis 700 liegen. "Der Streik ist für uns ein voller Erfolg", sagte er zu Reuters.

Der Ton verschärft sich

Bereits zum Streikauftakt am vergangenen Freitag hatten die Stewards und Stewardessen ihre Arbeit zwar lediglich am Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt niedergelegt, aber dennoch eine durchschlagende Wirkung erzielt: 26.000 Passagiere saßen fest, 190 Flüge fielen aus, der größte Flughafen Deutschlands wurde vorübergehend gesperrt. Allein dieser erste Streiktag kostete die größte deutsche Fluggesellschaft Millionen.

Der Ton in der Tarifauseinandersetzung wird auch bei der Lufthansa schärfer. Der Konzern übt scharfe Kritik an der jüngsten Streikwelle. "Das ist keine Taktik der Nadelstiche wie von Ufo angekündigt. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Kunden," sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther zu Reuters. Der Schaden dürfte am Dienstag - wie am ersten Streiktag am Freitag - wieder in die Millionen gehen. Er appellierte an Gewerkschafter Baublies, den Streik zu beenden: "Auch ein Gewerkschaftsführer trägt Verantwortung für die Mitglieder und das Unternehmen. Mit einem Streik schadet er dem Unternehmen langfristig."

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