Lufthansa Wie gerechtfertigt ist der Pilotenstreik?

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Lufthansa-Piloten geht es auch nach der Anpassung gut


Weil die Belastung so hoch ist, müsse es den Piloten doch möglich sein, individuell zu entscheiden, ob sie dem Druck noch gewachsen sind, erklärt deshalb die Gewerkschaft und fragt: "Wer möchte mit Piloten fliegen müssen, die sich nicht mehr fit fühlen, aber aus finanziellen Gründen weiterfliegen müssen?"

Wohl kaum jemand. Fakt ist aber auch: Flugmediziner bescheinigen den meisten Piloten, noch wesentlich länger dienstfähig zu sein als bis ins Alter von 59 Jahren. In anderen Ländern fliegen die Piloten häufig, bis sie 65 sind. Und offenbar gibt es sogar auch einige Piloten, die nach ihrem finanziell angenehmen Abschied von der Lufthansa noch bei anderen Airlines anheuern.


Tatsächlich gibt es aber Flugzeugführer, die früher an ihre Leistungsgrenze stoßen. Für die es ein Risiko wäre, weiterzufliegen. Natürlich muss es ihnen möglich sein, ehrenvoll aus dem Dienst zu scheiden und einen gewissen Lebensstandard zu halten.
Einen Ausstieg vor dem Rentenalter versüßen die meisten anderen Airlines aber sehr viel schlechter als die Lufthansa und erlauben es sehr viel später. Im Branchenvergleich geht es den Lufthansa-Piloten überdurchschnittlich gut. Das wird es auch nach der Anpassung noch so sein. Nur ein Incentive, das Lockmittel der sehr angenehmen Frührente, fällt geringer aus beziehungsweise später an.

Vor allem künftige Piloten betroffen

Das war aber nicht der Deal, argumentieren die Lufthansa-Piloten. Seit Jahrzehnten sei das ein Grund gewesen, bei der Lufthansa zu beginnen. Auch das stimmt. Im Kampf um die Besten hat die Kranich-Linie mit viel Gehalt gelockt. Ein Teil des Geldes wurde eben nicht sofort ausgezahlt, sondern zurückgehalten, um den Piloten einen angenehmen Ausstieg zu ermöglichen, wenn sie aus medizinischen Gründen nicht mehr fliegen können.

Dass sie nun auf diesen Komfort verzichten müssen, weil der Lufthansa-Konzern Gewinne steigern, Dividenden ausschütten und investieren will, ist für Piloten nur schwer nachzuvollziehen.


Der Lufthansa bleibt allerdings kaum eine andere Möglichkeit als in neue Maschinen und Angebote zu investieren, um im harten Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren. Und dafür braucht sie potente Investoren, die mit Ausschüttungen bei Laune gehalten werden. Und wenn dafür an anderen Stellen gespart werden muss, ist kaum verständlich, warum die Piloten ungeschoren bleiben sollten.
Zudem gilt die Neuregelung bei der Frührente nur eingeschränkt für die Piloten, die derzeit die Arbeit niederlegen - sondern vor allem für künftige. Und Pilotenanwärter bei der Lufthansa sollten nach all dem medialen Bohei der vergangenen Woche und Monate ziemlich genau wissen, worauf sie sich einlassen.

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