Lufthansa Miles & More „Reisende mit teuren Tickets stehen schlechter da“

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Welche Anreize setzt das neue Miles & More System?

Bonusprogramme sollen ja die Kunden zu mehr Flügen reizen. Welche Anreize setzt das neue System?
Es reizt deutlich stärker als das heutige System dazu, öfter zu fliegen – und weniger als heute, teurere Tickets zu kaufen. Dazu bevorzugt das neue System Premium-Tickets der First und Business Class. Bislang gab es ja oft den Fall, dass Tickets in der Economy oder Premium Economy mehr Punkte brachten als manche Business-Tickets. Das ist jetzt vorbei. Nun sind Business und die günstigsten Economy-Tickets aufgewertet.

Gibt es weitere Änderungen bei den Anreizen?
Die Lufthansa lenkt im Rahmen ihrer Allianzen mehr Verkehr auf sich. Die Kunden müssen ja für den Frequent Traveller oder Senator-Status mindestens die Hälfte der nötigen Punkte in der Lufthansa-Gruppe oder bei mitherausgebenden Miles & More Airline Partnern erfliegen. Das geht zu Lasten der Partnerlinien in der Star Alliance, die oft günstigere Tickets anbieten. Dazu müssen die Kunden ihren Status jährlich erneuern. Das zwingt sie regelmäßiger zu fliegen. Deshalb können sie nach einem intensiven Jahr nicht wie bisher mal ein Jahr kürzertreten. Das hilft Lufthansa, ihre Maschinen besonders in den Premium-Abteilen besser auszulasten. Dazu kann es manche Mitglieder des zweithöchsten Rangs Senator anstacheln, mal ein Jahr besonders oft Lufthansa zu buchen, um einmal zum HON Circle zu gehören. Dafür reichen nun zehn First-Class-Tickets egal wohin. Aktuell sind auf langen Strecken etwa 14 Flüge nötig und auf kurzen Strecken auch mal bis zum Doppelten – wenn auch innerhalb von zwei Jahren.

Warum hat die Lufthansa diese Umstellungen gemacht?
Ich vermute, dass sie vor allem einfacher und verständlicher werden wollten. Ein kompliziertes Programm wirkt auf viele Kunden nun mal nicht besonders anziehend. Dazu reagiert die Lufthansa auf ihre Wettbewerber. Das von der Lufthansa im vorigen Jahr eingeführte System zur Gutschrift von Meilen nach dem Ticketpreis haben die US-Linien schon länger. Und das künftige Punktesystem haben British Airways und Air France-KLM, zwei Hauptkonkurrenten, auch schon – und sie haben damit Erfolg. Das neue System fördert zudem häufiges Fliegen – es wird also wieder ein waschechtes Vielfliegerprogramm.

Ist es im neuen System einfacher, einen Top-Vielfliegerstatus bei Lufthansa zu bekommen als bei British Airways oder Air France?
Nein. Bei beiden Fluglinien ist es deutlich günstiger, in die Top-Ränge zu kommen. Wer bei Lufthansa HON werden will, muss zehn Mal First-Class-Return mit Zubringer fliegen, also im allergünstigsten Fall im Rahmen geeigneter Sonderangebote 20.000 Euro zahlen. Bei British Airways erreicht man den Rang BA Gold mit geeigneten Strecken bereits unter 3000 Euro. Allerdings ist der HON Circle Status von seinen Vorteilen noch einmal deutlich höher zu bewerten als ein BA Gold Status. Ähnlich ist das beim Senator. Dort braucht der Kunde zwei Lufthansa-Business-Class-Flüge und zwei solche Verbindungen bei Partner-Linien. Für den vergleichbaren BA-Status reicht oft schon ein Business-Class-Flug mit geeignetem Zubringer.

Ihr Unternehmen lebt bisher davon, ihre Kunden auf Sonderangebote und Tickets mit Extrameilen hinzuweisen. Müssen Sie sich nun ein neues Geschäft suchen?
Nein, im Gegenteil. Das neue stark vereinfachte Lufthansa System wird hoffentlich noch mehr Kunden begeistern, das Thema Vielfliegerstatus anzugehen und dann zeigen wir stets die günstigsten Optionen dafür – denn der Preis gewinnt jetzt weiter an Bedeutung. Mir fiele jetzt direkt spontan ein, wie man den HON Circle für deutlich unter 10.000 Euro erreichen könnte. Zudem werden wir vielen Kunden in 2020 helfen, den Lufthansa Senator Status vorab bis 2023 oder 2024 zu sichern. Und all die anderen Vielfliegerprogramme gibt es ja auch noch.



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