Lufthansa Piloten beenden Gespräche im Tarifkonflikt

Drohen wieder neue Streiks bei der Lufthansa? Vorerst wohl nicht. Aber die Frage ist wieder aktuell, nachdem die Gewerkschaft der Piloten die Gespräche mit der Lufthansa in dem jahrelangen Tarifkonflikt beendet hat.

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Drohen wieder neue Streiks bei der Lufthansa? Quelle: dpa

Eine Einigung im seit vier Jahre schwelenden Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa und ihren Piloten rückt in weite Ferne. Eine Streikwelle wie in der Vergangenheit droht allerdings nicht - zumindest nicht in naher Zukunft. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kündigte am Freitag die seit Jahresanfang laufenden informellen Gespräche mit dem Unternehmen. "Trotz aller anderslautender Bekundungen scheint der Lufthansa-Vorstand offensichtlich kein Interesse an einer Losung mit seinen Konzerntarifvertrags-Piloten zu haben", sagte ein VC-Sprecher. Die Lufthansa wies dies zurück und bot der Gewerkschaft an, die jüngste Verhandlungsrunde fortzusetzen. Cockpit hat seit Beginn des Konflikts bereits 13-mal gestreikt.

Im Kern geht es um für die Lufthansa nötigen Kosteneinsparungen und den Ausbau der neuen Billigfluglinie Eurowings. Denn Konzern-Chef Carsten Spohr sind die gut dotierten Arbeitsverträge der Piloten ein Dorn im Auge. Deshalb treibt er den Ausbau von Eurowings voran - ohne Arbeitskräfte mit Konzerntarifvertrag. Aus Sicht der Piloten spielt er damit zwei Unternehmensteile gegeneinander aus.

Die Gewerkschaft ist nach einer Schlappe vor Gericht im September 2015 im Arbeitskampf vorsichtig geworden. Nach Auffassung des hessischen Landesarbeitsgerichts streikte die VC damals nicht in erster Linie für bessere Bedingungen der Piloten, sondern gegen Eurowings. Das sei aber eine unternehmerische Entscheidung und nicht Gegenstand von Tarifverhandlungen. Da die Piloten alle Themen auf die Agenda setzen wollten, einigte man sich auf informelle Gespräche.

Ziel der Verhandlungen sei es gewesen, "nachhaltige Arbeitsplatzperspektiven" fur das Cockpitpersonal bei Lufthansa, seiner Frachtsparte Lufthansa Cargo und Germanwings zu vereinbaren, erklärte Cockpit. "Diese informellen Gespräche auf der Suche nach einer Lösung sind hiermit beendet", betonte der VC-Sprecher. Im bisherigen Stil werde es nicht weitergehen. Ob und wie man weiter verhandeln werde, ließ der Sprecher offen. Zunächst werde man die Gewerkschaftsmitglieder informieren.

Streiks sind nicht in Sicht

Die Lufthansa bot der Gewerkschaft postwendend an, die jüngste Verhandlungsrunde fortzusetzen. Ziel sei es weiter, gemeinsam mit der VC "eine Gesamtlösung aller Tarifthemen für die rund 5400 Piloten im Konzerntarifvertrag zu erarbeiten", sagte ein Konzern-Sprecher. Dennoch dürfte zwischen den Konfliktparteien zunächst einmal Funkstille einkehren. Denn die Lufthansa und die Piloten wollten eigentlich ausloten, ob es sich lohnt, offizielle Tarifverhandlungen zu führen. Aus Verhandlungskreisen hieß es, eine Option sei, nun in getrennten Tarifgesprächen einzelne Themen anzugehen. Streiks sind vorerst ausgeschlossen. Denn um einen Arbeitskampf rechtlich abzusichern, müssten zunächst ernsthafte Verhandlungen geführt und diese dann formal für gescheitert erklärt werden.

Piloten-Streiks bei der Lufthansa

Anleger reagierten verschnupft auf die Aussicht, dass sich eine Lösung des Streits weiter verzögert. Die Lufthansa-Aktie war mit einem Minus von rund zwei Prozent einer der größten Verlierer im Leitindex Dax. Branchenexperten sehen ein Kostenproblem auf Deutschlands größte Airline zukommen, falls sie den Konflikt nicht bald löst. "Die Märkte sind schwierig und es wird noch schwieriger - vor allem wenn der Ölpreis wieder steigt", sagte ein Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Vielleicht muss das Unternehmen durch dieses Tal gehen, bevor die Leute bereit sind, sich zu bewegen."

Mit zwei Berufsgruppen hat die Lufthansa ihren Streit zuletzt beigelegt. Mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo einigte sich der Konzern Anfang Juli auf einen neuen Tarifvertrag für 19.000 Stewards und Stewardessen. Ende 2015 erzielte der Vorstand auch einen Abschluss mit Verdi für die 30.000 Beschäftigten des Bodenpersonals und anderer Konzerntöchter.

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