Hinzu kommen Überkapazitäten. Die vier größten Linien Europas haben 200 neue Jets bestellt – aus Angst, im scheinbar endlosen Aufschwung nicht genug neue Maschinen zu bekommen. Weil die Kaufverträge, anders als bei US-Linien, ein Verschieben der Auslieferung kaum zulassen, vergrößern sie die Flotten, obwohl sie die alten Flieger schon nicht voll bekommen.
Dazu wächst das Angebot, weil die neuen Maschinen in der Regel größer sind als die alten. So lässt die Lufthansa-Billigtochter Eurowings die Zahl der Flieger zwar gleich. Doch sie ersetzt ihre Bombardier-Regionaljets mit bis zu 100 Plätzen durch Airbus-Maschinen mit gut 150 Sitzen, die für viele kleinere Routen wie Düsseldorf–Birmingham oder Hamburg–Oslo zu groß sind, um sie profitabel zu füllen.
Zu guter Letzt plagt die Branche ein Herdentrieb. So setzen derzeit alle Linien auf Billigflieger. Kaum einer sucht nach Nischen wie Air Baltic aus Lettland, der mit einem breiten Angebot längerer Strecken und der Möglichkeit, schnell im Baltikum umzusteigen, eine unerwartete Wiedergeburt gelang.
Skytrax-Ranking: Die besten Airlines der Welt
Hainan Airlines
Vorjahr: Rang 12
Etihad Airways
Vorjahr: Rang 6
Lufthansa
Vorjahr: Rang 10
EVA Air
Vorjahr: Rang 8
Cathay Pacific
Vorjahr: Rang 4
Emirates
Vorjahr: Rang 1
ANA All Nippon Airways
Vorjahr: Rang 5
Singapore Airlines
Vorjahr: Rang 3
Qatar Airways
Vorjahr: Rang 2
Wie im Gleichschritt reagierte die Branche auch auf den Nachfragerückgang nach der Entscheidung der Briten, aus der EU auszusteigen, der die Buchungen etwa bei Easyjet um zehn Prozent sinken ließ. Statt ihre Expansion zu stoppen, bauen sie ihre Kapazitäten aus und schicken ihre Flieger einfach vermehrt nach Mitteleuropa und besonders nach Deutschland, wo sie mangels Nachfrage nicht profitabel gefüllt werden können.
Ein schnelles Ende der Krise ist nicht in Sicht. Zwar richten erste Linien zaghaft ihr Netz neu aus. Norwegian will einige ihrer gut 200 bestellten Flugzeuge außerhalb Europas bei einer neuen Billigtochter auf den niederländischen und französischen Karibikinseln fliegen lassen.
Doch das ist zu wenig. „Die Wende zum Besseren kommt garantiert nicht in ein paar Wochen“, so Analyst Lobbenberg – und rät daher seinen Kunden, alle europäischen Airline-Aktien zu verkaufen.