Lufthansa Spohr für Schlichtung mit Gewerkschaft Ufo

Carsten Spohr Quelle: REUTERS

Die Lufthansa ist im Streit mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo nach den Worten von Vorstandschef Carsten Spohr zu einer Schlichtung bereit.

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Der zweitägige Streik der Lufthansa-Flugbegleiter mit mehr als 1000 Flugstreichungen bringt Bewegung in den verhärteten Konflikt des Unternehmens mit der Gewerkschaft Ufo. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte sich am Donnerstag zu einer tags zuvor von Ufo angeregten Schlichtung bereit. Er deutete zudem an, dass die Lufthansa das rechtliche Vorgehen gegen die Tariffähigkeit der Gewerkschaft aufgeben könnte. „Wir sind zuversichtlich, auf dem Weg zu einer Schlichtung auch einen Weg zu finden, die bestehenden rechtlichen Fragen zu überwinden“, sagte Spohr. Bei den anstehenden Gesprächen mit den verschiedenen Flugbegleiter-Gewerkschaften strebt der Lufthansa-Chef einen einheitlichen Tarifvertrag an. Es könne auch bei der Lufthansa-Kerngesellschaft nur einen Tarifvertrag geben, sagte er. Hier müssten sich Unternehmen, Belegschaft und ihre Vertreter verständigen und bestehende „Verhärtungen“ ausräumen.

Wie unterdessen der anhaltende Rückgang des Betriebsgewinns im dritten Quartal zeigt, käme für die mit einem harten Preiskampf in Europa beschäftigte Airline ein langer teurer Streik zur Unzeit. Im saisonal stärksten dritten Quartal ging der bereinigte Betriebsgewinn abermals zurück. Trotz leichten Umsatzzuwachses um drei Prozent auf 27,7 Milliarden Euro sank er um acht Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Nach neun Monaten lag das Betriebsergebnis 30 Prozent unter Vorjahr, der Konzerngewinn mit 1,04 Milliarden Euro sackte noch stärker um 43 Prozent ab. Grund sind vor allem gestiegene Treibstoffkosten und der Preiskampf in Europa. Die Lufthansa steigt deshalb noch stärker auf die Kostenbremse und verordnete den Töchtern Austrian und Brussels Airlines sowie der Frachtsparte Cargo Sparprogramme.

Die Gewerkschaft Ufo reagierte zurückhaltend. Sprecher Nicoley Baublies erklärte am Münchener Flughafen, man nehme ein Angebot der Lufthansa zu Gesprächen am Wochenende an und werde danach entscheiden, ob man in konkrete Schlichtungsverhandlungen trete. „Wir werden diesen Versuch machen. Wir wissen noch nicht, ob er erfolgreich ist.“

Der von Ufo ausgerufene Streik hat bereits am ersten Streiktag Donnerstag zu zahlreichen Flugausfällen geführt. Der bis Freitag geplante 48-stündige Ausstand begann um Mitternacht, wie ein Sprecher der Gewerkschaft Ufo bestätigte. Rund 1300 Flüge wurden abgesagt.

Der Konzern strich für Donnerstag bei seiner Hauptmarke Lufthansa rund 700 der weltweit 1100 geplanten Flüge, so dass an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben und auch ein Großteil der Überseeflüge ausfallen muss. An Flughäfen im In- und Ausland wurden Verbindungen nach Frankfurt und München abgesagt.

Zusammen mit 600 geplanten Stornierungen am Freitag sind der Airline zufolge rund 180.000 Passagiere betroffen. Den Kunden wurden Umbuchungen auf andere Gesellschaften und Tage sowie im innerdeutschen Verkehr auf die Bahn angeboten. Dort war am Morgen sowohl in Hessen als auch bundesweit die Verkehrslage normal, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Auch in den Terminals der Flughäfen Frankfurt und München blieb es ruhig. Es habe keine langen Warteschlangen an den Schaltern gegeben, berichteten Sprecher. „Wir gehen davon aus, dass sich die Passagiere im Vorhinein informiert haben“, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport.

Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. Für die vier anderen Flugbetriebe wurden jeweils separate Forderungen aufgestellt und Urabstimmungen abgehalten.

Der Streik bei der Lufthansa ist das Ergebnis eines kleinlichen Kampfs mit einer ungeliebten Gewerkschaft. Die Leidtragenden sind die Passagiere. Mal wieder. Dass es auch anders geht, beweist ein Blick ins Ausland.
von Rüdiger Kiani-Kreß

In dem gesamten Konflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob Ufo überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann.

Die Lufthansa war am Mittwoch in zwei Gerichtsinstanzen mit dem Versuch gescheitert, den Streik noch mit juristischen Mitteln zu stoppen. Sowohl das Arbeitsgericht Frankfurt als auch das hessische Landesarbeitsgericht lehnten eine Einstweilige Verfügung gegen den Ufo-Streik ab.

Nach Einschätzung der Richter sind die Tarifverträge korrekt gekündigt worden, der Streikbeschluss sei gültig. Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnten sie ebenfalls ab. Hier handele es sich um interne Regelungen der Ufo ohne Außenwirkung.

Die Gewerkschaft Ufo hat eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht angekündigt. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein. Einzelheiten wollte Ufo am Donnerstag nennen.

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