Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) verlängert ihren Streik bei der Lufthansa um einen weiteren Tag. Am Freitag sollen die Kurzstrecken bestreikt werden, teilte die VC am Mittwochabend in Frankfurt mit.
Die Lufthansa hatte zuvor angekündigt, wegen des Pilotenstreiks auch am Donnerstag viele Verbindungen aus dem Flugplan zu nehmen. Insgesamt werden an dem Tag 912 Flüge ausfallen, darunter 82 auf der Langstrecke, wie die Lufthansa am Mittwoch mitteilte.
Zuvor hatten die deutschen Flughäfen mittgeteilt, dass sie Schäden in Millionenhöhe wegen des Streiks der Lufthansa-Piloten und des Kabinenpersonals bei Eurowings befürchten. Die Airports seien inzwischen immer häufiger Schauplatz von Tarifauseinandersetzungen, kritisiert der deutsche Flughafenverband ADV: „Diese Entwicklung ist nicht akzeptabel und geht weit über das vertretbare Maß hinaus“, sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Die zunehmenden Streiks schadeten dem Flughafenstandort Deutschland und dem Image des Luftverkehrs. Die Airports würden sich ohnehin in einem „sehr angespannten wirtschaftlichen Umfeld“ bewegen, sagte Beisel weiter. Streikbedingte Flugausfälle bedeuteten unnötige zusätzliche Belastungen.
Womit die Lufthansa ihr Geld verdient
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 32,1 Milliarden Euro
Angaben für 2015
Quelle: CAPA, Unternehmensangaben
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 16 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 5,4 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 4,5 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 10,1 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 2,1 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 2,1 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 1,9 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 2,0 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 2,4 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 0,1 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 5,1 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 8,8 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 3 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): 2,8 Prozent
Umsatz (inklusive interner Umsätze): 2,5 Milliarden Euro
Gewinnmarge (Ebit): -15,2 Prozent
Die Lufthansa drängt die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zu einer Vermittlung. „Wir sagen: Wir müssen die Schlichtung haben“, sagte Lufthansa-Sprecher Martin Leutke im ZDF-„Morgenmagazin“. Er warf der VC vor, sie sei „offenbar mehr an einer Eskalation interessiert als an einer zielorientierten Lösung des Konflikts“.
Zugleich betonte das Unternehmen seine Bereitschaft zu neuen Tarifverhandlungen. Doch der Tarifstreit scheint derzeit festgefahren: Die Gewerkschaft drohte mit einer Fortsetzung des Arbeitskampfs.
Trotzdem versucht die Lufthansa die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit unter finanziellen Druck zu setzen. Eine zwischenzeitlich ruhende Schadenersatzklage über 60 Millionen Euro werde nun wieder weiterverfolgt, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch in Frankfurt.
Die Forderung bezieht sich auf die erste Streikrunde im aktuellen Tarifkonflikt aus dem April 2014, die vom Unternehmen als nicht rechtmäßig eingeschätzt wird. Lufthansa hatte die Klage ruhen lassen, um die laufenden Gespräche mit der Vereinigung Cockpit nicht zu belasten. Das hat sich mit der mittlerweile 14. Streikrunde erledigt.
Eine erfolgreiche Forderung in dieser Höhe würde die Gewerkschaft überschulden. Allerdings haben Gerichte bislang äußerst selten entschieden, dass Gewerkschaften nach Arbeitskämpfen Schadenersatz leisten müssen.
Die VC-Piloten legten die Fluglinie seit der Nacht zum Mittwoch mit ihrem mittlerweile 14. Streik großenteils lahm. Allein am Mittwoch sagte Deutschlands größte Airline fast 900 Flüge ab, davon etwa 50 Interkontinentalverbindungen. An diesem Donnerstag soll der Streik weitergehen.
Nicht betroffen sind Flüge der Lufthansa-Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels Airlines und Air Dolomiti. Bereits am Dienstag hatten die von Verdi organisierten Flugbegleiter bei der Teilgesellschaft Eurowings Deutschland GmbH etwa jeden zweiten Flug verhindert. Betroffen waren rund 4100 Passagiere.