Und ganz grundsätzlich gilt bei Eurowings nicht mehr der - sehr gute - Lufthansa-Tarif. Und so erhebt die Vereinigung Cockpit den Konflikt denn auch zur Grundsatzdebatte über die Zukunft des Personals. "Lufthansa beherrscht als Fast-Monopolist den Arbeitsmarkt für Piloten in Deutschland, Österreich und der Schweiz", sagt VC-Sprecher Wahl. "Um nicht einem Tarifdiktat unterworfen zu sein, sind entsprechend starke Gewerkschaften notwendig."
Doch was die Vereinigung Cockpit als “aggressive Tarifflucht” bezeichnet, ist Kernbestandteil von Spohrs Strategie, die Lufthansa zukunftssicher zu machen. Obwohl der Lufthansa-Chef noch in der vergangenen Woche den "besten Sommer überhaupt" bejubelte, ist klar, dass er das Unternehmen neu aufstellen muss.
Die einst stolze Kranichlinie ist eingekeilt im Wettbewerb mit den Airlines vom Golf auf der Lang- und den Billigfliegern auf der Kurzstrecke. Einen aggressiven Preiskampf mit den Angreifern kann sich der Konzern kaum erlauben, unter anderem weil die Personalkosten höher sind.
An einem Sparkonzept - und dessen Weiterdreh, der Billigtochter Eurowings führt aus Spohrs Sicht kein Weg vorbei. "Es geht nicht anders", erklärte er noch vor wenigen Tagen. "Wir müssen, um die Führungsrolle zu erhalten und nicht von Low-Cost-Carriern verdrängt zu werden, unsere Kostensituation auf das Niveau der Wettbewerber bringen."
Die Personalkosten der Fluggesellschaften
Bei der deutschen Lufthansa machten die Personalkosten im Geschäftsjahr 2014 23 Prozent der Ausgaben aus: Sage und schreibe 7335 Millionen Euro investierte die Fluglinie in ihre Mitarbeiter.
Quelle: Handelsblatt
Stand: September 2015
Prozentual gibt Air France-KLM mehr Geld fürs Personal aus als Lufthansa: 29 Prozent der Gesamtausgaben fließen in die Bezahlung der Angestellten. In absoluten Zahlen sieht das etwas anders aus: Die Personalkosten betrugen im Geschäftsjahr 2014 7136 Millionen Euro.
IAG, zu der British Airways und Iberia gehören, gab 2014 rund 4325 Millionen Euro für Piloten, Servicepersonal und weitere Mitarbeiter aus. Anteilig an den Gesamtausgaben des Geschäftsjahrs genauso viel wie die Lufthansa: 23 Prozent.
Ohne die Service-Tochter Dnata gab die arabische Fluggesellschaft 2431 Millionen Euro für ihre Angestellten aus. Damit machten Lohnkosten u. ä. lediglich 14 Prozent der Gesamtausgaben des Geschäftsjahrs 2014 aus.
16 Prozent der Gesamtausgaben von Turkish Airlines waren im Geschäftsjahr 2014 Personalkosten. In absoluten Zahlen: 1275 Millionen Euro.
Air Berlin gab 2014 524 Millionen Euro fürs Personal aus - 12 Prozent der Gesamtausgaben.
Ryanair hat günstiges Personal: lediglich 11 Prozent der Gesamtausgaben wurden 2014 in die Mitarbeiter investiert. 502 Millionen Euro waren es aber immerhin.
Auch Easyjet hält die Personalkosten relativ gering: 594 Millionen Euro (12 Prozent der Gesamtausgaben) wurden 2014 in die Mitarbeiter investiert.
Die Äußerung lässt wenig Platz für Spielraum. Schon in der Vergangenheit hatte die Lufthansa kein Interesse daran gezeigt, das Konzept “Eurowings” mit der Gewerkschaft zu diskutieren. Das sei Unternehmensstrategie und nicht Teil der Tarifverhandlungen, hieß es stets ziemlich deutlich.
Dass die Lufthansa im Punkt Eurowings also nicht mit sich reden lassen wird, ist eigentlich klar. Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals, UFO, hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass man die Einstellung des Eurowings-Projekts als Bedingung für Verhandlungen "guten Gewissens als unrealistisch bezeichnen" könne.
UFO warf den Piloten vor, sogar vor mit ihren starren Forderungen und unnötigen Eskalationen Arbeitsplätze in Gefahr zu bringen. "Auch UFO hat die Erfahrung gemacht, dass es momentan schwierig ist, tragfähige und dauerhafte Ergebnisse mit der Lufthansa zu finden”, heißt es in einem Schreiben. Die Kabinengewerkschaft sei allerdings davon überzeugt, “dass der Versuch am Verhandlungstisch und nicht nur auf der Straße unternommen werden muss".