Das sei auf Dauer kein Grund gegen eine Zusammenarbeit, urteilen Branchenkenner. „Die sind vielleicht nicht der ideale Partner, aber doch der am wenigsten gefährliche“, so ein Lufthanseat.
Zum einen sind für die Lufthansa die möglichen Nachteile aus einer Kooperation mit Turkish deutlich kleiner als bei Emirates. Immerhin hat die Türkei mehr Einwohner und mehr Verkehr als die Golfstaaten. Dazu ist die Türkei ein Wachstumsmarkt. Viele Bürger und vor allem Unternehmen haben Verbindungen nach Deutschland. „Natürlich macht man lieber eine Allianz mit jemandem auf, der ein paar eigene Passagiere mitbringt", so Brützel.
Zudem ist das Turkish-Netz eine gute Ergänzung. Die Linie hat dank ihren zahlreichen kleineren Maschinen viele Ziele im Programm, die Lufthansa sowie andere Golfcarrier mit ihren großen Maschinen kaum füllen können.
Weiterer Bonuspunkt: der Flughafen Istanbul. Wenn wie geplant Ende des Jahrzehnts der neue Flughafen der Stadt öffnet, hat er fast unbegrenzte Kapazitäten. Aufgrund seiner Lage am südöstlichen Ende Europas eignet er sich gut als Verteiler für Umsteiger aus dem Rest Europas. Auf dem Weg von und nach Asien müssen die Jets weniger Umwege fliegen als bei Reisen über Dubai oder Katar. „Und die ganzen Südeuropäer fliegen dann anders als bei Frankfurt oder Zürich schon mal in die richtige Richtung", so Brützel.
Auch beobachten Lufthanseaten, dass Turkish in jüngster Zeit kompromissbereiter auftritt. „Das Geschäft leidet etwas unter der politische Krise des Landes und dem Auftreten des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan“, so ein Beobachter.
Und zu guter Letzt ist da Turkish-Chef Kotil. Zu ihm findet Carsten Spohr eher einen persönlichen Draht als zu Etihad-Boss James Hogan oder dem schillernden Qatar-CEO Al Baker. Und Kotil hat bereits gezeigt, dass er mit der Lufthansa zusammenarbeiten will. Das unterscheidet ihn von anderen Airline-Chefs der Region.