Lufthansa und Air Berlin Letzte Chance für den Flugzombie

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2. Die Karten von Etihad

Hüttmeyers Blatt ist schlecht, Gründe Air Berlin loszuwerden, gibt es umso mehr: Obwohl die Linie aus Abu Dhabi unter dem Strich weit mehr als eine Milliarde Euro in die deutsche Tochter gepumpt hat, geht es nicht aufwärts. Air Berlin musste bereits fast alles Wertvolle verkaufen. Trotzdem braucht die Linie weiter Geld.

Das Eigenkapital ist seit 2013 negativ, so dass die Linie unterm Strich kein echtes Vermögen mehr besitzt. Sie hat den letzten ihrer einst gut 80 Jets verkauft. Nun muss sie die Jets zurückmieten. Die Investmentbank HSBC prognostizierte Air Berlin schon den für Untote reservierten Aktienkurs von einem Cent.

Dazu läuft das Geschäft trotz aller Sparmaßnahmen immer noch extrem mies. Im ersten Quartal legte die Linie pro Passagier im Schnitt gut 33 Euro drauf. Und wenn Pichler am 11. August die Zahlen für das erste Halbjahr vorlegt, werden die kaum besser ausfallen. Doch die Nachfrage ist zuletzt stark gesunken und trotz einer Welle von Sonderpreisen bleiben die Jets leerer als im Vorjahr. Dabei hatte Pichler das Angebot im ersten Halbjahr das Angebot um fast fünf Prozent gekappt.

Selbst wenn Air Berlin nun in der Hauptreisezeit Sommer wieder Geld verdient, drohen spätestens ab Herbst wieder wachsende Verluste. 

So bleibt der Fluglinie nur eine Geldquelle: sich selbst in Teilen zu verkaufen - beziehungsweise sich von Etihad verkaufen zu lassen.

In Frage kommt nur ein Teil. „Da Hauptaktionär Etihad besonderen Wert auf die Langstreckenflüge aus Berlin und Düsseldorf legt, bleibt da nur der dezentraler Verkehr. Es geht also vor allem um die Flüge ab Köln, Hamburg und München“, so ein Konzernkenner. Und eigentlich bleibt wohl auch nur eine echte Verkaufschance. „Da die Verhandlungen mit Easyjet aus Großbritannien gescheitert sind, bleibt jetzt nur noch ein möglicher Käufer: die Lufthansa.“

Das Problem: Ein Teilverkauf würde Air Berlin - wie schon beim Verkaufen und Zurückmieten der Jets - nicht auf Dauer retten. „Das brächte einmal Geld, doch Einnahmen aus dem dezentralen Verkehr fehlen dann und die Verluste steigen“, fürchtet ein Air-Berlin-Insider.

Damit hat Hüttmeyers nur einen Trumpf: Er kann mit dem eigenen Untergang drohen. Wenn Lufthansa nicht kauft, könnte Air Berlin vom Markt verschwinden. Dann würden sofort andere Linien wie Ryanair, Easyjet oder Norwegian in die Lücke stoßen. Weil die mehr Geld auf der hohen Kante haben, könnten sie die heutigen Preise von Lufthansa und Eurowings massiv unterbieten. Einen solchen Preiskampf kann sich Air Berlin schlicht nicht erlauben.

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