Lufthansa und die Extragebühr Warum der Kunden-Schreck als Vorbild taugt

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Angst bei den Reisebüros

Über ihre eigenen IT-Systeme können die Linien hingegen nicht nur vordefinierte Tickets verkaufen, sondern auch individuelle Extras. Die Airline werde ihre Leistungen künftig "mit maßgeschneiderten Preisangeboten und zusätzlichen Services flexibler und modularer anbieten", heißt das etwa im Sprech des Lufthansa-Konzerns, der zuletzt mit der Staffelung der Economy-Tarife für Aufsehen sorgte.

Die Einnahmen durch Extras wie zusätzliche Gepäckstücke, Sitzplatzreservierungen oder Lounge-Zugang sind für die Airlines eine wichtige Geldquelle. Während die Umsatzrendite der Flugtickets nach jahrelangem Preiskampf wenige Prozent beträgt, liegt sie bei den Zusätzen schon mal bei einem Drittel und mehr.

Die sechs größten Baustellen der Lufthansa

Schafft es die Lufthansa, die Kunden ohne nennenswerten Verlust auf die eigene Buchungsseite zu ziehen, bringt ihr das zudem nicht nur mehr Geld. Sie bekäme auch sehr viel mehr Daten über die Passagiere als bislang. Das ließe sich nutzen, um direkt mit Kunden Kontakt aufzunehmen, etwa um ihnen gewinnbringende Extras vor dem Flug leichter verkaufen zu können – per E-Mail zum Beispiel.

Unter anderem Malaysia-Airlines-Chef Christoph Müller spielte bereits öffentlich mit der Idee, die Preise für Tickets künftig auch anhand der bisherigen Buchung festzulegen. Dank der Daten aus den eigenen Buchungssystemen bekämen die Linien ihre Flieger zum für sie besten Preis voll. Das Nachsehen hätten Kunden und Reisebüros, die auf der Suche nach dem Bestpreis verschiedene Anbieter und Portale miteinander vergleichen müssten.

Sonderfall Lufthansa

Kein Wunder also, dass der Kunden-Schreck der Lufthansa für andere Airlines als Vorbild taugt. Doch bis sie einen ähnlichen Schritt gehen, könnte es sich noch eine Weile hinziehen. Zum einen können viele die Gebühr noch gar nicht erheben. "Lufthansa war ein Sonderfall, weil bei den Kollegen die Verträge mit den GDS ausgelaufen sind", erklärt etwa Alexandre de Juniac, Chef von Air-France-KLM. "Unsere hingegen laufen noch und binden uns."

Zum anderen wollen viele Gesellschaften erst mal abwarten, ob sich das System durchsetzt, heißt es aus der Branche. Holt sich Lufthansa mit ihrem Vorstoß keine blutige Nase, dürften fast alle Fluglinien nachziehen.

Allein der Gedanke daran lässt in den Reisebüros die Alarmglocken schrillen. "Unsere Befürchtung ist natürlich, dass das Vorgehen der Lufthansa Schule macht", sagt eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands. "Es wäre Irrsinn, wenn plötzlich jede Fluglinie auf ihr eigenes Buchungssystem setzt und ein Rückschritt in vorsintflutliche Buchungsmethoden von vor Jahrzehnten."

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