Luxusuhren Ihre nächste Luxusuhr kaufen Sie im Internet

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Am Ende bieten ausgerechnet die Juweliere noch einen Vorteil

„Geschwür“ nannte Swatch-Group-Chef Nick Hayek den Graumarkt – und Chronext und Chrono24 damals die sichtbaren Symptome. Inzwischen hat Hayek seine Meinung ein wenig geändert – und liefert an Chronext nötige Ersatzteile, die das Unternehmen für die Wartung von Modellen der Swatchgroup benötigt.

Der Damm hält noch, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Uhren mit Komplikationen wie Jahrhundertkalender oder Minutenrepetition so selbstverständlich online zu kaufen sind wie Erdnussbutter oder Sommerstiefel.

Der Luxuskonzern Richemont hat nicht allein dieses Jahr die Online-Börse für Gebrauchtuhren, watchfinder, gekauft. Still und heimlich haben zwei der wichtigsten Marken des Konzerns im August ihre Webshops eröffnet. Wer sich heute für eine Jaeger-LeCoultre oder IWC interessiert und auf der Webseite informieren möchte, kann sie mit wenigen Klicks auch gleich in den Warenkorb verfrachten und sich – per versichertem Versand – zuschicken lassen. Inklusive 14 Tage Rückgaberecht.

Die ebenfalls zu Richemont gehörende Marke Officine Panerai hat zumindest einen Button in der Auswahl der Modelle, der erlaubt, nur nach online verfügbaren Modellen zu suchen, Audemars Piguet hat erklärt, künftig den Onlinevertrieb auf eigene Kappe zu betreiben und auch gebrauchte AP-Modelle anzubieten. Die deutschen Richemont-Vertreter von Lange & Söhne verweigern auch weiterhin die Bestellung einer Lange 1 per Mausklick, genau wie Marktführer Rolex und die inhabergeführte Manufaktur Patek Philippe aus Genf. Für seit Generationen arrivierte Juweliere, die sich im Internet positionieren wollen, durchaus ein Problem, denn einfach einen Webshop aufziehen – das wollen viele Hersteller noch immer nicht.

Auch, weil das Image von Online-Händlern für Uhren nicht ganz so sauber ist. Als Plattform für Plagiate, Modelle ohne Papiere sehen sie viele. Umso wichtiger für Chronext-Mit-Gründer Philipp Man, mit dieser Kooperation einen Segen einer bekannten Marke zu bekommen. „Wenn die Kunden sehen, dass die Hersteller mit uns zusammenarbeiten, trägt das auch die Nachricht weiter, dass wir vertrauenswürdig sind“, sagt Man.

Vertrauen in die Echtheit – das ist eines der zentralen Themen für Online-Handel mit Uhren zum Preis von Luxuskarossen. Ebay hat nun angekündigt, auch in Deutschland eine Echtheitsprüfung für Uhren einzuführen. In den USA läuft das bereits seit 2017.

Peu a peu soll damit die – oft berechtigte – Sorge vor Betrug beim Online-Handel mit mechanischen Uhren aus der Welt geschafft werden. Konzessionäre, die Seriennummern entfernten, um nicht als Weiterverkäufer identifiziert zu werden, schlichte Fälschungen, die heute in einer Qualität auf dem Markt sind, dass sie für Laien kaum als solche zu erkennen sind – alles Probleme für die Kunden, die nun mehr Vertrauen in den Vertriebsweg Internet bekommen sollen. Auch, so schreibt es Schwertner, um ausgerechnet etwas zu erhalten, was in anderen Warengruppen wie Waschmaschinen oder Laufschuhen seit dem Siegeszug der Vergleichsportale wie idealo verloren gegangen ist: Stabilität der unverbindlichen Preisempfehlungen.

Zwar bekommt Chronext künftig direkt Uhren von Nomos geliefert, muss dafür aber auch die Preispolitik der Marke achten, die in ihrem eigenen Shop keine Rabatte bietet. Für den Kunden bedeutet das unter Umständen eine vermeintlich unerwartete Entwicklung – der Besuch beim Juwelier könnte Geld sparen, denn der Händler kann im vertrauten Verkaufsgespräch immer einen Nachlass gewähren, ein Armband drauflegen oder eine Revision günstiger anbieten – in anderen Worten: Mit den Juwelieren kann man künftig noch handeln. Mit dem Webshop nicht.

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