Und wo wollen Sie stattdessen wachsen?
In Deutschland wird das Erobern weiterer Marktanteile schwieriger. Darum sind wir vor drei Jahren nach England gegangen. Es ist nicht so einfach, Fuß zu fassen in einem Markt ohne Buchpreisbindung, dominiert von Lonely Planet und Dorling Kindersley. Aber wir haben es dort mit unserer Marke Marco Polo auf Platz drei geschafft. Unser neuestes Abenteuer heißt China. Das stellt uns vor ganz spezielle Herausforderungen.
Vor welche denn?
Wir machen im Rahmen eines Joint Ventures mit der Beijing Publishing Group Reisebücher von Chinesen für Chinesen auf Chinesisch – da muss man lernen, mit Kontrollverlust zu leben. Zudem setzen die Chinesen beim Reisen andere Schwerpunkte. Shopping interessiert sie sehr. Drei warme Mahlzeiten am Tag sind wichtiger als das Hotelzimmer. Und bei Besichtigungen gibt es andere Ziele: So pilgern Chinesen gern zum Schweizer Berg Titlis. Auf dem hatte der Turner Donghua Li die Eingebung, bei Olympia in Atlanta 1996 Gold zu gewinnen. Er hatte im Fels die Konturen einer sitzenden Buddha-Statue erkannt – und siegte tatsächlich. Deutsche Touristen interessiert das eher weniger.
Aber wenn das alles in China auf Chinesisch stattfindet, wofür brauchen die Chinesen MairDuMont?
Weil wir das Know-how haben für den Aufbau von Datenbanken, die Konzeption von Reiseführern und den Aufbau einer Marke. Wir hoffen auch auf Geschäfte mit chinesischen Tourismusämtern, die ihre Destination für europäische Kunden promoten wollen. Wir können helfen, die richtigen Wege und Produkte zu finden und zu gestalten. Auf den Web-Sites mit unseren deutsch- und englischsprachigen Produkten können wir etwa das „chinesische Hawaii“, die Insel Hainan, europäischen Touristen näher bringen. Diesen Marktzugang bietet ein chinesischer Anbieter nicht.
Was raten Sie jungen Frauen, die Karriere machen wollen?
Auch mit Kindern möglichst voll weiterzuarbeiten. Ich habe nach den Geburten meiner Kinder kaum pausiert. Der typische Halbtagsjob ist schwierig für die Karriere.
Wohin fahren Sie, wenn Sie privat reisen, und recherchieren Sie dabei auch?
Ja, ich mache mir Notizen, aber die bleiben privat. Mit der Familie fahren wir jedes Jahr an die Nordküste der Bretagne. Große Wellen, raues Wetter, viel Wind und Hummer zu kleinen Preisen, das finde ich klasse. Ich mag aber auch Fernreisen mit meinem Mann. Dieses Jahr sind wir nach Angola zu unserem Entwicklungshilfeprojekt Joint Aid Management gefahren. Wir haben einen Brunnen eingeweiht, und als ich die jubelnden Kinder mit Wasser nass gespritzt habe, war das einer der schönsten Momente meines Lebens – ganz ohne Reiseführer.