Die Mehrheitsübernahme von Engel & Völkers durch die britische Private-Equity-Gesellschaft Permira hat Folgen für das Geschäftsmodell des Maklerhauses: In Zukunft soll sich das Hamburger Unternehmen wieder mehr auf das Kerngeschäft Immobilien fokussieren, heißt es aus Finanzkreisen. Das wirkt sich auch auf das Lizenzgeschäft von Engel & Völkers aus. Künftig soll es keine Lizenzen mehr für Unternehmen geben, die beispielsweise Anleger-Projekte oder Immobilienfonds auflegen.
Lizenzen für klassische Maklerbüros sollen zwar weiterhin gewährt, allerdings soll die Bindung an die Zentrale gestärkt werden, heißt es. Damit gehen stärkere Kontrollen der Franchisenehmer einher, die Kriterien sollen verschärft werden. Wie genau diese aussehen soll, ist indes unklar.
Finanzinvestor Permira hatte bei den Übernahmeverhandlungen wohl auf diese Veränderungen bestanden. Weder Engel & Völkers noch Permira äußerten sich auf Anfrage zu den Plänen.
Hintergrund der Entscheidung sind diverse Anlegerskandale, in dem ehemalige Lizenznehmer von Engel & Völkers verwickelt waren. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Bei Investmentprojekten in Kanada und Dubai zum Beispiel entstanden Anlegerschäden in dreistelliger Millionenhöhe. Die WirtschaftsWoche hatte über die Fälle schon 2020 berichtet. Aktuell verhandelt das Landgericht Hamburg über mehrere dieser Fälle. Engel & Völkers selbst weist die Verantwortung von sich, da es sich bei den Maklern um Lizenznehmer handelte. Das Ex-Lizenzunternehmen wiederrum sagt, man habe das Projekt nur vermarktet und nicht auf den Markt gebracht.
An Montag hatte Permira mitgeteilt, 60 Prozent des Immobilienkonzerns zu übernehmen. Medienberichten zufolge soll die Übernahme 400 Millionen Euro gekostet haben. Ziel ist, Engel & Völkers weiter zu digitalisieren und zu internationalisieren. Bislang ist das Maklerhaus weltweit an 90 Standorten mit insgesamt 11.500 Maklern vertreten. Die Expansion verdankt das Immobilienunternehmen vor allem dem Lizenzmodell.
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