McDonald’s-Doku Burger-Gigant im Visier der ARD

Nach Lidl nun McDonald’s: Mit der Fastfood-Kette im „Markencheck“ setzt die ARD ihre unternehmenskritische Report-Reihe zur besten Sendezeit fort. Leider bleibt der poppig aufgemachte Service-Film zu oberflächlich und kommt zu keinem klaren Ergebnis.

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Das Erfolgsrezept von McDonald's
"Golden Arches" Quelle: dapd
Ray Kroc Quelle: dpa
Der McDonalds-Clown Quelle: AP
McDonald's in Deutschland
McDrive Quelle: AP
Günter Wallraff Quelle: dapd
McCafé Quelle: REUTERS

An einem der kälteren Wintertage des vergangenen Jahres bitten WDR-Filmer Passanten am Kölner Rudolfplatz zum Fast-Food-Vergleich: Big Mac und Pommes Frites von McDonald’s, Whopper mit Fritten von Burger King und der 7,60-Euro-Burger aus dem US-Restaurant nebenan stehen bereit. Hundert Leute gaben ihr Geschmacksurteil ab. Das Ergebnis war so eindeutig wie statistisch wertlos. McDonald’s verlor sowohl bei den Pommes als auch bei den Burgern gegen die Konkurrenz. 

Der Einstieg zur knapp 45 Minuten langen Dokumentation über den Burger-Giganten sieht nach Privatfernsehen aus – stammt aber von jungen Journalisten des WDR. Der McDonald’s-Film ist der zweite Teil der Service-Reihe „Der Markencheck“, der vergangenen Montag über den Discounter Lidl sehr erfolgreich gestartet war. Mit basslastigen Zwischentönen und poppigen Bannern kommt die Doku bewusst in einem modernen Gewand daher – mutig für die ARD, die solche Reihen sonst eher im Spätprogramm versteckt und die investigative Recherche hauptsächlich den Politmagazinen überlässt. 

Die Botschaften des Films sind nicht neu 

Wie schon bei Lidl wollten sich die Autoren Jochen Taßler und Jochen Leufgen das Konzept von McDonald’s ganz genau anschauen, um es kritisch zu hinterfragen. Die entscheidende Frage: Wie schafft es die Kette, die in Deutschland immerhin 1400 Filialen betreibt, täglich 2,7 Millionen Kunden in Deutschland kalorienreiches Essen zu verkaufen? Die Folge fällt in eine empfindliche Zeit – zuletzt hat McDonald's sein Markenimage deutlich verbessert.  

Weit gefehlt, wer erwartet, genauso eindeutige Antworten wie in der ersten Folge des ARD-Markenchecks zu Lidl zu bekommen. Da war die Botschaft klar: Der Preisvorteil eines Einkaufs bei Lidl ist überschaubar – für viele eine Überraschung. Doch im Fall von McDonald's liefert der Markencheck nicht viel Neues.  

Erstens: Das Essen bei McDonald’s ist extrem energiereich. Selbst eine schlanke, kleine Frau verzehrt im Test durchschnittlich mehr als 900 Kalorien pro Mittagspause – mehr als ein Drittel ihres Tagesbedarfs. Zweitens ist das Essen unbekömmlich. Drittens sind besonders Kinder anfällig für die Marketingstrategie. Mit der Kombination aus bunter Verpackung, zuckerhaltigen Burgern, Pommes, dem typischen „Mäcces“-Geschmack und Spielzeug stellt man so ziemlich jedes Kind zufrieden oder zumindest auf Reisen ruhig. 

Wer hat das noch nicht gewusst?

Für einen Skandal reicht es nicht

Die größten Gastronomie-Ketten
Vapiano-Köche im Einsatz Quelle: Presse
Buffet-Theke bei Dinea Quelle: Presse
Frischetheke bei Karstadt Quelle: Presse
Yum!Die Yum!-Gruppe ist wahrscheinlich den wenigsten ein Begriff, ihre Marken Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut umso mehr. 157 Millionen Euro wurden in den 137 Filialen eingenommen - etwa zwei Drittel davon mit den frittierten Hähnchenteilen. Der Umsatz stieg im Vergleich zu 2009 um 8,6 Millionen Euro. Quelle: AP
Petit BistroDer Snackverkauf bei Aral ist ein lohnendes Geschäft. Allein durch das große Tankstellennetz bringt es Petit Bistro auf mehr als 1000 Verkaufsstellen und ist damit nach der Zahl der Filialen die Nummer zwei hinter McDonalds. Beim Umsatz reicht es mit 173 Millionen Euro für Rang 7. Quelle: Presse
Ikea-GastronomieAuch die sechstgrößte Gastronomiekette betreibt den Verkauf mit Speisen und Getränken als Nebengeschäft, allerdings als durchaus lukratives: Die Schweden verkauften Kötbullar und Hotdogs für 175 Millionen Euro. Quelle: dpa
SubwayFür die Sandwich-Kette war 2010 kein gutes Jahr. Der Umsatz von Subway sank von 226 auf 200 Millionen Euro, bei den Filialen sind es im Jahresvergleich sogar 100 weniger. Mit 700 Läden zum Jahresende fällt Subway wieder hinter Burger King (706) zurück. Quelle: Presse

Ein wenig verzweifelt wirkt es dann, wenn die Macher des Beitrags nach schlechten Arbeitsbedingungen bei der Burgerkette suchen. Sie legen nur wenig vor: In einer Berliner Filiale geht die Gründung eines Betriebsrats nach hinten los. In manchen Arbeitsverträgen steht, dass Kassendifferenzen von mehr als einem Euro würden dem Burgerverkäufer vom Lohn abgezogen werden. Zugegeben, das ist perfide und vor allem rechtlich ungültig – aber zusammen mit den anderen Kleinigkeiten, die noch angeführt werden, zu wenig, um den Konzern anzuprangern. Allein die Werbebotschaft, wonach jeder Burgerverkäufer eine steile Karriere hinlegen kann, wird ein wenig entzaubert.

Einzig die Kritik an den Werbebotschaften und der Herkunft des Hühnerfleischs ist deutlich genug, um bei der nächsten Portion Chicken Nuggets im Gedächtnis zu bleiben. So blumig McDonald’s für die Herkunft seiner Produkte wirbt – bei den Hühnern tut der Konzern das nicht. Das ist auch kein Wunder, wenn Meldungen über mit Keimen belastetes Hühnerfleisch die Runde machen, die Geflügelhaltung öffentlich kritisiert wird und die Burgerkette selbst ihre toten Hühnerteile von rund 4000 internationalen Farmen bezieht. So gibt der Konzern indirekt zu, dass es schwierig sei, da selber alle Lieferanten zu kontrollieren.

Weiter so, ARD!

Kontrolle hin oder her, viele Kunden schätzen bei McDonald’s, den immer gleichen Geschmack der Burger. Schließlich entscheidet jeder selbst, ob er Dickmacher essen will, die nicht satt machen. Oft fällt es Eltern leichter, dem Kind ein "Happy Meal" zu kaufen, als es den ganzen Tag quengeln zu hören.  Ebenso muss jeder selbst beurteilen, ob er einen Lohn von weniger als acht  Euro fürs Burgerbraten gerecht findet. Das geht aber auch ohne diesen Film.

Dennoch muss man den ARD hoch anrechnen, so mutig zu sein. Wer hätte vor einiger Zeit noch gedacht, dass im Ersten so boulevardesk mit so einem Thema umgegangen würde. Und wenn nach dem Film wenigstens ein paar Leute mehr Gedanken über ihre Ernährung machen, bevor sie wieder zu McDonald’s gehen, hat sich der Aufwand schon gelohnt. Aber nicht vergessen: Essen bei Burger King, Kentucky Fried Chicken, Subway und all den anderen Fast-Food-Ketten ist keinen Deut bekömmlicher, günstiger oder gesünder.

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