
- In Berlin kämpft die Nachrichtenagentur dapd ums Überleben, nachdem zwei Investoren erst Millionen in den Ausbau zur Voll-Agentur und zum dpa-Konkurrenten pumpten, ehe sie im Herbst beschlossen, kein weiteres Geld mehr nachzuschießen.
- Und in Hamburg ist der Großverlag Gruner + Jahr („Stern“) auf Sparkurs: Mehr als ein Dutzend Mitarbeiter der „Brigitte“ etwa verlieren ihre Stelle. Mittwoch tagt der Aufsichtsrat.
Auf der Tagesordnung steht auch die Situation bei den Wirtschaftsmedien des Hauses. Immer wieder gab es zuletzt Gerüchte über eine Einstellung der „Financial Times Deutschland“, dem Konkurrenten des „Handelsblatts“, das im gleichen Verlag erscheint wie die WirtschaftsWoche.
Erwischt es die „FTD“, wäre sie das zweite prominente Opfer in kurzer Zeit. Zeitungsforscher Röper sieht zwar derzeit keinen Kandidaten ähnlichen Kalibers, den es als Nächstes dahinraffen könnte. Doch ihm bereitet Sorge, wie die großen Zeitungshäuser hinter den Kulissen die Pressevielfalt in Deutschland reduzieren: „Manche Zeitungsmarken sind doch nur noch reine Fassaden mit austauschbaren Inhalten.“
So gleiche die WAZ-Gruppe die Layouts ihrer Zeitungen so stark an, dass sie kaum noch unterscheidbar seien, um für den Leser unbemerkt ganze Seiten etwa zwischen „Westdeutscher Allgemeiner“ und „Westfälischer Rundschau“ auszutauschen.
Auch Gemeinschaftsredaktionen wie bei der „Frankfurter Rundschau“, deren Hauptteil seit mehr als einem Jahr im mehr als 500 Kilometer entfernten Berlin bei der ebenfalls zu DuMont gehörenden „Berliner Zeitung“ entsteht, führten in die Sackgasse. Das Gleiche könnte bald auch für die angeschlagene Gruner+Jahr Wirtschaftspresse gelten, wo seit März 2009 eine Redaktion neben der „FTD“ auch die Magazine „Capital“, „Impulse“ und „Börse Online“ füllt.
Nichtsdestotrotz will der Axel Springer Verlag demnächst beim „Hamburger Abendblatt“ die überregionalen Inhalte von der „Welt“ aus Berlin liefern lassen.
Eine fatale Entwicklung, konstatiert Media-Mann Baron: „Verlage müssen in die Einzigartigkeit ihrer Produkte investieren. Das A und O sind eigene, unverwechselbare Inhalte und eine intelligente Wertschöpfung über alle denkbaren Kanäle – von Print über Online bis mobil.“
Daher führe auch im Netz kein Weg an Bezahlmodellen für journalistische Inhalte vorbei, meint Baron: „Den Verlagen bleibt gar nichts anderes übrig – die Werbewirtschaft allein wird ihre Probleme nicht lösen können.“