Mega-Deal vorerst gescheitert Vonovia: Wachsender Einfluss von Fonds erschwert Übernahmen

Vonovia hatte den Aktionären des Berliner Konkurrenten 52 Euro je Aktie geboten. Das Bundeskartellamt hatte den Plänen zugestimmt. Quelle: dpa

Der Zusammenschluss der beiden Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen ist aller Voraussicht gescheitert. Jetzt beginnt die Analyse. Vonovia-Chef Rolf Buch hat einen Hauptgrund bereits ausgemacht.

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Der wachsende Einfluss von Fonds bei Aktiengesellschaften erschwert nach Ansicht des Immobilienkonzerns Vonovia Fusionen in Deutschland. „Es wird einfach schwieriger, solche Übernahmen noch erfolgreich durchzuführen“, sagte Konzernchef Rolf Buch dem „Handelsblatt“ mit Blick auf den voraussichtlich gescheiterten Zusammenschluss mit dem kleineren Konkurrenten Deutsche Wohnen. Der Bochumer Konzern hatte am Freitag bekanntgegeben, dass er sich wohl nicht genügend Aktien sichern konnte, damit die Übernahme gelingt. Das endgültige Ergebnis soll am Montag bekanntgegeben werden.

Es war das zweite Mal, dass Vonovia die Deutsche Wohnen übernehmen wollte – diesmal allerdings mit Zustimmung des Berliner Unternehmens. So sollte Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn in der fusionierten Gesellschaft Buchs Stellvertreter werden. Die Übernahme hätte ein Volumen von 18 Milliarden Euro gehabt und einen Immobiliengiganten mit mehr als einer halben Million Wohnungen geschaffen. Beide Unternehmen erhofften sich etwa durch die gemeinsame Verwaltung ihrer Wohnungen und den gemeinsamen Einkauf für Modernisierungen Einsparungen von jährlich 105 Millionen Euro.

Für die Übernahme hätte Vonovia mindestens 50 Prozent der Aktien gebraucht, kam aber laut Mitteilung vom Freitag nur auf 47,6 Prozent. Buch erklärte das Scheitern mit der Aktionärsstruktur der Deutschen Wohnen: So hätten Indexfonds, die zum Beispiel den Aktienindex Dax nachbilden, noch nicht ihre Anteile übertragen können. Die restlichen 30 Prozent der Anteile seien auf Hedgefonds entfallen, die auf ein höheres Angebot gehofft hätten. „Den Marktteilnehmern ist bewusst, dass sie den Deal über die Schwelle hieven müssen, damit er weiter läuft. Aber jeder will möglichst wenig dazu beitragen in der Hoffnung, dass er für die nicht angedienten Aktien mehr bekommt. Da hat sich offenbar jemand verrechnet.“

Das zunehmende Engagement von Index- oder Immobilienfonds erschwert nach Ansicht des Konzernlenkers solche Vorhaben. Je mehr „passives“ Geld unter den Anteilseignern verteilt sei, desto schwieriger werde es. „Die Diskussion, ob das für große Deals zunehmend zur Hürde wird, ist es sicher wert zu führen“, sagte Buch. Weil die Indexfonds nichts tun konnten, scheiterte das Projekt ihm zufolge an den Hedgefonds.

Vonovia hatte bereits am Freitag bekanntgegeben, nun die nächsten Schritte zu prüfen. Denkbar ist demnach etwa, dass der Konzern seine Deutsche-Wohnen-Aktien verkauft, weitere Aktien kauft oder ein neues Angebot unterbreitet. Der finanzielle Schaden durch die gescheiterte Übernahme hält sich nach Buchs Worten in Grenzen. „Die Banken werden beispielsweise erfolgsabhängig bezahlt – die bekommen jetzt also gar nichts.“ Zudem seien die von Vonovia gekauften Deutsche-Wohnen-Aktien mehr wert als in den Büchern stehe.

Die geplante Fusion hatte die Debatte über steigende Mieten in deutschen Großstädten und über knappen Wohnraum angeheizt. Ein Fokus lag dabei auf Berlin, wo die Deutsche Wohnen als größter Privatvermieter etwa 114.000 Wohnungen vermietet, unter anderem in vier Welterbestätten wie der Hufeisensiedlung.

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So sagten die beiden Konzerne zu, in der Hauptstadt Mieten zu deckeln, Modernisierungsumlagen zu begrenzen, mehr Wohnraum zu schaffen und dem Land Berlin Wohnungen zum Kauf anzubieten. Buch sagte nun, das Angebot an das Land und die Mieter habe Bestand. Ähnlich äußerte sich auch die Deutsche Wohnen am Freitag. Das Land und die beiden Konzerne hatten sich über den Verkauf von rund 20 000 Wohnungen verständigt.

Mehr zum Thema: Michael Zahn, der Deutsche-Wohnen-Chef erzählt im Podcast, warum Deutschland Wolkenkratzer braucht – und wie er sich einst mit ehemaligen Parteibonzen aus der DDR anlegte.

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