
Herr Dornscheidt, die Messe Düsseldorf ist eine der wenigen deutschen Messegesellschaften, die ohne staatliche Subventionen auskommen. Das bis 2030 laufende Investitionsprogramm von rund 600 Millionen Euro zur Modernisierung des Messegeländes wird aus eigener Kraft finanziert. Was machen Sie anders?
Wir sind schlanker aufgestellt als andere, hatten aber auch viele Jahre die Möglichkeit, Gewinne zu thesaurieren. Das hat bei der Finanzierung des Investitionsprogramms sehr geholfen. Hauptgrund ist aber unser erfolgreiches Messeportfolio. Zu unserem Programm in Düsseldorf zählen rund 50 Messen, knapp die Hälfte davon sind die Nummer Eins ihrer Branche. Wir sind kein Gemischtwarenladen, sondern konzentrieren uns auf Investitionsgütermessen.
Zur Person
Dornscheidt, 60, begann seine Laufbahn 1979 als Referent der Düsseldorfer Messegesellschaft. Zwischen 1986 und 1990 war Dornscheidt als Abteilungsleiter zuständig für Messen und Verkaufsförderungsveranstaltungen im Auftrag der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), bevor er 1990 als Stellvertreter des Geschäftsführers der Messe Düsseldorf International GmbH für alle Auslandsveranstaltungen der Gesellschaft verantwortlich zeichnete.1999 wechselte Dornscheidt an die Spitze der Messe Leipzig, seit 2004 ist er Chef der Messe Düsseldorf.
Die haben aber meist den Nachteil, dass sie nicht jährlich stattfinden, die Druckmesse Drupa zum Beispiel nur alle vier Jahre. Das sorgt bei Ihnen für große Unterschiede in der Geschäftsentwicklung.
Investitionsgütermessen folgen den Investitionszyklen der jeweiligen Branche. Die Schwankungen sind für uns aber kein Problem, weil sie planbar sind. Ungerade Jahre sind für uns traditionell schwach, gerade Jahre meist stark, die Umsätze differieren um bis zu 180 Millionen Euro. 2013 hatten wir 315 Millionen Euro Umsatz, 2014 erwarten wir mehr als 400 Millionen. Im vergangenen Jahr blieben gut zehn Millionen Gewinn übrig, in diesem werden es 30 bis 35 Millionen Euro sein.
Warum veranstalten Sie in den schwachen Jahren nicht einfach mehr Konsumgütermessen?

Wir haben mit der boot und dem CARAVAN SALON zwei erfolgreiche Konsumgütermessen im Programm. Aber: Nur hochwertige Produkte will man sich vor der Kaufentscheidung anschauen. Messen sind Marktplätze, sie verlieren ihren Sinn, wenn ein wachsender Teil des Geschäfts ins Internet abwandert. Darum wird es immer schwieriger, erfolgreiche Konsumgütermessen zu veranstalten.
Auch die Druckindustrie ist durch das Internet gefährdet, Branchenriesen wie Heideldruck oder König & Bauer ringen um ihre Existenz.
Richtig, aber die Druckmaschinenhersteller passen sich dem Strukturwandel an und die drupa bildet diese Veränderungen ab. Alle vier Jahre zeigen wir mit jeder neuen Messe neue Zukunftstechnologien und Segmente wie zum Beispiel den 3D-Druck. Und während es früher vor allem um das Bedrucken von Papier ging, gibt es heute ganz neue Anwendungsgebiete. Etwa das Food-Printing, bei dem beispielsweise Pralinen im erwähnten 3D-Druck erstellt werden.
Die Messe Düsseldorf war früher mal ein Zentrum für Modemessen. Warum haben Sie das Geschäft verloren?
Nicht nur wir veranstalten keine Modemessen mehr, das gilt auch für die Messegesellschaften Mailand oder Paris. Mit Ausnahme der Bread-&-Butter für Streetware in Berlin sind Modemessen so gut wie tot.