Meta Quartalszahlen Warum die Schwäche von Facebook eine Chance für Anleger ist

So schlimm wie befürchtet waren die Quartalszahlen von Meta dann doch nicht. Quelle: REUTERS

21 Prozent Gewinneinbruch – doch so schlimm wie befürchtet waren die Quartalszahlen von Mark Zuckerbergs Imperium nicht. Warum das Unternehmen trotz TikTok-Krise attraktiv ist.

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Der Schreck der Facebook Aktionäre über den schwarzen Donnerstag vom Februar sitzt noch immer tief. Am 3. Februar verlor das soziale Netzwerk nach pessimistischem Ausblick aufs Jahr, geringerem Profit und Nutzerverlusten satte 250 Milliarden Dollar an Börsenwert an nur einem Tag. 
Seit diesem fragwürdigen Rekord geht es auch mit den Werten anderer prominenter Silicon Valley Unternehmen vor dem Hintergrund steigender Zinsen, Krieg und Rezessionsgefahren bergab.

Netflix? Grausam. Seit Jahresbeginn hat der Video-Dienst siebzig Prozent seines Wertes verloren und damit die Zuwächse von viereinhalb Jahren.

Selbst Apple, bislang ein Fels in der Brandung, hat 15 Prozent an Wert eingebüßt. Alphabet, das am Dienstag durchwachsene Quartalszahlen vermeldete, ist um 20 Prozent abgerutscht.


Kein gutes Omen für die Zahlen von Meta, wie sich Facebook seit Oktober nennt. Doch so schlimm wie befürchtet, kam es am Mittwochnachmittag kalifornischer Zeit doch nicht. Ein schwarzer Donnerstag im April ist abgewendet.
Wobei die Zahlen, zumindest für Meta-Verhältnisse, enttäuschen. Der Umsatz im ersten Quartal 2022 legte im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 27,9 Milliarden Dollar nur sieben Prozent zu. Das ist das schwächste Wachstum seit dem Börsengang vor zehn Jahren.

Der Gewinn sackte wegen hoher Ausgaben um 21 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar ab. Doch seine tägliche Nutzerzahl legte um drei Millionen leicht zu, vor allem wegen Wachstum in Asien. „Mehr Leute als jemals zuvor nutzen unsere Dienste“, sagt Meta-Chef Mark Zuckerberg. Der Bann von Facebook und Instagram in Russland wird sich erst im laufenden Quartal niederschlagen.

Was sich nicht änderte, ist Metas TikTok Problem. Es wird kein vorübergehendes sein. Laut der traditionellen Frühjahrsumfrage der Investmentbank Piper Sandler ist das soziale Netzwerk des chinesischen Wettbewerbers ByteDance derzeit das beliebteste unter US-Jugendlichen, vor Snapchat und Instagram. Wer sich dort erstmal richtig engagiert, wechselt nicht so schnell zurück. Von einem Bann von TikTok in den USA mal abgesehen, sollte sich der kalte Krieg mit China verschärfen, wird der Konkurrent besonders Zuckerbergs Imperium weiter Anteile im Werbegeschäft abnehmen.

von Theresa Rauffmann, Matthias Hohensee, Julian Heißler, Silke Wettach

Zuckerberg kontert zwar mit der TikTok Kopie Reels. Die mache schon ein Fünftel der Zeit der Instagram Nutzer aus.

Doch damit wird er den Wettbewerber nicht los. Wie das Beispiel Snapchat zeigt, dass überlebt hat und floriert, trotz brutalen Abkupferns wichtiger Funktionen durch Instagram.

Zuckerberg braucht also etwas Neues, um den Nachwuchs nachhaltig wieder in seine Arme zu treiben. Er glaubt, die neue Weide mit den virtuellen Welten des Metaversums gefunden zu haben. Aber der Aufbruch in die schöne neue Welt hat seinen Preis, könnte über 100 Milliarden Dollar kosten. Und wird davon abhängen wie bequem Datenbrillen und wie attraktiv die Angebote sein werden. Allerdings kontrolliert Zuckerberg mit Oculus den derzeit führenden Datenbrillen-Anbieter. Zwar wird er mit Microsoft und Apple starke Wettbewerber haben, die mit eigenen Welten punkten wollen und vermutlich anderen Geschäftsmodellen. Aber Facebook hat mit dem derzeit erst in Nordamerika verfügbaren Horizon Worlds und seinen 300.000 Nutzer einen Vorsprung und kann über Facebook und Pinterest leichter neue Mitglieder dort hineinziehen. Eine neue Datenbrille namens Cambria, die in diesem Jahr vorgestellt werden soll, wird noch mehr Aufmerksamkeit bringen.

Zwar wollen einige Aktionäre auf der Jahresversammlung von Meta am 25. Mai wegen dem Risiko und den gewaltigen Investitionen den Aufstand wagen. Doch da Zuckerberg den Konzern kontrolliert, wird das Aufbegehren scheitern.
Die Milliarden hätte Meta ohnehin ausgeben müssen. In der Vergangenheit hat Zuckerberg Innovation einfach zugekauft und dabei gleichzeitig Wettbewerber neutralisiert – siehe WhatsApp und Instagram.



TikTok zu schlucken wäre die einfachste Lösung. Das funktioniert aber nicht mehr, weil US-Wettbewerbshütern mittlerweile die Macht von Zuckerberg suspekt ist. Außerdem würden chinesische Politiker das verhindern.
Also muss er sich die Zukunft selbst bauen. Nichts zu tun, wäre das weitaus größere Risiko. Klappt die Metaverse Offensive, dann ist Meta dank seiner eigenen Hardware nicht mehr so abhängig wie heute von Alphabet und Apple, die den Markt für hochwertige Smartphones dominieren.

Sicher, das Metaversum könnte floppen. Das Internet auf der Nase zu tragen, ist derzeit schwer vorstellbar.

„Meta hat neue Monetarisierungsmodelle für seine Metaversum-Investitionen angekündigt, aber die Akzeptanz ist immer noch gering und Meta muss weiterhin investieren, um Entwickler und Marken für seine Plattform zu gewinnen“, meint Raj Shah, Geschäftsführer des Beratungshauses Publicis Sapient.

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Liegt Zuckerberg allerdings richtig, dann ist Meta mit seinem abgesackten Börsenwert attraktiv. So niedrig stand Facebook zuletzt im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Krise.
Der Konzern ist weiterhin Marktführer bei sozialen Netzwerken und verdient weiterhin kräftig daran. Er kann die Etappe bis zum nächsten großen Ding finanzieren. Und das ist sein Plan. Erweist sich das Metaversum als Rohrkrepierer wird er umsteuern.

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg? Ob Tech-Werte noch tiefer rutschen, hängt davon ab, ob die USA in eine Rezession gehen. Zudem muss Meta, dass wegen der Initiativen der EU bei der Privatsphäre sowie Apples Vorstoß beim Blocken von Nutzungsinformationen künftig weniger Daten sammeln kann, eine Lösung finden, Facebook und Instagram attraktiv für Werbekunden zu halten. Allerdings treffen die Einschränkungen die gesamte Branche. Für Anleger mit Geduld und Nerven könnte Meta eine gute Wette sein.

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