Nämlich?
Zurzeit gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die Standortmeldung der Besatzung per Funk oder die Standortübertragung durch das ACARS-System aus den Siebzigerjahren, das in regelmäßigen Abständen an die Bodenstation sendet. Die Zeitpunkte der Meldung müssen aber eng getaktet sein, wenn sie die Suche vereinfachen sollen. Ein Flugzeug ist mit 300 Metern pro Sekunde unterwegs. Schon zehn Sekunden Abstand bei der Ortung bedeuten drei Kilometer. Meldungsabstände von 15 Minuten führen zu einem Suchgebiet von 500 Quadratkilometern und mehr. Bislang senden Flugzeuge über dem Meer sehr viel seltener.
Die nervenaufreibende Suche nach MH370
Am 8. März 2014 verschwand Flug MH370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos vom Radar. Auch nach einem Jahr ist völlig rätselhaft, wo und warum die Maschine der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord abhandenkam. Derzeit konzentrieren sich die Suchmannschaften auf eine 60 000 Quadratkilometer große Zone im Indischen Ozean westlich von Australien - bislang ohne jeden Erfolg.
Die Suchmannschaften haben bisher mehr als 40 Prozent dieser Zone durchkämmt. In dem Areal rund 1800 Kilometer vor der australischen Westküste wird das Flugzeug aufgrund von Auswertungen des Signalverkehrs zwischen MH370 und einem Satelliten vermutet. Innerhalb der durchschnittlich 4000 Meter tiefen Meereszone lässt sich nach Aussagen des Leiters der australischen Verkehrssicherheitsbehörde (ATSB), Martin Dolan, allerdings kein Punkt ausmachen, an dem die Suche am ehesten Erfolg verspricht.
Trotz mehrmaliger Verzögerungen wegen schlechten Wetters oder Ausrüstungsproblemen gehen die Behörden davon aus, dass diese vorrangige Zone bis Ende Mai durchsucht ist.
Eine Option wäre nach Auskunft des australischen Verkehrsministers Warren Truss die Ausweitung der Suche auf ein größeres Gebiet im Meer vor Australien. Die bisherigen Suchanstrengungen haben Australien und Malaysia jeweils mit umgerechnet rund 54 Millionen Euro unterstützt. Im kommenden Monat soll in Gesprächen der beiden Regierungen mit China eine Entscheidung über eine mögliche weitere Suche fallen. „Je mehr Partner wir haben, desto mehr Möglichkeiten haben wir, ein größeres Gebiet zu durchsuchen“, betont Truss.
Vier Schiffe mit jeweils 30-köpfiger Besatzung durchsuchen die ausgewiesene Zone. Drei der Schiffe sind mit Sonargeräten ausgerüstet, die sie hinter sich herziehen und die knapp über dem Meeresboden mögliche Trümmer orten sollen. Seit Januar ist das vierte Schiff namens „Fugro Supporter“ dabei. Es hat eine Art unbemanntes U-Boot im Einsatz, das leichter durch felsige und unebene Stellen in der Meerestiefe gesteuert werden kann und daher auch Regionen abtasten kann, bei denen die Sonargeräte an ihre Grenzen stoßen.
Anders als diese schickt die Unterwasserdrohne aber keine Daten in Echtzeit zurück an Bord, sondern muss nach 24 bis 36 Stunden an die Oberfläche gebracht werden, damit die Daten abgegriffen werden können. Etwa alle vier Wochen müssen die Schiffe zurück zur Küste, um Vorräte aufzustocken. Der einfache Weg kann bis zu sechs Tage in Anspruch nehmen.
Nach Trümmerteilen an der Wasseroberfläche wird nach Angaben von ATSB-Chef Dolan weiter Ausschau gehalten, auch wenn solche vermutlich längst gesunken wären. Im August baten die australischen Behörden Indonesien, das Meer vor seiner Westküste zu beobachten. Derzeit wird das Strömungsmodell überprüft, um zu sehen, ob Flugzeugteile möglicherweise an eine andere Stelle getrieben worden sein könnten.
Australien bemüht sich bereits um Firmen, die die Bergung vom Meeresboden vornehmen könnten. Vor einer Bergungsaktion müssten allerdings zunächst Australien und Malaysia zustimmen, dann müsste über die beste Vorgehensweise entschieden werden. Sollte das Flugzeug auf dem Meeresgrund entdeckt werden, würde es nach Einschätzung Dolans bis zum Beginn der Bergung noch mindestens einen Monat dauern.
Es ist aber schwer nachzuvollziehen, warum eine Armbanduhr mit GPS den Standort auf wenige Zentimeter genau angeben, eine ganze Boeing aber einfach verschwinden kann.
Das Problem ist, dass ein Flugzeug über dem Wasser normalerweise keine direkte Datenverbindung hat. Alle Daten müssen über Satelliten an die Bodenstationen gesendet werden. Ein System, das alle Flugzeuge im Minutenabstand tracken würde, ist zwar technisch ohne weiteres machbar. Aber bislang gibt es das eben nicht.
Durch das MH370-Unglück ist zuletzt Bewegung in die Sache gekommen?
Die Diskussion um die Notwendigkeit einer wesentlich genaueren Messung hat schon mit dem Absturz der Air France 447 eingesetzt und wird derzeit stark vorangetrieben. Es gibt diverse Lösungsansätze, die auf der Ebene der Welt-Luftfahrtorganisation ICAO, beim Dachverband der Fluggesellschaften IATA und mit Technikexperten diskutiert werden. Letzten Endes läuft alles darauf hinaus, das ADS-B-System – über das die meisten Flugzeuge heute bereits verfügen, um ihre Position über dem Land an die Flugsicherung zu melden – für eine dauerhafte Positionsverfolgung nutzen zu können.
Das klingt einfach, zumal die Technik bereits genutzt wird. Warum dauert die Umsetzung dann Jahre?
Wie bei allem in der Fliegerei werden die Optionen sehr genau geprüft. Es geht schließlich darum, sicherzustellen, dass die Informationen verlässlich gesendet werden, selbst wenn sich das Flugzeug in einer Notlage befindet. Zudem muss garantiert werden, dass die Übertragung wirklich flächendeckend ist und, dass die Daten ausgewertet werden können. Das Ganze ergibt auf lange Sicht zudem nur Sinn, wenn es wirklich standardisiert ist.
Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre
Ein Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings stürzt auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den Alpen ab. Frankreichs Präsident Hollande rechnet nicht mit Überlebenden.
47 Menschen werden am 23. Juli 2014 bei der Notlandung eines Flugzeugs der Linie Transasia auf Taiwan getötet.
Noch nicht restlos geklärt ist der Absturz der malaysischen Passagiermaschine MH17 mit 298 Menschen an Bord über der Ukraine - ein Abschuss über dem Konfliktgebiet Donbass wird als Ursache angenommen.
Der Kontakt zu Flug MH370 der Malaysia Airlines zwischen Kuala Lumpur und Peking mit 239 Passagieren und Besatzung bricht ab. Eine der größten Suchaktionen der Luftfahrt bleibt bis heute ohne Erfolg.
Sieben Insassen eines Learjets kommen beim Absturz des Flugzeugs in Mexiko ums Leben. Unter ihnen ist auch die Sängerin Jenni Rivera.
Eine McDonnell Douglas MD-83 mit 153 Passagieren stürzt in ein dicht besiedeltes Wohnviertel der nigerianischen Metropole Lagos. Alle Menschen an Bord und mindestens 10 Menschen an Land kommen ums Leben.
Ein Linienflugzeug vom Typ Boeing 727 stürzt nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ab. Alle 127 Insassen sterben.
Ein Flugbegleiter ist der einzige Überlebende einer abgestürzten Maschine mit Ziel Minsk, die 37 Passagiere (darunter fast die ganze Mannschaft eines russischen Eishockey-Vereins) und acht Besatzungsmitglieder an Bord hatte.
Eine pakistanische Passagiermaschine vom Typ Airbus A321 stürzt beim Landeanflug auf Islamabad ab. Alle 152 Menschen an Bord werden getötet.
Beim Absturz eines Airbus A330-200 während des Landeanflugs in der libyschen Hauptstadt Tripolis kommen 103 Menschen ums Leben. Nur ein neunjähriger Junge überlebt das Unglück.
Im russischen Smolensk sterben die 96 Insassen einer Tupolew 154, darunter der polnische Präsident Lech Kaczynski und andere Spitzenpolitiker.
Eine Boeing 737-800 der Ethiopian Airlines stürzt vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer, die 90 Insassen sterben.
Beim Absturz einer russischen Maschine auf ein Dorf im Iran kommen alle 168 Menschen an Bord ums Leben. Die Tupolew 154 der Caspian Airlines hatte kurz nach dem Start Feuer gefangen.
Ein A310 der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit 153 Menschen an Bord stürzt im Landeanflug auf die Komoren in den Indischen Ozean. Nur eine Zwölfjährige überlebt.
Ein französisches Verkehrsflug stürzt über dem Atlantik ab. An Bord des Fluges AF 447 von Rio de Janeiro nach Paris sind 228 Menschen, darunter 28 Deutsche. Niemand überlebt.
49 Insassen eines Flugzeuges sowie eine Frau auf dem Boden sterben beim Absturz und der Explosion eines Flugzeugs im Staat New York.
In der Nähe der Hauptstadt von Kirgisistan, Bischkek, sterben 68 der 90 Insassen beim Absturz der Maschine. 22 Menschen überleben den Absturz der Boeing 737.
Beim Start eines Flugzeugs auf dem Madrider Flughafen Barajas stürzt die Maschine kurz nach dem Start ab. 153 Menschen sterben, 19 überleben.
Das hört sich reichlich bürokratisch an.
Sie müssen schließlich hunderte Fluggesellschaften aus unterschiedlichen Ländern an einen Tisch bekommen und zudem auch die Luftüberwachung entsprechend ausrüsten. Es geht um die Einbettung in ein Gesamtsystem. Das braucht entsprechende Satelliten, Datenverteiler und vor allem Regeln, nach denen die Standortmessung funktioniert. Dann gibt es noch die große Herausforderung, dass ein solches System im Flieger autonom sein muss. Wie die Diskussion im Fall MH370 zeigt, muss es davor geschützt sein, abgeschaltet zu werden. Da gibt es aber einen großen Widerstand von Seite der Piloten.