MH370 "Es ist nicht mehr akzeptabel, dass ein Flieger verschwindet"

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Schwierigkeiten auf dem Weg zu besseren Ortungssystemen

Nämlich?

Zurzeit gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die Standortmeldung der Besatzung per Funk oder die Standortübertragung durch das ACARS-System aus den Siebzigerjahren, das in regelmäßigen Abständen an die Bodenstation sendet. Die Zeitpunkte der Meldung müssen aber eng getaktet sein, wenn sie die Suche vereinfachen sollen. Ein Flugzeug ist mit 300 Metern pro Sekunde unterwegs. Schon zehn Sekunden Abstand bei der Ortung bedeuten drei Kilometer. Meldungsabstände von 15 Minuten führen zu einem Suchgebiet von 500 Quadratkilometern und mehr. Bislang senden Flugzeuge über dem Meer sehr viel seltener.

Die nervenaufreibende Suche nach MH370

Es ist aber schwer nachzuvollziehen, warum eine Armbanduhr mit GPS den Standort auf wenige Zentimeter genau angeben, eine ganze Boeing aber einfach verschwinden kann.

Das Problem ist, dass ein Flugzeug über dem Wasser normalerweise keine direkte Datenverbindung hat. Alle Daten müssen über Satelliten an die Bodenstationen gesendet werden. Ein System, das alle Flugzeuge im Minutenabstand tracken würde, ist zwar technisch ohne weiteres machbar. Aber bislang gibt es das eben nicht.

Durch das MH370-Unglück ist zuletzt Bewegung in die Sache gekommen?

Die Diskussion um die Notwendigkeit einer wesentlich genaueren Messung hat schon mit dem Absturz der Air France 447 eingesetzt und wird derzeit stark vorangetrieben. Es gibt diverse Lösungsansätze, die auf der Ebene der Welt-Luftfahrtorganisation ICAO, beim Dachverband der Fluggesellschaften IATA und mit Technikexperten diskutiert werden. Letzten Endes läuft alles darauf hinaus, das ADS-B-System – über das die meisten Flugzeuge heute bereits verfügen, um ihre Position über dem Land an die Flugsicherung zu melden – für eine dauerhafte Positionsverfolgung nutzen zu können.

Das klingt einfach, zumal die Technik bereits genutzt wird. Warum dauert die Umsetzung dann Jahre?

Wie bei allem in der Fliegerei werden die Optionen sehr genau geprüft. Es geht schließlich darum, sicherzustellen, dass die Informationen verlässlich gesendet werden, selbst wenn sich das Flugzeug in einer Notlage befindet. Zudem muss garantiert werden, dass die Übertragung wirklich flächendeckend ist und, dass die Daten ausgewertet werden können. Das Ganze ergibt auf lange Sicht zudem nur Sinn, wenn es wirklich standardisiert ist.

Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre

Das hört sich reichlich bürokratisch an.

Sie müssen schließlich hunderte Fluggesellschaften aus unterschiedlichen Ländern an einen Tisch bekommen und zudem auch die Luftüberwachung entsprechend ausrüsten. Es geht um die Einbettung in ein Gesamtsystem. Das braucht entsprechende Satelliten, Datenverteiler und vor allem Regeln, nach denen die Standortmessung funktioniert. Dann gibt es noch die große Herausforderung, dass ein solches System im Flieger autonom sein muss. Wie die Diskussion im Fall MH370 zeigt, muss es davor geschützt sein, abgeschaltet zu werden. Da gibt es aber einen großen Widerstand von Seite der Piloten.

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