Aber ans Bein pinkeln werden Sie Ihren Kunden trotzdem weiterhin, wo Sie es als notwendig erachten?
Leider ja. Wir kontrollieren nicht mehr jeden Koffer und sagen künftig „scheiß drauf“, wenn ein Gepäckstück ein, zwei Zentimeter zu groß ist. Doch wer mit einem Schrank an Bord will, den müssen wir weiter ärgern und packen das Ding gegen Gebühr in den Gepäckraum.
Geringere Wachstumsraten, zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr – kassieren Sie heimlich Ihr Billigflieger-Modell?
Warum? Wir hatten von April bis September mit gut 600 Millionen Euro Gewinn das beste Halbjahr aller Zeiten...
...dafür erwarten Sie für den Rest des Geschäftsjahrs 100 Millionen Euro Verlust.
Im Winter leiden die Preise in Europa unter der schwachen Nachfrage, selbst im wirtschaftlich stabilen Deutschland. Trotzdem machen wir, wenn es wirklich schlimm kommt, noch gut eine halbe Milliarde Euro Gewinn. Das ist zwar weniger als die 570 Millionen im Vorjahr. Aber finanziell bleiben wir eine gesunde Airline, auch weil der Chef gesund isst. Auch eine Karotte?
Was Ryanair verbessern will
- Niedrige Gebühren
- Geringfügig zu große oder zu schwere Handgepäcksstücke dürfen an Bord
- Zweites Handgepäck ist erlaubt, wenn es unter den Vordersitz passt
- Einfachere Buchung im Internet
- Niedrigere Umbuchungsgebühren
- Verkauf flexibel umbuchbarer Tickets
- Verkauf von Extras wie Sitzplatzwahl oder schnellere Sicherheitskontrolle
- Reduzierte Gebühren für Familien
- Rabatte für Vielflieger
Danke. Ryanair mag ein gesundes Unternehmen sein, angesichts der aktuellen Verluste aber auch eines mit Problemen.
Nein. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern haben wir kein Kostenproblem. Wir zahlen künftig weniger Gebühren an Flughäfen wie London-Stansted und bekommen neue sparsamere Flugzeuge. Dazu fliegen wir verstärkt zu größeren Flughäfen, die uns früher rausgeworfen hätten, wie Rom, Brüssel oder Nürnberg. Dort bekommen wir höhere Preise als im Rest unseres Netzes. Herrliche Zeiten also.
Warum zeigen dann die Gewinne bei Easyjet, Norwegian, Vueling oder Germanwings nach oben, nicht aber bei Ihnen?
(Tut als, ob er weint). Wir haben 570 Millionen Euro verdient und Easyjet umgerechnet 480 Millionen Euro. (Tut, als ob er überlegt) Hey, das ist ja weniger als wir (lacht). Und nächstes Jahr schlagen wir die wieder.
Laut Analysten verdient Easyjet im aktuellen Geschäftsjahr erstmals mehr als Sie.
Warten wir mal ab. Die Nachfrage lahmt für alle. Bei Ryanair sinken die Kosten bis zum Sommer um sieben Prozent, und die von Easyjet steigen um zwei Prozent. Na, welche Airline möchten Sie lieber sein?
Sie selbst möchten wohl lieber Easyjet sein, weil Sie von denen einiges abkupfern, zum Beispiel mehr Flüge von großen Flughäfen oder besseren Service?
Wir Easyjet sein? Nie. Lernen von denen? Klar, selbst ich bin nicht unfehlbar. Aber wenn wir auf dem europäischen Festland in größere Flughäfen gehen, kopieren wir nicht Easyjet, sondern uns, weil wir in Irland und Großbritannien schon immer an den Hauptflughäfen waren. Easyjet hat eine bessere Web-Seite. Doch die werden wir im März auch haben und immer noch fast die halben Kosten. Fragen Sie mich doch bitte noch mal, wer das Rennen gewinnt!