Milliarden-Übernahme Zerschlagung der Scout-Gruppe – Chance für Springer?

Investor Elliott drängt auf die Zerschlagung der Scout-Gruppe. Quelle: REUTERS

Warum Investor Elliott gerade jetzt auf die Zerschlagung der Scout-Gruppe drängt – und was Axel Springer damit zu tun haben könnte.

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Tobias Hartmann dürften die Ohren klingeln, bei all den scheinbaren Lobeshymnen, die Investor Elliott gerade anstimmte: Immobilienscout24 sei eines der „besten Online-Kleinanzeigengeschäfte der Welt“, es nehme eine „führende Marktposition in einem der attraktivsten Kleinanzeigenmärkte der Welt“ ein und stehe für einen Unternehmenswert von fünf Milliarden Euro. Und auch das das zweite stolze Pferd in Hartmanns Stall, der Münchner Socut24-Gruppe, die Gebrauchtwagen-Plattform Autoscout24, biete Investoren „Zugang zu einem einzigartigen Investment in führende Plattformen auf dem gesamten Kontinent“. So viel Verkaufs-Poesie in einem Schreiben des knallharten Investors aus den USA lässt aufhorchen.

Denn klar ist – hier will nicht etwa ein Geldgeber den Vorstandschef eines Unternehmens loben, an dem er mit etwa 400 Millionen Euro beteiligt ist. Stattdessen ist jeder Satz vor allem: eine Spitze und ein Stachel, den der umtriebige Investor Paul Singer der Führungsspitze der Scout-Gruppe da gerade in einem offenen Brief ins Fleisch treibt.

Denn nicht einmal zwischen den Zeilen, sondern in aller Deutlichkeit streicht Elliott heraus: Die Scout-Gruppe mag interessant und die unternehmerische Leistung zu ihrem Aufbau auch aus seiner Sicht bis hierher beachtlich sein – die ganz großen Werte lassen sich aus Sicht des Investors jedoch nur auf einem Wege schaffen: durch die Zerschlagung der Gruppe. Immobilienscout24 allein, glaubt Elliott, sei bei entsprechendem Ausbau und Führung mehr wert als die heutige Gruppe insgesamt.

Autoscout24-Kauf würde zu Springer passen

Allein die Tatsache, dass strategische und auch andere Finanzinvestoren in der Vergangenheit der Tochter Autoscout „unaufgefordert Avancen“ gemacht hätten, unterstreiche, „dass der Eigentümer, der den Wert von AS24 maximieren dürfte, mit großer Sicherheit nicht Scout24 ist“. Mit dem erwirtschaftet die Gruppe gut ein Drittel ihres Umsatzes. Unter dem Dach der Gruppe, lamentiert Elliott, komme Autoscout24 jedoch zu kurz. In Finanzkreisen kreist denn auch schon ein angeblicher Verkaufspreis, den Elliott für realistisch halte – die Rede ist von rund 2,5 Milliarden Euro.

Dass der US-Investor gerade jetzt ein weithin sichtbares Preisschild an die Autoplattform hängt und zugleich massiven Druck auf Vorstandschef Hartmann aufbaut, den Weg der Zerschlagung zu gehen und kräftig in den Rückkauf eigener Aktien zu investieren, dürfte auch nicht unwesentlich mit den jüngsten Entwicklungen beim deutschen Medienkonzern Axel Springer zusammenhängen. Dort steigt dieser Tage KKR ein; gerade hat der Finanzinvestor die Schwelle von 20 Prozent der Aktien überschritten. Zug für Zug wird er nun seinen Einfluss auf den Konzern ausbauen und aller Voraussicht nach darauf hinarbeiten, Springer von der Börse zu nehmen. Erklärtes Ziel ist es dann, vor allem durch Zukäufe möglichst rasch die zukunftsträchtigen Digitalgeschäfte der Berliner massiv auszubauen und noch weiter zu internationalisieren. Die Übernahme von Autoscout24 wäre da durchaus denkbar und auf den ersten Blick zumindest naheliegend. Aber auch im Immobilienmarkt hat Springer bereits veritables Geschäft, auch hier wäre Interesse vorstellbar.

Springer muss daran gelegen sein, neben seinem Online-Flaggschiff, dem Jobportal Stepstone, weitere Rubrikengeschäfte zu stärken. Denn Stepstone gerät durch einen starken Gegenspieler immer stärker unter Druck. Mit Google ist seit einigen Wochen einer der Gorillas der Netzwelt auch in Deutschland in das Geschäft mit den Stellenanzeigen eingestiegen. Da wäre es hilfreich, in anderen Feldern möglichst rasch weiter zu wachsen.

Schon länger hält sich die Variante, Springer könne an der milliardenschweren Übernahme von Ebays Kleinanzeigengeschäft interessiert sein. Nicht unmöglich aber auch, dass auch bei der Scout-Gruppe die Karten noch einmal neu gemischt werden. An selbstverständlich völlig uneigennütziger Beratung und unaufgeforderten Offerten, das zeigt der jüngste Vorstoß von Elliott, dürfte es Springer-Boss Mathias Döpfner und KKR-Statthalter Philipp Freise in nächster Zeit sicher nicht mangeln.

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