Berger-Chef Schwenker favorisiere einen Zusammenschluss mit PwC, verlautet aus dessen Umfeld. Die Verhandlungen in der Zentrale in New York waren offenbar weit gediehen, PwC-Weltchef Dennis Nally soll Schwenker große Zugeständnisse gemacht haben. Demnach wäre PwC bereit, das gesamte Top-Managementberatungsgeschäft – also auch das eigene – künftig weltweit unter Roland Berger zu firmieren.
Noch offen ist, wie die Eigenständigkeit der Berger-Partner auch rechtlich abgesichert werden könnte. Eine denkbare Lösung: PwC könnte das Prüf- vom Beratungsgeschäft trennen. So würde sich das Problem mit der sogenannten „Channel-One“-Regel lösen, die es verbietet, großen Kunden Prüf- und Beratungsleistungen aus einer Hand anzubieten.
Doch die scheinbare Wohlfühllösung ist inzwischen höchst gefährdet. PwC-Deutschland-Chef Norbert Winkeljohann hatte sich kürzlich in der WirtschaftsWoche (Heft 33/2013) skeptisch zu einem Zusammengehen geäußert und vor einer Zwei-Marken-Strategie gewarnt. Seitdem haben bei Berger wieder die Skeptiker Oberwasser. Das PwC-Angebot soll zwar formal noch auf dem Tisch liegen. Intern, so mehrere Insider, habe sich aber eine Mehrheit der Berger-Partner dagegen ausgesprochen. Die Beratung dementiert, dass es eine Vorentscheidung gibt.
Top 10 der Managementberater in Deutschland 2012 (Zahlen teilweise geschätzt) | ||
Umsatz in Mio. Euro | Mitarbeiter | |
McKinsey (Umsatzschätzung >600 Mio. Euro; einschließlich Leistungsanteile der deutschen Gesellschaften an grenzüberschreitenden Projekten) | >600 | 2300 |
The Boston Consulting Group (einschließlich Leistungsanteile der deutschen Gesellschaften an grenzüberschreitenden Projekten) | 490 | 1880 |
Roland Berger | 445 | 1250 |
KPMG (Von den WP-Gesellschaften gemeldete anteilige Umsätze mit Managementberatung und managementberatungsnahen Leistungen in Deutschland; Zahlen inkl. BrainNet Supply Management Consultants, Übernahme 07/2012) | 403 | 2150 |
PricewaterhouseCoopers (Von den WP-Gesellschaften gemeldete anteilige Umsätze mit Managementberatung und managementberatungsnahen Leistungen in Deutschland) | 315 | 1468 |
Accenutre (anteilige Umsätze mit Managementberatung in Deutschland) | 296 | 825 |
Oliver Wyman Group (einschließlich Leistungsanteile der deutschen Gesellschaften an grenzüberschreitenden Projekten) | 280 | 730 |
Deloitte Consulting (Von den WP-Gesellschaften gemeldete anteilige Umsätze mit Managementberatung und managementberatungsnahen Leistungen in Deutschland) | 275 | 1406 |
Booz & Company (einschließlich Leistungsanteile der deutschen Gesellschaften an grenzüberschreitenden Projekten; Übernahme von Management Engineers 04/2013, Umsätze noch nicht enthalten) | 262 | 600 |
Bain & Company (einschließlich Leistungsanteile der deutschen Gesellschaften an grenzüberschreitenden Projekten) | 256 | 600 |
Quelle: Lünendonk |
In München ist die Meinung über den künftigen Kurs ohnehin gespalten. So gibt es Zweifel über die kulturelle Kompatibilität von Beratern und Prüfern. Aktuell sollen die älteren Partner eher bereit sein, zu verkaufen und damit Kasse zu machen, während die Jüngeren lieber allein weitermachen wollen, weil sie sich davon bessere Karrierechancen versprechen.
Als Alternative zur Fusion spukt in München die Idee einer strategischen Allianz herum. Die Beratung könne weitgehend eigenständig bleiben und sich mit einem künftigen Partner aus der Prüferbranche Mandate zuschanzen. Was eine solche Konstruktion tatsächlich bringt und wie sie im Einzelnen laufen könnte, ist unklar.
Die Lücke zu den Top-Wettbewerbern McKinsey und Boston Consulting Group (BCG) ließe sich so kaum schließen: Auch Roland Berger will strategische Top-Managementberatung auf höchstem Niveau servieren. Trotz aller Bemühungen ist das Versprechen kaum eingelöst.
Roland Berger war traditionell als Haus für Restrukturierungen bekannt. Die Truppe um den mittlerweile pensionierten Berger-Intimus Karl Kraus (Spitzname „Machete“), einen früheren Boxer ohne Hochschulabschluss, etablierte sich als Gruppe fürs Grobe und war stolz darauf, auch mal die Weihnachtstage gemeinsam im Büro zu verleben. Intellektuelle Geistesblitze zuckten nur selten über ihre Schreibtische.
Um den Kunden Mehrwert zu bieten, fehlt der Beratung die internationale Präsenz. Gründer Berger hatte nach seiner Blockade des Deloitte-Deals 50 Millionen Euro für den Ausbau zur Verfügung gestellt, die gleiche Summe machten die Partner locker. Die Investitionen sind hoch verzinst, die Zahlungen belasten das Ergebnis.
Mit dem Geld eröffnete Schwenker-Vorgänger Wittig weltweit Büros, aktuell gibt es welche in 36 Ländern, darunter abgelegenere Standorte wie Marokko, Libanon und die Ukraine. Doch die Offensive hat sich bisher kaum ausgezahlt, in den meisten Ländern soll das Geschäft nicht profitabel laufen, was Berger auf Anfrage verneint.