




Mit seinen ungewöhnlichen Ideen sorgt der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan außerhalb seiner Heimat in der Regel für echte Überraschungen. Nach Fragen zur Integration seiner Landsleute und der offenen Parteinahme gegen die syrische Regierung hat sich der 58-Jährige nun der Luftfahrt zugewandt. Die deutsche Kanzlerin Angela "Merkel schlug mir während meiner Deutschlandreise vor, Lufthansa und Turkish Airlines in Zukunft gemeinsam zu betreiben. Ich habe "okay" gesagt. Das war sowieso eines unserer Projekte und, so Gott will, wird es wirklich dazu kommen, dass wir für Lufthansa und Turkish Airlines gemeinsam tätig werden."
Damit sorgte der Politiker nicht zuletzt in Deutschland für Kopfschütteln. Die Vereinigung zwischen Europas größter Fluglinie und dem Partner in der gemeinsamen Star Alliance, der am stärksten wächst, wäre sicher der radikalste Schritt in Europas Luftfahrt der vergangenen Jahre – und derzeit sicher ein wenig skurril. So lange die Türkei nicht der EU angehört, verlöre ein Gemeinschaftsunternehmen wichtige Streckenrechte. Dazu haben das auf Turbo-Wachstum getrimmte Staatsunternehmen Turkish und die krisengeschüttelte Lufthansa vollkommen andere Unternehmenskulturen in Sachen Mitbestimmung, Sicherheitskultur oder Service.
Gemeinschaftsunternehmen hat großen Erfolg
Doch auch wenn Lufthansa eine Rettung aus Istanbul derzeit sicher nicht braucht, eine engere Zusammenarbeit unterhalb einer Fusion ist am Ende nicht absurd, sondern eine gute Idee. Erste Medienberichte, nach denen Lufthansa und Turkish Überkreuzbeteiligungen erwägen, klingen also nicht völlig abwegig. Beide Unternehmen haben im Rahmen von Star bereits einen Teil ihrer Flugpläne und den Service für Kunden des jeweils anderen abgestimmt. Dazu betreiben sie mit Erfolg den Urlaubsflieger 'Sun Express'. Der Erfolg der Gemeinschaftsunternehmen der Lufthansa mit All Nippon auf den Japanstrecken oder Richtung Nordamerika mit United zeigt: Die Kombination Lufthansa / Turkish auf den Strecken Richtung Istanbul und auf vielen Anschlussflügen brächte vor allem der Lufthansa aber auch Turkish selbst spürbare Vorteile.
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Für Turkish wäre das zunächst ein Ritterschlag. Auch wenn der heutige Chef Temil Kotil die Linie in den vergangenen Jahren von Grund auf renoviert hat, und die Linie bei Passagierumfragen oder Marktforschern als Linie mit dem besten Bordservice Europas gilt, hat sie bei vielen immer noch das Image einer besseren Gastarbeiterlinie. Und wegen einiger Abstürze zweifeln viele zu Unrecht an der Sicherheit der Airline. Das würde sicher eine tiefere Partnerschaft mit der Lufthansa in kurzer Zeit zumindest mildern.