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Monate nach dem Skandal Burger Kings heile Welt "ist ein trügerischer Schein"

Nach dem Skandal im Frühjahr zeigte sich Burger King reumütig. Deutschland-Chef Bork versprach große Verbesserungen. Alles nur heiße Luft? Gegenüber der WirtschaftsWoche erheben Gewerkschafter neue, schwere Vorwürfe.

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Burger King hat im Mai angekündigt vieles zu ändern. Ob das geschieht ist fragwürdig Quelle: dpa

Burger King lieferte in Deutschland beinahe ein Lehrstück an Krisen-PR. Monatelang hatte der Fast-Food-Riese heftige Vorwürfe von Mitarbeitern, Gewerkschaften und Medien wie der WirtschaftsWoche ignoriert und ausgesessen. Als dann nach einem TV-Bericht von Günther Wallraff die Empörung über Hygienemängel und schlechte Arbeitsbedingungen zu groß wurde, engagierte das Unternehmen Spezialisten für Krisenkommunikation und ging in die Offensive.

Burger-King-Deutschlandchef Andreas Bork, der über ein Jahr lang Interviewanfragen konsequent abgelehnt hatte, äußerte sich plötzlich auf allen Kanälen. Bork entschuldigte sich sogar persönlich in TV-Spots und gelobte Besserung. Am kommenden Wochenende sollen sich nun Gäste beim „Tag der offenen Küche“ selbst vom Wandel überzeugen können.

Die Zukunft der Skandal-Filialen von Burger King ist ungewiss, der umstrittene Franchisenehmer weiter Inhaber. Burger-King-Chef Bork über die Krise und den Verkauf der Restaurants.
von Oliver Voß

Die Rechte Hand des Skandal-Geschäftsführers

Ist also alles wieder im Lot bei Burger King? „Das ist ein trügerischer Schein“, sagt Guido Zeitler, Referatsleiter Gastgewerbe bei der Gewerkschaft NGG. Äußerlich sei zwar Ruhe eingekehrt, doch Burger King sei noch weit davon entfernt, sich wie ein normaler Arbeitgeber zu verhalten. 

Bezeichnend dafür ist die wichtigste Personalie: Als Reaktion auf die Krise hatte Burger King den verantwortlichen Franchisenehmer Ergün Yildiz zum Rücktritt gedrängt. „Wir haben dort selbst die Führung der Geschäfte übernommen“, hatte Bork im Werbespot verkündet. Doch das stimmt so nicht. Denn am 30. Juli wurde Dieter Stummel als neuer Geschäftsführer der Yi-Ko Holding GmbH im Handelsregister eingetragen. „Das war die rechte Hand von Yildiz“, kritisiert Zeitler.

Die größten Fast-Food-Ketten nach Umsatz 2013

Der Anwalt hatte Yildiz beim Kauf der 91 zuvor firmeneigenen Filialen beraten und danach in verschiedenen Gerichtsverfahren gegen unliebsame Betriebsräte vertreten. Zudem ist Stummel als Pressesprecher von Yildiz´ Unternehmen aufgetreten. Dabei hatte er der NGG noch im Dezember 2013 wegen der Kritik an den Zuständen bei Burger King eine „willkürliche Verleumdungskampagne“ vorgeworfen.

Stummel sei nur eine Übergangslösung erklärt Burger King. „Die Besetzung der Geschäftsführerposition wird in den kommenden Monaten erfolgen“, so das Unternehmen.

Der umstrittene Yildiz-Nachfolger ist jedoch nicht der einzige Kritikpunkt. „Wir sind in keinster Weise zufrieden, die Zustände sind immer noch chaotisch“, sagt Tim Lubecki von der NGG Augsburg. Vor allem bei der Zahlung der Löhne gebe es immer wieder Probleme, Zuschläge oder die Löhne bei Krankheit oder Urlaub würden nicht oder nicht vollständig gezahlt. Daher bieten die Augsburger inzwischen sogar einen „Tarif-TÜV“ an: die Gewerkschaft prüft die korrekte Lohnzahlung und klagt fehlende Beträge ein.

Solche Probleme gibt es laut NGG bundesweit. „Mehrfach wurden Gelder erst ausgezahlt, nachdem der Gerichtsvollzieher gekommen ist“, bestätigt Zeitler. Burger King spricht von Einzelfällen, für die „schnell Lösungen herbeigeführt werden“.

Burger King hatte als Reaktion auf die Krise einen Tarifvertrag eingeführt und wollte die Probleme ursprünglich gemeinsam mit der Gewerkschaft angehen. Doch seit einem Gespräch im Mai habe es keine Treffen mehr gegeben und derzeit sind auch keine geplant.

Rückfall in alte Zeiten?

Wegen schlechter Zahlungsmoral stand das Unternehmen wiederholt am Pranger. Immer wieder geriet Burger King in die Schlagzeilen, weil Löhne oder Zuschläge gar nicht oder verspätet gezahlt wurden. Die Mitarbeiter klagten über karges Gehalt und harte Arbeitsbedingungen, sprachen von Kostenschinderei. Der Streit darüber endete regelmäßig vor Gericht.

Im Wettkampf mit McDonald´s und neuen lokalen Konkurrenten versuchte Burger King, die Kosten weiter zu drücken – auch auf Kosten der eigenen Mitarbeiter. Die Folgen bekamen auch die Gäste zu schmecken. „Die Wartezeiten sind länger, und die Beschwerden häufen sich“, sagte etwa Burger-King-Mitarbeiterin Dilek Korkmaz (Name geändert) schon im Sommer 2013 zur WirtschaftsWoche. „Wir kommen auch kaum noch zum Saubermachen.“

Für deutschlandweites Aufsehen sorgte dann im Frühjahr 2014 eine Reportage von Günther Wallraff. Der Undercover-Reporter lieferte mit Filmaufnahmen den Beweis für die Vorwürfe. In drastischen Szenen zeigt er nicht nur die harten Arbeitsbedingungen, sondern deckte auch eklatante Hygienemängel auf. So wurden beispielsweise die Lebensmittel kurzerhand umetikettiert, um sie länger im Umlauf zu lassen. Statt der erlaubten vier, blieb der Salat dann acht Stunden bei Raumtemperatur auf der Theke liegen. In einer Lebensmittelproben aus einer Filiale entdeckten die Reporter zahlreiche Darmbakterien. 

Nach dem Aufschrei der Kunden und als die Imagewerte der Fast-Food-Kette in die Tiefe rauschten, zog Burger King die Reißleine: Franchisenehmer Yildiz wurde vor die Tür gesetzt. Scheinbar kehrt wieder Frieden ein. Der ist nun in Gefahr.

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