MS Deutschland Das Traumschiff – eine Fahrt ins Ungewisse

Auch die zweite Gläubigerversammlung des angeschlagenen Traumschiffes brachte keine Klarheit. Und keinen Retter. Es gibt drei Szenarien für die MS Deutschland.

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Der Kapitän gibt sich noch optimistisch. Die Stimmung an Bord sei gut, behauptet Elmar Mühlebach. Doch welchen Kurs die MS Deutschland, bekannt als Traumschiff der gleichnamigen Fernsehserie, nimmt, weiß auch er nicht. Auch nach der zweiten Gläubigerversammlung des insolventen Kreuzfahrers am Mittwoch in München lichtete sich der Nebel nicht.

Ein Retter des Pleite-Schiffs ist nicht in Sicht, wie der Sprecher des Insolvenzverwalters sagte. Die Gesellschaft, der die MS Deutschland gehört, hat rund 56 Millionen Euro Schulden. Davon sind 50 Millionen Euro Anleiheschulden, für die die Gesellschaft hohe Zinsen zahlen muss.

Drei Szenarien sind möglich: Es kommt noch ein Investor. Er müsste allerdings hohe Sicherheiten stellen. Oder die Eigner-Gesellschaft treibt unerwartet zwei Millionen Euro auf, um über die nächsten drei Monate zu kommen. Oder das Traumschiff wird zwangsversteigert. Gelingt auch dies nicht, bleibt nur die Verschrottung des Fünf-Sterne-Schiffes.

Derzeit fehlt sogar das Geld für den geplanten Aufenthalt auf der Werft im spanischen Cádiz. „Die Werft will eine Million Euro, sonst macht sie die Tore nicht auf“, sagt Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber. Dort sollte das Traumschiff nicht nur modernisiert und mit französischen Balkonen ausgerüstet werden, sondern auch eine Art TÜV-Prüfung ablegen. Ohne die darf es nicht mehr auf große Fahrt gehen. Möglich wäre noch eine abgespeckte TÜV-Prüfung. Die kostet nur 50.000 Euro, gilt aber nur drei Monate lang. Dann müsste die MS Deutschland erneut durchgecheckt werden.

Aber hat der Haupteigner, der Münchner Finanzinvestor Callista, daran überhaupt ein Interesse? Kurz nach der ersten erfolglosen Gläubigerversammlung am 8. Oktober hatte er in einem offenen Brief behauptet: „Von Albtraum, Pleite, Verkauf oder sogar Insolvenz ist die Rede“ in deutschen Medien. „Doch ich sage Ihnen hiermit deutlich, dass wir davon weit entfernt sind.“

Nur rund zwei Wochen später, am 29. Oktober, beantragte die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft beim Amtsgericht Eutin die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Es ist nicht die erste Pleite der MS Deutschland. Schon 2009 musste die Traumschiff-Reederei Peter Deilmann Insolvenz beantragen. Gisa und Hedda Deilmann, die Töchter des 2003 verstorbenen Gründers Peter Deilmann, waren vom Kurs abgekommen. 2010 mussten sie das Schiff an den Münchner Finanzinvestor Aurelius verkaufen, der damit auch nicht klar kam und es im Januar 2014 an die damals frisch gegründete Münchner Private-Equity-Gesellschaft Callista um Rechtsanwalt Olaf Meier weiterreichte.

War’s das? Der Kreuzfahrt-Markt boomt zwar, Jahr für Jahr verreisen mehr Deutsche mit dem Schiff. Aber der Wettbewerb hat sich drastisch verschärft. Neue, immer größere Schiffe werben um Gäste. Schiffe, hinter denen finanzstarke Gesellschafter stehen, die mehr als nur ein Kreuzfahrtschiff betreiben.

Gegen sie haben kleine Reeder mit nur einem Schiff nur eine Chance, wenn sie eine lukrative Nische finden. Was vom Geschäft verstehen und von der Kreuzfahrt fasziniert sind. Ob das auf Callista zutrifft, ist zweifelhaft. Aus der Traum?

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