Nach Suezkanal-Havarie Lieferketten: Lieber langsam als kaputt

nicht nur die Suezkanal-Blockade zeigt: Die Just-in-Time-Logistik hat ausgedient. Quelle: imago images

Die Just-in-Time-Logistik hat ausgedient, wie nicht nur die Suezkanal-Blockade zeigt. Unternehmen investieren lieber mehr – „Just in Case“.

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400 Meter Stahl reichen, um den Welthandel zu stoppen. Beinahe eine Woche hat das Schiff „Ever Given“ den Suezkanal, die wichtigste Handelsstraße für Europas Warenverkehr, blockiert. Als hätte es tatsächlich noch einen Beweis gebraucht, wie anfällig manche Lieferketten sind. Als hätte es nicht schon genug Hafenstaus und verspätete Schiffe gegeben, als hätte das Coronavirus nicht schon für zu viele Ausfälle gesorgt.

Schon im vergangenen Jahr war die Liste der Fabrikstopps lang, nun könnte sie noch weiter anwachsen. Kaum eine Lieferkette verkraftet Verzögerungen von drei Wochen und mehr.

Das Just-in-Time-Konzept hat die Logistik einst revolutioniert. Weil die nötigen Teile erst dann an der Fabrik eintreffen, wenn sie benötigt werden, wird kaum Lagerplatz gebraucht. Jetzt steht das Just-in-Time-Prinzip vor der Ablösung – durch das Prinzip „Just in Case“. Unternehmen investieren lieber in mehr Lagerraum statt teure Notfalltransporte. Sie streuen ihre Risiken, statt sich abhängig zu machen von einem Zulieferer. Wer global aufgestellt ist, produziert lieber auf demselben Kontinent für seine Märkte, als nötige Teile einmal um die halbe Welt zu schicken. Am Ende ist eine langsame Lieferkette besser als eine kaputte.

Mehr zum Thema: Containerschiffe werden länger und breiter. Das birgt enorme Gefahren und bringt immer mehr Häfen an ihre Grenzen. Containerschiffe sind inzwischen schwimmender Größenwahn.

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