Nach Thomas-Cook-Pleite Bundesregierung entschädigt Kunden eines weiteren insolventen Reiseveranstalters

Die Bundesregierung wird auch die Kunden eines anderen insolventen Reiseveranstalters entschädigen. Das Unternehmen hatte einen Tag nach Thomas Cook Insolvenz angemeldet. Quelle: dpa

Nur einen Tag nach Thomas Cook meldete auch der Kölner Reiseveranstalter Tour Vital Insolvenz an. Auch in diesem Fall will der Bund einspringen und betroffenen Pauschalurlaubern helfen.

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Im Zuge der Thomas-Cook-Pleite will die Bundesregierung auch die Kunden eines weiteren insolventen Reiseanbieters finanziell entschädigen. Demnach soll analog zur Thomas-Cook-Regelung auch den 640 betroffenen Kunden des insolventen Anbieters Tour Vital geholfen werden, bestätigte ein Sprecher des Bundesjustizministeriums.

Der Kölner Reiseveranstalter hatte am 26. September – nur einen Tag nach den deutschen Thomas-Cook-Gesellschaften – Insolvenzantrag gestellt, die Kundengelder waren ebenfalls bei Zurich versichert. Aufgrund gesetzlicher Bestimmung ist die Höhe der Versicherungen, die Veranstalter in Deutschland für solche Fälle abschließen müssen, auf 110 Millionen Euro gedeckelt – und zwar nicht pro Einzelfall, sondern für sämtliche Insolvenzfälle innerhalb eines Geschäftsjahres. Reichen die 110 Millionen Euro nicht aus, wird lediglich anteilig erstattet.

Allein im Thomas-Cook-Fall summieren sich die Kosten für Rückflüge und Entschädigungen laut Versicherer Zurich jedoch bereits auf rund 347 Millionen Euro. Für die Begleichung der Tour-Vital-Schäden ist damit kein ausreichender Versicherungsschutz mehr vorhanden. Die Summe sei angesichts weiterer Insolvenzanträge in der Reisebranche erschöpft, hatte Tour-Vital-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch bereits im Oktober mitgeteilt. Die Kunden würden „wegen ihrer Ansprüche an den Versicherer von dort nur quotale Zahlungen erwarten können“.

Die Bundesregierung tut so, als springe sie den Thomas-Cook-Kunden nun zur Seite – dabei ist sie für deren Probleme mitverantwortlich. Aber auch die Urlauber hätten es besser wissen können.
von Sophie Crocoll

Laut Ministeriumssprecher wird nun der Bund auch im Fall von Tour Vital einspringen und den Betrag übernehmen, der den Kunden nicht vom Versicherer ersetzt wird. Wie die Auszahlung und Anmeldung von Ansprüchen im Detail ablaufen soll, wird derzeit noch geklärt. Erst Anfang kommenden Jahres sollen die Kunden über die weiteren Schritte zur Abwicklung informiert werden.

Die Tour Vital Touristik GmbH wurde 1991 gegründet und bot seit 2008 begleitete Reisen und Gruppenreisen in zahlreiche Länder an. Tour Vital erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 35 Millionen Euro.

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