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Nahverkehr Wie Städte Schwarzfahrer jagen

Bus- und Bahnbetreiber erleiden hohe Einnahmeverluste durch Schwarzfahrer. Doch das soll sich nun ändern. Die Städte leisten Gegenwehr.

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Der öffentliche Nahverkehr leidet zunehmend unter Schwarzfahrern. Doch einige Städte setzten sich nun zur Wehr. Quelle: dpa

Mitte Februar, Haltestelle Hans-Böckler-Platz in Köln, morgens um 8:40 Uhr. Ein Zug der Linie 5 stoppt. Rund zwei Dutzend uniformierte Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) entern die Bahn, kontrollieren die Tickets und erwischen ein paar Unverbesserliche, die 2,20 Euro für ihre Fahrt sparen wollten. Erwischt hat es auch Berufspendler, die ihren Anschlusszug am Hauptbahnhof verpassten, weil der Großeinsatz der KVB die Weiterfahrt verzögerte.

Teils verzweifelt, teils rabiat wirken solche Massenkontrollen – oft in Begleitung der Polizei. Doch angesichts der Einnahmeverluste der Nahverkehrsunternehmen scheint ihnen jedes Mittel recht, um Schwarzfahrer abzuschrecken.

Eine exklusive Umfrage der WirtschaftsWoche offenbart erstmals das Ausmaß der Schwarzfahrerei. Die Verluste summieren sich für die 35 größten Städte Deutschlands auf mehr als 120 Millionen Euro pro Jahr – ohne die Kosten für das Kontrollpersonal. Bundesweit schätzt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) den Gesamtschaden auf 350 Millionen Euro. Die Schwarzfahrerquote wird von Sozialstruktur, Größe des Bahn- und Busnetzes sowie Maßnahmen der Städte beeinflusst.

OrtSchwarzfahrerquote(1) in Prozent (Veränderung(2))Einnahmeverlust(1) in Mio. EuroVerschärfung geplant
Chemnitz6,0 (++)1,4ja
Köln4,7 (--)9ja
Berlin4,0 (=)20nein
Oberhausen4,0 (--)k.A.nein
Bonn3,9 (=)k.A.ja
Hamburg3,5 (++)24ja
Duisburg3,3 (++)3,8ja
Kiel3,0 (=)0,8nein
München 3,0 (=)>10ja
Stuttgart3,0 (=)14ja
Wiesbaden3,0 (=)1nein
Wuppertal3,0 (=)1,2ja
Bielefeld2,7 (++)1nein
Dresden 2,7 (++)2,6ja
Augsburg2,5 (=)1,4nein
(1): Angaben der Nahverkehrsunternehmen (teilweise Schätzung, bei Spanne höchster Wert); (2): (++) zugenommen, (--) abgenommen, (=) gleichgeblieben

Chemnitz an der Spitze

Fast jedes zweite Unternehmen will nun stärker kontrollieren, ermittelt beispielsweise undercover, indem es Kontrolleure in Zivil einsetzt – oft Studenten, die selbst aussehen, als würden sie schwarzfahren. Vor allem Chemnitz, Köln, Berlin und Oberhausen stehen unter Zugzwang: Dort fahren mindestens 4 von 100 Fahrgästen schwarz (siehe Tabelle). „Das Problem hat deutlich zugenommen“, sagt Stefan Tschök, Marketingchef der Chemnitzer Verkehrs-AG. „Im Vergleich zu 2011 haben wir die Kontrolldichte verdreifacht.“

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