Neue Hotelmarken Wie Trendherbergen Airbnb bremsen sollen

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Häuser setzen auf Digitalisierung

Alle neuen Häuser sind auf Gemeinschaft gepolt. Bei Jo&Joe gibt es neben großen Aufenthaltsräumen mit Kamin und plüschigen Sitzbänken sogar Mehrbettzimmer mit verschiebbaren Schlafwaben, die an gestylte Jugendherbergen erinnern. Große Tische in der Lobby laden zur spontanen Zusammenarbeit mit Kollegen oder Geschäftspartnern ein. Das soll der Generation den für sie angeblich so typischen fließenden Übergang zwischen Arbeit und Freizeit leichter machen. In den Ruby-Hotels gibt es dafür sogar Mietbüros.

Die umsatzstärksten Hotels Deutschlands
Platz 16: Center Parcs Bungalowpark Hochsauerland, MedebachIm Ranking der 200 umsatzstärksten Hotels in Deutschland, das die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AGHZ) kürzlich herausgab, teilt sich das Hotel in Medebach eigentlich den 15. Platz mit dem Kempinski-Hotel Airport München. Doch es konnte seine Umsätze gegenüber dem Vorjahr nicht ganz so stark steigern wie das Münchener Haus. Sie stiegen von 30 Millionen auf 30,9 Millionen Euro und liegt mit 2,9 Prozent Umsatzplus unter dem Durchschnitt der 200 umsatzstärksten Hotels in Deutschland. Dieser lag laut Marktforschern der AGHZ bei 3,9 Prozent. Foto: Center Parcs Quelle: Presse
Platz 14: Steigenberger Airporthotel FrankfurtDas Steigenberger Hotel nahe des Flughafens in Frankfurt konnte seine Umsätze zwischen 2011 und 2012 von 30,2 Millionen auf 31,1 Millionen Euro steigern und landete auf dem 14. Platz der 200 umsatzstärksten Hotels, es verbesserte sich damit um einen Rang.Foto: Steigenberger Airporthotel Frankfurt Quelle: Presse
Platz 13: Weissenhäuser StrandDas Hotel im Ostseebad Weissenhäuser Strand erwirtschaftete 2012 einen Umsatz von 31,9 Millionen Euro, 900.000 Euro mehr als im Vorjahr. So erfolgreich wie die Hotels auf den vorderen Plätzen des Rankings waren allerdings nicht alle unter den Top 200 der deutschen Hotels. Während 2011 noch 87,4 Prozent ein Umsatzzuwachs von damals durchschnittlich 5,7 Prozent verzeichneten, schafften im vergangenen Jahr nur noch 79,8 Prozent eine Steigerung. Stattdessen erlebten 16,2 Prozent einen Rückgang, das sind knapp fünf Prozent mehr als 2011. Foto: Weissenhäuser Strand Quelle: Presse
Platz 12: Grand Elysée HamburgDas Grand Elysée in Hamburg musste sich zwar mit einem leichten Umsatzrückgang von 32,8 Millionen Euro in 2011 auf 32,3 Millionen im vergangenen Jahr zufrieden geben, hielt aber seinen Rang im Ranking der umsatzstärksten Hotels. Auch wenn es sich im oberen Segment bewegt, mit dem Umsatzeinbußen liegt das Hamburger Haus nicht im Trend. Der Durchschnittsumsatz der 200 Hotels stieg insgesamt an, von 16,7 Millionen auf 17,2 Millionen Euro. Grund dafür war auch, dass die durchschnittliche Zimmeranzahl stieg, und zwar auf nunmehr 327 Räume. Foto: Grand Elysée Hamburg Quelle: Presse
Platz 11: Hilton BerlinDas Hilton verbesserte sich nicht nur von Rang 13 auf Rang 11 im Ranking der umsatzstärksten Hotels, sondern setzte im vergangenen Jahr auch deutlich mehr um: Statt 31,4 Millionen Euro 2011 waren es nun schon 35,1 Millionen Euro. Insgesamt zeigt sich in der Hotellerie-Branche im oberen Marktbereich noch keine Tendenz zu sinkenden Einnahmen oder Überforderung mit den Kosten. Dennoch zeigen sich Branchenvertreter, vor allem aus dem Bereich der auf Urlauber ausgelegten Hotels skeptisch. Frank Nagel, Geschäftsführer von Arosa Hotels& Ressorts sagt: „Die Gewinnmargen in der deutschen Ferienhotellerie sind im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Regionen sehr gering.“ Die Top 200 Hotels sind zwar noch am wenigsten von diesem Preiskampf betroffen, für die gesamte Branche gilt dies jedoch laut Branchenreport des Verbandes IHA umso mehr: Verglichen mit den Häusern im europäischen Ausland liegen die Zimmerpreise der 900 befragten Hotels zehn Prozent unter dem Durchschnitt.Foto: Hilton Berlin Quelle: Presse
Platz 10: The Westin Grand MünchenHotels in Großstädten wie München, die auch viele Business-Reisende beherbergen, sind zwar nicht von Tourismus-Trends abhängig, haben dafür aber andere Sorgen: Steigende Energiepreise und steigende Lebensmittelpreise. Das Münchener Westin Grand verzeichnete 2012 zwar einen Umsatzzuwachs von 34,4 Millionen auf 36,1 Millionen Euro. Doch auch die führenden der Branche haben Sorgen, was die Versorgungspreise und politische Entscheidungen angeht. Foto: The Westin Grand München Quelle: Presse
Platz 9:Park Inn Berlin-AlexanderplatzEtliche Hoteliers befürchten starke Belastungen, falls nach der Bundestagswahl eine rot-grüne Koalition an die Macht kommt und die vergünstigte Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen wieder abschafft. Seit 2010 gilt für das Gastgewerbe der vergünstigte Satz von sieben Prozent Umsatzsteuer, der beispielsweise auch für Druckerzeugnisse gilt. Die Maßnahme setzte damals die CSU durch – was von vielen Beobachtern als Klientelismus kritisiert wurde. Wie auch immer sich die Situation in den kommenden Jahren verändern wird, 2012 überholte das Park-Inn zunächst einmal das Münchener Westin Grand und schob sich mit 36,2 Millionen Euro Umsatz auf Rang 9 vor. Foto: Park Inn Berlin-Alexanderplatz Quelle: Presse

Bisher ist das Konzept vielerorts aufgegangen. „Wir verdienen pro Gast bis zu einem Drittel mehr als anderswo“, sagt ein hochrangiger Hotelmanager. Die Häuser sind im Schnitt besser ausgelastet, von jedem Gast bleiben rund drei Viertel des Zimmerpreises als Gewinn. Der Zimmerpreis ist zudem in den Trendherbergen auch noch meist gut zehn Prozent höher als in vergleichbaren konventionellen Häusern. „Die neuen Lifestyle-Häuser locken neben jungen auch reichlich jung gebliebene Besserverdiener an“, sagt Thomas Althoff, der seine 15 Althoff-Luxushäuser ab 2019 um trendige „Urban Loft Hotels“ ergänzt.

Die App macht die Tür auf

Gleichzeitig sind die Häuser mindestens so effizient wie ähnlich große Billighotels. Dafür sorgt der Verzicht auf klassische Hoteldienste wie feste Telefone und große Fitnessräume. Stattdessen setzen die Häuser auf Digitalisierung. Gäste können die Zimmer in immer mehr Häusern per App öffnen, so wird der Empfang entlastet. „Der Personalbedarf wird damit geringer, und viele Beschäftigte können vielseitiger arbeiten und mehrere Jobs erledigen, etwa am Empfang und an der Bar“, sagt Heidi Schmidtke, Abteilungsleiterin Hotels Deutschland beim Immobiliendienstleister Jones Lang Lasalle.

Nicht zuletzt sind auch die mittelfristigen Perspektiven günstig. So haben die Planer von Konzernen wie Hilton und Marriott ihre neuen Ableger gleich so gebaut, dass sie vor allem die Technik schnell und günstig erneuern können.

Gewinne aus dem Trendgeschäft kann die Branche gut gebrauchen. Für Neubauten und Renovierungen müssen vor allem Branchengrößen wie Intercontinental mehr Geld als früher investieren. Zwar sind Kredite günstig zu haben und die Zimmerpreise dank weltweitem Reiseboom hoch wie nie. Die fast überall auf der Welt steigenden Immobilienpreise haben aber auch die Baukosten auf Rekordniveau getrieben, außerdem sind für Großbauten geeignete Grundstücke knapp und teuer. Zudem versprechen Apartmentkomplexe Investoren höhere und vor allem schnellere Erträge als die durchschnittliche Rendite von fünf Prozent, die Neubauten klassischer Hotelmarken abwerfen. „Da kommen neue, profitablere Hotelkonzepte wie gerufen“, sagt Berater Dietl.

Der New Yorker TWA-Terminal als Lobby
Seit 16 Jahren lag der TWA-Terminal am New Yorker Flughafen JFK im Dornröschenschlaf. Dem Charme der Linien in der Architektur hat das nicht geschadet. Quelle: imago images
Der Springbrunnen soll auch in der künftigen Lobby wieder Wasser spucken. Quelle: imago images
Futuristische Architektur - erdacht in den 1950er-Jahren, fertiggestellt 1962. Ihr Architekt hat das nicht mehr miterlebt. Er starb 1961. Quelle: imago images
Raumschiff Orion, Men in Black - diese Anzeigetafel von 1962 hätte in jedem dieser Filme eine gute Figur gemacht. Sie soll unter anderem nach der Hoteleröffnung Gäste begrüßen. Quelle: imago images
Das architektonische Schmuckstück ist eingerahmt im New Yorker Flughafen JFK. Quelle: dpa Picture-Alliance
Ein Bild aus der Zeit der Entstehung. Deutsche mag er an die "Schwangere Auster" in Berlin erinnern. Das Haus der Kulturen der Welt stammt allerdings von dem Architekten Hugh Stubbins - aber ebenfalls aus der gleichen Ära. Quelle: dpa Picture-Alliance
Einer der Zugangstunnel zum TWA-Terminal. Quelle: Bloomberg

Trotzdem wird der Trend zur Millennial-Herberge am Ende wohl nicht allen Hotelgruppen helfen. „Bei der Menge an Marken werden einige Probleme haben, sich auch langfristig durchzusetzen. Das gilt vor allem dann, wenn sie kein Alleinstellungsmerkmal haben und an zu wenigen Standorten präsent sind“, sagt Immobilienexpertin Schmidtke.

Bei Jaz setzt Steigenberger deshalb auf demonstratives Lokalkolorit. In Stuttgart soll das neben Devotionalien des örtlichen Bundesligisten VfB auch eine sehr traditionelle Spezialität leisten – eine Manufaktur für Maultaschen.

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