




Was sind die entscheidenden Punkte bei Spohrs neuer Strategie?
Spohr möchte die Lufthansa zu einem Treiber der Flugbranche machen. Konkret angekündigt hat er neue Billigflieger im Europaverkehr und erstmals auch auf der Langstrecke sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Bündnispartnern aus der Star Alliance wie Turkish Airlines und Air China. Zudem soll die Lufthansa künftig schlanker und schneller werden. Hier ist Spohr bisher Details schuldig geblieben.
Welche Probleme muss der Konzernchef jetzt lösen?
Der Wettbewerb durch Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair sowie auf der Langstrecke durch teilweise staatlich subventionierte Fluglinien vom Golf oder aus Asien drückt die Ticketpreise. Trotz aller Sparmaßnahmen zum Beispiel durch leichtere Flugzeuge verdient Lufthansa zu wenig Geld, um die Investitionen etwa in neue Maschinen bezahlen zu können. Sie hat zu viele und zu teure Beschäftigte, zahlt in Deutschland höhere Steuern und Flughafengebühren als Wettbewerber wie Emirates oder Easyjet und kann ihre teuren Maschinen wegen der Sperrstunden und Platzmangel an ihren Heimatflughäfen Frankfurt und München nicht so gut nutzen wie die ausländische Konkurrenz an deren Drehkreuzen.
Was die Lufthansa beim Service verbessern will
Problem: Check-in-Schalter wirken billig, nach der Ankunft oder beim Umsteigen ist die Betreuung dürftig.
Abhilfe: Schönere Schalter, mehr Personal
Problem: Nicht überall können Vielflieger und Gäste der First und Businessclass eine bevorzugte Sicherheitskontrolle nutzen.
Abhilfe: Bald fast überall Fast Lane
Problem: Die Lounges der Businessclass sind oft überfüllt und bieten zu wenig Abwechslung bei der Verpflegung.
Abhilfe: Mehr Auswahl bei den Speisen
Problem: Die Sessel der neuen Businessclass bieten wenig Fußraum, die Fensterplätze keinen freien Zugang zum Gang.
Abhilfe: Nichts geplant
Problem: Es dauert lange, bis das Essen serviert wird, und der Service ist oft unpersönlich.
Abhilfe: Die Flugbegleiter werden besser geschult und von Routinejobs entlastet
Spohr sind vor allem die neuen Billigtöchter wichtig. Welche Probleme lösen die?
Keines so richtig. Zwar drücken die Flugdiscounter die Betriebskosten um ein Drittel. Doch das ist nicht genug: Am Ende fliegen die Töchter immer noch teurer als echte Billigflieger wie Easyjet und Golf-Airlines wie Emirates (siehe Grafik).
Den größten Erfolg verspricht der Ausbau der heutigen Billigtochter Germanwings zu einer europaweiten Marke mit Töchtern in Ländern wie Irland mit geringeren Steuern und flexibleren Regulierungen etwa bei den Tarifverträgen. Denn die Lufthansa hat den sonst üblichen Preisverfall, wenn Strecken von einer etablierten Gesellschaft auf eine Billigtochter übertragen werden, unter anderem durch ein cleveres Angebot kostenpflichtiger Extras gebremst.
Anders ist die Lage bei den Billigprojekten der Lufthansa auf der Langstrecke. Diese sollen nicht bestehende Strecken übernehmen, sondern heute nicht oder nicht mehr angebotene Routen bedienen. Weil Urlauber als Kunden aber besonders preissensibel sind, wird die Lufthansa notgedrungen ihre Preise senken müssen. „Wie sollen die da mehr Geld verdienen?“, fragt ein Insider.

Partner für die Billig-Langstrecke ist die profitable Turkish Airlines. Ist das kein Garant für Gewinne?
Leider nein. Zum einen ist unklar, ob die Partnerschaft wirklich klappt. Turkish Airlines hat Gespräche über ein Langstreckenprojekt vergangene Woche dementiert. Zudem ist das Verhältnis angespannt. Turkish und Lufthansa betreiben zwar bereits erfolgreich gemeinsam die Ferienlinie Sun Express. Doch Lufthansa brandmarkt die Expansion der Linie aus Istanbul in Europa als staatlich subventionierten unfairen Wettbewerb. Erschwerend kommt hinzu, dass die Deutschen Turkish in der Star Alliance als Partner zweiter Klasse behandeln: Sie verweigern Passagieren im Vielfliegerprogramm Miles & More die volle Punktegutschrift.
Selbst wenn sich die Partner zusammenraufen, wäre ein Erfolg unwahrscheinlich. Bislang sind alle Versuche einer Billig-Langstreckenlinie kein Erfolg. Die von der Lufthansa vorgesehenen Maschinen vom Typ Airbus A340 haben überdurchschnittlich hohe Betriebskosten. Und das geplante Streckenangebot wäre so klein, dass Wettbewerber wie Emirates und vielleicht auch Turkish selbst auf den angebotenen Strecken der Kranichlinie mit Sonderangeboten die Preise verderben dürften.