Neues Geschäftsfeld Bundesliga investiert in Start-up – und zahlt mit Spielerdaten

Fußball: So will die DFL in der Start-up-Szene mitmischen Quelle: dpa

Die Deutsche Fußball Liga, der Zusammenschluss der Profi-Klubs, macht ein völlig neues Geschäftsfeld auf. Der erste Partner kommt aus Israel und bringt ganz besondere Fertigkeiten mit. Bezahlt wird es in Spielerdaten.

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Dass der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, eine Vergangenheit in der Medienbranche hat, ist einigermaßen bekannt: Vor vielen Jahren stand Seifert in Diensten des Musiksenders MTV und kümmerte sich später bei Karstadt Quelle als Vorstand um New Media-Aktivitäten.

Als Chefvermarkter der Liga hat Seifert zudem ein wachsames Auge auf alles, was sich in der internationalen Medienszene so tut – es könnte ja ein neuer Interessent für die Medienrechte der Liga dabei sein. Deshalb ist es Seifert auch nicht entgangen, auf welche Weise sich etwa der TV-Konzern ProSieben Sat.1 in den vergangenen Jahren ein ganzes Portfolio an Beteiligungen zugelegt hat. Anteile an Unternehmen wie dem damals noch jungen Kleiderhändler Zalando erhielt ProSieben im Tausch gegen Werbezeiten, „Media for Equity“ taufte der damalige Konzernchef Thomas Ebeling diese Deals.

Ähnlich macht es jetzt auch die Bundesliga. Unter dem Schlagwort „DFL for Equity“ setzt die DFL künftig vor allem ihr eigenes umfangreiches Datenarchiv als Währung ein.

Dazu plant Seifert, auch durch Kooperationen mit weiteren Partnern Anteile an Unternehmen zu erwerben: „Im Sinne der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga wollen wir davon in Zukunft deutlich stärker profitieren, dass sich Unternehmen durch die Zusammenarbeit mit der DFL positiv entwickeln“, sagt Seifert. Dem DFL-Chef schwebt dazu ein ganzes Beteiligungs-Portfolio mit Unternehmen aus der Medien-, Technologie- und Sportbranche vor.

Das erste Unternehmen, bei dem die DFL jetzt einsteigt, ist das israelische Start-up Track160 aus einem Vorort von Tel Aviv. Die kleine Firma entwickelt nach Angaben der DFL ein auf Künstlicher Intelligenz und Deep Learning basierendes System zur 3D-Erfassung von Spielerbewegungen sowie des Spielballs. Track160 brauche dazu anders als andere Anbieter nur ein Video des Spiels und komme ohne GPS- oder andere Sensoren, teure Kamerasysteme und Operatoren aus.

Das, hofft die DFL, mache die Anwendung nicht nur für Profiteams, sondern auch für Amateurvereine aller Spielklassen interessant. Tatsächlich steigt die Zahl der Profivereine, die bei der Spielanalyse und bei der Kaderplanung auf ausgeklügelte Datenanalyse setzen.

Von dieser Entwicklung will auch die DFL profitieren. Darum hält der Ligaverband bei seinem ersten Schritt als Tech-Investor künftig neben einer variablen zeitlich nachgelagerten Erfolgsbeteiligung einen Anteil von rund zehn Prozent an Track 160. Im Gegenzug bekommt das Unternehmen Zugang zur Spieldatenbank und dem digitalen Fußballarchiv der Bundesliga. Das soll dem Start-up dabei helfen, sein Analysesystem schneller weiterentwickeln und mit Hilfe des DFL-Netzwerks zügig wachsen zu können.

Dazu beitragen soll auch ein eigenes Label, das sich Seifert und seine Truppe ausgedacht haben: Track160 firmiert dank des Deals als „DFL invested company“. Seifert rührt schon einmal die Werbetrommel: „Das System von Track160 wird in sehr zukunftsträchtigen Bereichen wie Spielanalyse, Coaching, Sportmedizin, Medienangeboten und Gaming anwendbar sein.“ Gegründet wurde Track 160 im vergangenen Jahr von Micha Birnboim und Miky Tamir. Tamir hatte zuvor bereits weitere Technologie-Unternehmen wie den Kamera-Anbieter Pixellot und das Technologieunternehmen Orad gegründet.

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