Es wird bald Frühling – auch für Flixbus. Pünktlich zum Start der Jahreszeit rollt das Unternehmen wieder über deutsche Autobahnen. Seit letzter Woche öffnete das Unternehmen den Ticketverkauf für Fahrten, am Donnerstag nimmt der Busbetreiber wieder den Betrieb auf. Man starte mit einem „kleinen Netz“, sagt Flixbus-Chef André Schwämmlein. 40 Städte würden angebunden, etwa Berlin, München, Frankfurt und Hamburg. Man sei „jetzt vorsichtiger“.
Die Hoffnung auf einen robusten Aufschwung hat der Firmenchef nicht verloren und doch wiegt die Skepsis schwer. Die Inzidenzwerte steigen in Deutschland. Bei Flixbus fürchtet man, dass der Betrieb schnell wieder eingestellt werden müsste, sollte eine dritte Welle tatsächlich anrollen – trotz Hygienekonzepte im Bus, trotz Maskenpflicht, trotz Impfstart. Bei den Zügen wolle man ohnehin erstmal abwarten. Den Start peilt Flixtrain für den Sommer dieses Jahres an.
Die Zahl der Fernbusse auf deutschen Straßen bleibt also zunächst gering – und ist dennoch ein guter Indikator für die Corona-Lage der Nation. Im November 2020 verlor sich die Spur der grünen Fernbusse auf Deutschlands Autobahnen komplett. Das Land ging damals in den Lockdown. Flixbus hatte daraufhin den Betrieb eingestellt und eine Pause eingelegt. Der Neustart bleibt weiterhin fragil.
Wie es anders laufen kann, zeigen die USA. Dort ist Flixbus bereits seit Monaten wieder unterwegs. „Die Nachfrage zog sofort wieder an, nachdem die Restriktionen gefallen sind“, sagt Schwämmlein mit Blick auf Amerika. Es habe ihn „überrascht, wie schnell das Geschäft dort wieder hoch gelaufen ist“. In New York und Texas sei die Nachfrage inzwischen wieder stabil. Auf Strecken von New York nach Washington sei Flixbus wieder vier bis fünf Mal pro Tag unterwegs. Ähnlich sehe das Verkehrsaufkommen an der Westküste aus, etwa auf Verbindungen zwischen Los Angeles und Las Vegas. Das gebe ihm „Optimismus für den Sommer“.
Den erfolgreichen Neustart in den USA macht der Flixbus-Chef auch am Erfolg der örtlichen Impfkampagnen fest. „Die USA sind uns vier bis acht Wochen voraus“, sagt Schwämmlein. Dass das Leben und die Zuversicht dort zurückgekommen seien, spüre eben auch die Wirtschaft. Der Flixbus-Gründer ist gar überzeugt, dass die Amerikaner den Vorsprung weiter ausbauen werden, wenn Deutschland den verpatzten Impfstart nicht bald besser in den Griff bekomme.
Das Unternehmen selbst hat die Pandemie bisher vergleichsweise glimpflich überstanden. Geld aus früheren Finanzierungsrunden investierte die Muttergesellschaft Flixmobility nicht in Expansion, sondern in die Überbrückung der Krise. Der Betrieb bei Flixbus ging im Hintergrund weiter. Fahrpläne für das Comeback wurden geschmiedet, die IT gewartet, Buspartner auf den Neustart vorbereitet. „Wir haben auch während der letzten Monate viel Geld investiert“, berichtet Schwämmlein.
Bei den Buspartnern habe es zudem „keine Welle von Insolvenzen“ gegeben, wie vor einem Jahr beim Beginn der Coronapandemie befürchtet. Viele Subunternehmer meldeten ihre Busse ab, schickten ihre Fahrer in Kurzarbeit. Leasingraten konnten hier und da gestundet werden. „Wenn die Kapazität gebraucht wird, werden wir genügend Busse haben“, sagt Schwämmlein. Von den 500 Buspartnern weltweit seien jedenfalls bis auf fünf noch alle da.
Für die Zukunft will Flixbus wieder an die alten Erfolge anknüpfen: Marktführer in Europa, ein landesweites Fernbusnetz in den USA. Jetzt gehe es aber erst mal darum, den Neustart zu organisieren: „Wir sind wieder da.“ Es fühle sich, die Größe des Netzwerks betreffend, so an wie im Jahr 2013, als Deutschland den Fernbusmarkt liberalisierte.
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