Nigeria-Connection Der Fall Bilfinger: Schaden ohne Ersatz

Bilfinger will für einen zweistelligen Millionen-Schaden, der durch Korruption in Nigeria entstand, den Ex-Chef und heutigen Aufsichtsrat Herbert Bodner nicht haftbar machen. Der hatte stets jedes Risiko bestritten und vertraute auf sein Compliance-System.

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Wenn es nach Vorstandschef Roland Koch und dem Aufsichtsrat geht, werden die Aktionäre des Bau- und Dienstleistungskonzerns auf dem zweistelligen Millionenschaden sitzen bleiben. Quelle: dpa

Hakan Samuelsson und Herbert Bodner hatten etwas gemeinsam als oberste Manager der Konzerne MAN und Bilfinger. Beide gaben sich von den Compliance-Systemen ihrer Unternehmen stets überzeugt. Und beide irrten. Das aber mit sehr unterschiedlichen Folgen.

Samuellson und die Managerhaftpflichtversicherungen des Konzerns ersetzen eine Teil des Schadens in dreistelliger Millionenhöhe, der MAN dadurch entstand, dass in der Ära Samuelsson der Verkauf von MAN-LKW und MAN-Bussen im Ausland systematisch mit Schmiergeld gefördert worden war. Ein Kompromiss sieht vor, dass der Schwede, der jetzt Volvo-Chef ist, persönlich 1,25 Millionen Euro zahlen soll und die D & O-Versicherungen 50 Millionen Euro übernehmen.  Die nächste MAN-Hauptversammlung muss das noch absegnen.

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Beim M-Dax-Mitglied Bilfinger läuft das krass anders. Wenn es nach Vorstandschef Roland Koch und dem Aufsichtsrat geht, werden die Aktionäre des Bau- und Dienstleistungskonzerns auf dem zweistelligen Millionenschaden sitzen bleiben, der entstand, weil frühere Geschäfte in Nigeria doch nicht so sauber waren wie der Öffentlichkeit immer weis gemacht wurde.

Ex-Bilfinger-Chef Herbert Bodner, der das Unternehmen, das damals noch Bilfinger Berger hieß,  von 1999 bis 2011 führte und im April 2013 in den Aufsichtsrat kam, erweckte stets den Eindruck, die Risiken in dem westafrikanischen Land im Griff zu haben – obwohl Nigeria im Korruptionsindex von Transparency International immer auf einem der schlechtesten Plätze stand. Dabei blieb Bodner auch trotz der Ermittlungen wegen eines Pipeline-Projekts, das die ehemalige Bilfinger-Beteiligungsgesellschaft Gas and Oil Services Nigeria in einem Joint Venture mit einem amerikanischen Unternehmen ausgeführt hatte. Im WirtschaftsWoche-Interview wischte der Österreicher im Herbst 2010 skeptische Fragen dazu vom Tisch: Er habe bei Bilfinger „ein Compliance-System eingeführt, also eine Struktur, die Korruption im Geschäft unterbindet“. Auch Julius Berger – Bilfingers nigerianische damalige 49-Prozent-Tochter – habe ein Compliance-System. Das heiße zwar nicht, so Bodner damals, „dass es in Nigeria keine Korruption gäbe. Aber nicht bei Julius Berger“.

Dabei war Julius Berger mit damals 18.000 Mitarbeitern Nigerias größter privater Arbeitgeber und galt als Machtzentrale, die sich sogar um die medizinische Behandlung des früheren Staatschefs Umaru Yar’Adua gekümmert haben soll. Schmiergeldvorwürfe gab es immer wieder, nur kein Urteil. Auch Ermittlungen wegen Korruption und Geldwäsche gegen drei deutsche Berger-Manager endeten im Herbst 2010 mit einem Vergleich: Julius Berger zahlte 29,5 Millionen Dollar in Nigerias Staatskasse.

Drei Jahre später gibt der Mannheimer Dienstleistungs- und Baukonzern nun in der vergangenen Woche bekannt, dass er sich mit dem US-Justizministerium wegen Bestechungszahlungen im Jahr 2003 auf eine Geldbuße von 23,3 Millionen Euro geeinigt hat und sein Compliance-System 18 Monate lang unter Oberaufsicht eines unabhängigen Beraters verbessern wird.

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