




Als im Sommer das vermeintliche Schneeballsystem des polnischen Finanzjongleurs Marcin Plichta zusammenbrach, schien es kurz so, als stünde dadurch auch eine der ältesten deutschen Fluglinien vor dem Aus. Hatte doch Plichta die Airline OLT Express, den früheren Ostfriesischen Lufttransport, 2011 übernommen.
Einige Wochen nach Plichtas spektakulärem Niedergang begann die polnische Staatsanwaltschaft, gegen den Unternehmer zu ermitteln. Da hatte OLT Express gerade einen beispiellosen Expansionskurs eingeschlagen – den setzt die Airline nun unbeirrt fort. 17 neue Verbindungen hat sie in kürzester Zeit in ihr Programm aufgenommen, darunter viele von kleinen deutschen Airports.
Stifter des Aufstiegs ist die niederländische Panta Holding. Dem Unternehmen gehört eine Leasingfirma für Flugzeuge. Im Sommer drohte allerdings der Verlust eines wichtigen Leasingnehmers: Contact Air. Die Fluggesellschaft durfte nicht mehr für die Lufthansa arbeiten, ihren größten Auftraggeber. Penta suchte fieberhaft nach einer Lösung, denn die von Contact Air bis dahin genutzten Fokker-100-Jets sind wegen ihres hohen Treibstoffverbrauchs schwer zu verleasen. Da traf es sich gut, dass OLT schon im Frühjahr erklärt hatte, Contact Air zu kaufen. Doch OLT geriet selbst in Schwierigkeiten.





Die Zwangslage der Leasinggesellschaft machte sich OLT-Chef Joachim Klein, der das Unternehmen seit März führt, zunutze. Panta kaufte im August die Linie OLT Express, die einen Monat später wiederum Contact Air übernahm. OLT wuchs auf 15 Flugzeuge und 500 Beschäftigte. Die polnische Schwester OLT Express Poland dagegen fand keinen Käufer und wird gerade abgewickelt.
In die Hände spielt Klein, der einst die Lufthansa-Billigtochter Germanwings aufbaute und leitete, die Pleite der Saarbrücker Cirrus Airlines, die Strecken wie Dresden–Hamburg bedient hatte. Zudem streicht Air Berlin ab Oktober mehrere Verbindungen, diese Routen und die von Cirrus übernimmt jetzt OLT. „Mit den 17 neuen Strecken sind wir erst mal gut bedient, die müssen erst mal vermarktet sein“, sagt Klein. Läuft alles gut, habe er weitere Pläne. Und die Panta Holding kann weiterhin ihre Flieger verleasen.