Nürburgring Ein Desaster für Lindner

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Neuland für Lindner

Hotel Lindner Quelle: dpa

Der öffentliche Showdown erstaunt Hotelbranche und Unternehmerschaft. Wirtschaftswunder-Hotelier Otto Lindner senior hat seit der Gründung 1959 das neben der Maritim-Kette größte deutsche private Hotelimperium mit 33 Häusern und derzeit 174 Millionen Euro Umsatz geschaffen. „Am Nürburgring wird der Name Lindner verbrannt“, sagt ein Geschäftspartner der Familie, „der Alte ist kreuzunglücklich darüber.“ Stephan Gerhard von der auf die Hotellerie spezialisierten Münchner Beratungsgesellschaft Treugast kennt keine ähnlich skandalöse Episode der Lindner-Geschichte: „Sonst lässt die Familie nicht zu, dass ein Problem so spektakulär eskaliert.“

Dass sich der im Hotelbusiness versierte Clan nun im Rennstreckengeschäft eine blutige Nase holt, hat indirekt mit der familiären Hackordnung zu tun. An der nämlich leidet angeblich Jörg Lindner, ältester der fünf Lindner-Söhne. Sein Bruder Otto junior – der Drittälteste – spielt die Rolle in der ersten Reihe: Er leitet die luxuriösen Hotels, steht bei repräsentativen Aufgaben vorne, sitzt in der Jury, die den Hotelier des Jahres kürt, und nahm die Ehrung selbst schon entgegen.

Nicht der leuchtende Stern

Jörg Lindner führt die zum Unternehmen gehörende Finanzierungsgesellschaft Gebau, die geschlossene Immobilienfonds auflegt und unter anderem Lindner-Hotels finanziert hat. Rund ein Dutzend der 55 Fonds steckt in Schwierigkeiten: Versprochene Ausschüttungen an die Anleger fielen aus, die Anteile etwa des Medico-Fonds 37 gelten heute als nahezu unverkäuflich. Dem Ruf der Lindners haben die Probleme kaum geschadet. Aber zu Jörg Lindners Renommee haben sie auch nicht gerade beigetragen. „Jörg ist nicht der leuchtende Stern der Familie“, sagt ein Düsseldorfer Immobilien-Unternehmer, „am Nürburgring wollte er zeigen, dass in ihm auch ein Lindner steckt.“

Persönlich verhandelte der 53-Jährige nun mit Bernie Ecclestone über die Durchführung von Formel-1-Rennen und fühlte sich gut vorbereitet. Sein Vater Otto sei „genauso groß“ wie Ecclestone und ebenfalls Gründer-Unternehmer: „Den Typ Ecclestone kenne ich seit meiner Geburt.“

Doch wie Lindner die Geschäfte führte, das machte die Nürburgring-Beschäftigten schnell skeptisch. Der drahtige Betriebswirt ist zwar auch ausgebildeter Berufspilot und vermarktete in Diensten des Tennis-Managers Ion Tiriac ein Davis-Cup-Finale. Doch Motorsport und Rennstrecken-Management waren für Lindner Neuland. Das werde sich finden, soll er gegenüber den NAG-Mitarbeitern gesagt haben. „Das Finden“, so der lakonische Kommentar eines Angestellten, „findet immer noch statt.“

Lindner und Richter sind in der Regel nur an zwei Tagen pro Woche in der Eifel. Erst Mitte 2011 stellte die NAG Lindner als „Chief Operating Officer“ Karl-Josef Schmidt an die Seite. Der kommt vom Hockenheimring und ist täglich an Bord.

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