Offerte für Abertis Hochtief bekommt grünes Licht für Milliarden-Übernahme

Das Essener Bauunternehmen Hochtief will den spanischen Autobahnbetreiber Abertis übernehmen. Jetzt gibt das spanische Ministerium das Okay für die Übernahme. Doch der italienische Konkurrent Atlantia gibt nicht auf.

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Der Essener Konzern Hochtief will den spanischen Mautstraßenbetreiber Abertis übernehmen. Quelle: Bloomberg

Düsseldorf Der zweite Schritt ist getan: Nachdem der Essener Baukonzern Hochtief im November ein Übernahmeangebot für den spanischen Autobahnbetreiber Abertis über 17,1 Milliarden Euro aus Barmitteln und Aktien auf den Tisch gelegt hatte, macht nun das spanische Ministerium für Entwicklung den Weg für die mögliche Übernahme frei. Die Behörde teilte auf seiner Internetseite mit, dass sie außerdem das Übernahmeangebot des italienischen Interessenten Atlantia prüfte. Eine Entscheidung wird wohl Ende Januar fallen.

Denn neben Hochtief ist auch das italienische Unternehmen, das zur Benetton-Familie gehört, an Abertis interessiert. Die Italiener hatten im Mai ein Angebot gemacht – über 16,3 Milliarden. Doch sollte das Ministerium Atlantia das Okay für die Offerte geben, werden die Italiener ihr Angebot wohl noch einmal erhöhen. Zwischen den beiden Interessenten könnte sich eine Bieterschlacht entwickeln.

Insider rechnen damit, dass die Italiener ihr Angebot noch einmal aufbessern. „Sie wollen gewinnen“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Doch das gelte auch für Hochtief. „Für beide Unternehmen ist es absolute Priorität, das Bieterrennen zu gewinnen“, sagte ein anderer Insider. Und dazu könnten sie beide nachlegen. Die finanziellen Mittel stünden ihnen zur Verfügung. Giovanni Castellucci, Atlantias Geschäftsführer, sagte im November in einem Interview mit der „Financial Times“ sinngemäß, das Angebot über 16,5 Milliarden Euro sei zwar ein fairer Preis, aber nichtzwingend das letzte.

Die spanische Regierung hatte sich in Anfang Dezember in den Bieterkampf um Abertis eingemischt. Das Infrastrukturministerium forderte die heimische Marktaufsicht CNMV auf, die Genehmigung der Kaufofferte von Atlantia für Abertis zu widerrufen. Die schon erteilte Genehmigung hätte nie erteilt werden dürfen, weil Atlantia sich nämlich zuvor nicht die Bewilligung der spanischen Regierung zur Übernahme der Kontrolle des Abertis-Satellitengeschäfts Hispasat eingeholt habe. Nun wird erneut geprüft.

Beendet die CNMV ihre Prüfung, tickt die Uhr. In den letzten fünf Tagen der 30-tägigen Annahmefrist können die Bieter dann ihre letzten und besten Gebote auf den Tisch legen. Zuletzt wurde so 2006 eine Übernahmeschlacht unter spanischen Firmen entschieden. Auch damals war mit Europistas ein Mautstraßenbetreiber Ziel der Bieter. Doch nun greifen zwei ausländische Konzerne nach einem spanischen Übernahmeziel.

Hinter Hochtief stehen mit einer mehr als 70-prozentigen Beteiligung die spanische Konzernmutter ACS, deren Chef der Präsident des Fußballclubs Real Madrid, Florentino Perez, ist. Er gilt als bestens in der spanischen Politik vernetzt.

Hochtief will mit einer Übernahme seine Wertschöpfungskette verlängern. Der Essener Konzern könnte dann mit Abertis gemeinsame Projekte mit der öffentlichen Hand wie Maut-Autobahnen planen, bauen und betreiben. Abertis betreibt mautpflichtige Straßen und Autobahnen in Spanien und ist auch in Chile und Brasilien aktiv. Insgesamt umfasst das Straßennetz mehr als 8600 Kilometer in 14 Ländern. Atlantia will zusammen mit Abertis das weltgrößte Mautstraßen-Unternehmen schmieden.

Mit Material von Reuters

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