
Es genügt ein Wort und schon lässt Dimítrios seinen Espresso stehen und redet sich in Rage: Pizza.de. "Am Anfang haben die gebettelt, dass wir mitmachen. Jetzt behandeln sie uns nur noch von oben herab!" Der Pizzabäcker sitzt in seinem kleinen Lokal in Nordrhein-Westfalen und ärgert sich, weil Deutschlands größter Vermittler für Internet-Bestellungen ihm den Preis erhöht hat. Um satte 30 Prozent.
Bestellt ein Kunde auf Pizza.de eine große Hawaii für zehn Euro, muss Dimítrios statt einem Euro neuerdings 1,30 Euro an das Online-Portal überweisen. Viel Geld in einer Branche, in der jeder Cent zählt (siehe Grafik). "Das ist eine Sauerei. Die verdienen doch genug, und wir erledigen die Arbeit", schimpft der Pizzabäcker. Seinen richtigen Namen will Dimítrios nicht erwähnt sehen. Er fürchtet, dass Pizza.de ihm sonst den Vertrag kündigt. Das wäre ein Desaster, denn inzwischen kommt jede zweite Bestellung aus dem Internet.
Provisions-Aufschlag um 50 Prozent

Bei anderen Bringdiensten ist der Online-Anteil noch deutlich höher. Vor allem in Großstädten, wo oft hunderte Restaurants nach Hause liefern, nutzen Fastfood-Fans die Vorzüge des Internets. Das Prinzip ist einfach: Der Kunde tippt seine Postleitzahl ein und erhält eine Liste mit Lieferanten in seiner Nähe, die er vergleichen und bewerten kann. Hat er gewählt, wird seine Bestellung automatisch an die Pizza-, Sushi- oder Dönerbude vermittelt. Für jede vermittelte Bestellung kassieren die Portale eine Provision.
Und die wird immer höher: Nach Pizza.de hat auch Lieferheld.de tausende Briefe an seine Partner-Restaurants verschickt. "Um das gemeinsame Wachstum auch in Zukunft aufrecht erhalten zu können, führen wir ab 1. September 2013 für alle Restaurants eine Provision von 14 Prozent pro Bestellung ein", heißt es in dem Schreiben, das WirtschaftsWoche Online vorliegt. Für viele Bringdienste bedeutet das einen Aufschlag von mehr als 50 Prozent. „Wir bieten den Restaurants und Lieferservices einen echten Mehrwert und sind rund um die Uhr für sie da“, rechtfertigt Lieferheld die Preissteigerung. Pizza.de war zu keiner Stellungnahme bereit.
Die Pizzabäcker und Dönerbuden stecken in der Klemme. Denn mit Pizza.de und Lieferheld haben zwei der drei größten Online-Vermittler an der Preisschraube gedreht. Nach Schätzung von Experten teilen sich die beiden Anbieter gemeinsam mit Lieferando rund 95 Prozent aller Bestellungen im Internet, wobei Pizza.de als der mit Abstand größte gilt. Der dritte Großanbieter Lieferando will seine Provision nach eigenen Angaben bei zehn Prozent belassen.