Osram und die AMS Die Übernahme-Zocker

Der zweite Übernahmeversuch der AMS von Osram könnte schwierig - und eventuell auch teurer als geplant werden. Quelle: REUTERS

Die österreichische AMS versucht ein weiteres Mal, Osram zu übernehmen. Doch das dürfte teurer werden: Ein Londoner Hedgefonds hat sich mit Osram-Aktien eingedeckt und könnte sich deren Verkauf vergolden lassen.

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Die Finanzmarktaufsicht Bafin erlaubt dem österreichischen Chip- und Sensorhersteller AMS, einen zweiten Übernahmeversuch des Münchner Lichttechnikkonzerns Osram zu starten. Das erklärte AMS Medienberichten zufolge am Donnerstag. Damit beginnt ein weiteres Mal eine vierwöchige Periode, in der Osram-Aktionäre ihre Aktien an AMS verkaufen können.

Eigentlich hätte AMS vor einem zweiten Versuch ein Jahr warten müssen. Denn erst vor wenigen Wochen scheiterten die Österreicher mit ihrem Versuch, den drei mal größeren Osram-Konzern für 4,6 Milliarden Euro zu übernehmen. Bis zuletzt blieb unter anderem die Frage unbeantwortet, wie AMS mit seinen 8500 Angestellten 24.000 Osram-Mitarbeiter unterbringen möchte. Gewerkschaftsvertreter zeigten sich besorgt. Auch Gespräche über einen Unternehmenszusammenschluss verliefen erfolglos.

Doch nun entschied die Bafin, dass sie grünes Licht gibt für einen zweiten Übernahmeversuch durch die frisch gegründete Tochtergesellschaft AMS Offer GmbH. Diese Herangehensweise gilt zwar als rechtlich unbedenklich, ist aber umstritten. Die Entscheidung der Bafin allein ist für AMS daher ein Erfolg.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Die Fußballer-Weisheit gilt auch für den Beleuchtungskonzern Osram und den Übernahmeversuch des Sensor-Herstellers AMS. Der hat sechs Optionen, um doch noch an Osram heranzukommen.

Auch diesmal möchte AMS den Osram-Aktionären Berichten zufolge 41 Euro pro Aktie bieten. Am Donnerstagvormittag wurde die Aktie mit 40,35 Euro gehandelt. AMS hat auch die Mindestabnahmeschwelle gesenkt, von 62,5 Prozent beim ersten, gescheiterten Übernahmeversuch auf realistischere 55 Prozent. Der österreichische Konzern hält bereits 20 Prozent der Osram-Anteile. In Berichten heißt es, man rechne sich bei AMS gute Chancen darauf aus, dass die Übernahme beim zweiten Anlauf klappen könnte.

Der zweite Übernahmeversuch könnte dennoch schwierig werden – und eventuell auch teurer als geplant. Denn erst vergangene Woche hat sich der Londoner Hedgefonds Sand Grove Capital Management mit Osram-Aktien eingedeckt und hält laut Angaben des Münchner Konzerns derzeit 5,75 Prozent an dem Unternehmen. Sand Grove bezeichnet seine Strategie als „Ereignis-orientiert“ – ein Trend unter Hedgefonds, der sich in den vergangenen Jahren oft ausgezahlt hat. Sand Groves offensichtliche Ziel: Mit der Übernahme Kasse zu machen. Auf eine Bitte der WirtschaftsWoche um eine Stellungnahme reagierte Sand Grove Capital Management bis zum Donnerstagabend nicht.

Die Büros des Hedgefonds liegen im lauschigen Londoner Stadtteil Mayfair, der Spielwiese der Oligarchen und Superreichen aus aller Welt. Den Hedgefonds gegründet hat im September 2014 Simon Davies. Der heute 46-Jährige hat zuvor mehr als zehn Jahre lang beim alternativen Investmentfonds Cheyne Capital Management gearbeitet. Ab 2009 leitete er dort das „Ereignis-orientierte“ Team.

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von Georg Buschmann

Den Geschäftsberichten zufolge, die Sand Grove Capital Management beim Unternehmensregister Companies House eingereicht hat, hat der Hedgefonds in den vergangenen Jahren eine Gewinnexplosion erlebt. So lag der Gewinn im Finanzjahr, das im März 2015 endete, nach Abzug der Kosten noch bei gerade einmal 197.000 Britischen Pfund. Im Folgejahr hatte sich der Gewinn bereits mehr als verdoppelt. 2017 waren es schon 6,1 Millionen Pfund. Im Finanzjahr 2018 vermeldete Sand Grove dann einen Gewinn in Höhe von 14,4 Britischen Pfund.

Auf der Webseite, die ohne weitere Erklärungen mit Fotos der Universität Oxford gespickt ist, beschreibt sich Sand Grove Capital als „alternativen Investmentmanager“, der „eine traditionelle, auf Europa fokussierte Ereignis-orientierte Strategie“ verfolge.

Zu den großen Investitionen in den vergangenen Jahren gehörten Medienberichten zufolge der Erwerb eines rund fünfprozentigen Anteils am angeschlagenen Erdöl- und Gastförderkonzern Bowleven und eine lukrative Wette auf sinkende Aktienkurse beim Zahlungsdienstleister Paysafe. Erst kürzlich hat Sand Grove einen Anteil von 5,39 Prozent am Shoppingmall-Anbieter Atrium European Real Estate erworben.

Firmengründer und Chief Information Officer Simon Davies tätige laut Angaben auf der Webseite des Hedgefonds „bereits seit 22 Jahren Investitionen“ und soll bei Sand Grove die Verantwortung für sämtliche Investmententscheidungen tragen. 1995 hat er nach eigenen Angaben an der Universität Oxford einen Abschluss in Reiner Mathematik gemacht.

Das Hedge Fund Journal führt Davies in einer Ausgabe aus dem Jahr 2016 auf einer Liste von „Titanen von morgen“. Bereits 2016 habe Sand Grove von „einem Fokus auf Fusionsarbitrage profitiert“, heißt es in dem kurzen Artikel, mit guten Gewinnen insbesondere bei „europäischen Nischen-Mid-Cap-Situationen“. Gemeint sind Unternehmen, die eine mittlere Marktkapitalisierung haben – wie beispielsweise Osram.

AMS´ Übernahmeversuch könnte unter Umständen teurer werden als gedacht.

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