PayPal-Deutschlandchef „Deutschland ist kein Bargeldland mehr“

Jörg Kablitz ist als Managing Director für PayPal verantwortlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Er will das enorme Wachstum beibehalten. Quelle: PayPal

PayPal blickt auf das stärkste Jahr in der Geschichte zurück. Deutschland-Chef Jörg Kablitz prognostiziert auch für dieses Jahr enormes Wachstum – unter anderem, weil die Deutschen die Lust am Bargeld verlieren.

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Jörg Kablitz ist als Managing Director für PayPal verantwortlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Er hat die Position Ende vergangenen Jahres von Michael Luhnen übernommen. Der Online-Bezahldienst profitiert vom momentanen Trend zum Einkaufen im Internet. Der Betriebsgewinn stieg im ersten Quartal im Jahresvergleich um 162 Prozent auf 1,0 Milliarden Dollar. Die Erlöse stiegen um 29 Prozent auf 6,0 Milliarden Dollar, während das von Paypal abgewickelte Zahlungsvolumen um 50 Prozent wuchs.

Herr Kablitz, die Coronakrise hat den Konsum ins Internet verlagert. Inwieweit profitiert davon PayPal?
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung innerhalb eines Jahres in fast allen Branchen um drei bis fünf Jahre beschleunigt und einen tiefgreifenden und dauerhaften Strukturwandel ausgelöst. Im vergangenen Jahr digitalisierten immer mehr Menschen ihr Leben. Verbraucher shoppen häufiger im Internet und kaufen mittlerweile vermehrt auch Produkte online ein, die zuvor eher im Ladengeschäft gekauft wurden. Ähnlich sieht es auf der Händlerseite aus. Viele Händler haben ihr Geschäft – gezwungen durch den Lockdown – mit einer Onlinepräsenz ergänzt, das ausgebaut oder Online- und Offline-Geschäft stärker zusammengeführt. Wir bei PayPal versuchen dabei, unsere Händlerkunden bestmöglich und effektiv bei diesen transformativen Herausforderungen zu unterstützen.

Ist das Geschäft also ein Selbstläufer?
So würde ich das nicht sagen. 2020 war ein sehr gutes Geschäftsjahr für PayPal. Aber abgesehen von reinen Geschäftszahlen, war dieses vergangene Jahr natürlich auch für uns alle im Unternehmen und für unsere Kunden, sehr herausfordernd und die Belastung ist gestiegen. Dennoch sind wir natürlich stolz. PayPal ist stark gewachsen und das zeigt, dass unsere Produkte und Services einen Bedarf im Markt gedeckt haben. Wir haben weltweit über 72 Millionen Neukunden gewinnen können und damit nun mehr als 375 Millionen aktive Kunden. Das macht sich in den Umsatzzahlen bemerkbar. Der Umsatz betrug im Jahr 2020 gut 21 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit das stärkste Jahr in der Geschichte von PayPal.

von Joshua Kodzo, Luca Schafiyha

Und in Deutschland?
Auch in Deutschland gibt es inzwischen mehr als 29 Millionen Kunden – knapp 14 Prozent mehr als Ende 2019. Es liegt ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches Jahr hinter uns. Aber die Basis für dieses Wachstum und das Vertrauen in PayPal haben wir schon vorher geschaffen.

Welche Basis meinen Sie?
Es gibt ein paar Themen, die deutschen Verbrauchern sehr wichtig sind. Und die decken wir gut ab. Dazu gehören vor allem Vertrauen und Sicherheit. Die Deutschen mögen es zum Beispiel nicht, wenn sie ihre Kontodaten oder sonstige sensible Finanzinformationen an einen Händler weitergeben müssen. Wenn Sie mit PayPal bezahlen, ist das nicht nötig. Es werden keine Finanzdaten mit dem Händler geteilt. Das schafft Vertrauen.

Und welche Sicherheitsbedürfnisse haben die Deutschen?
Sicherheit beim Bezahlen ist eine Grundvoraussetzung. Besonders wichtig ist dieser Aspekt aber denen, die noch relativ neu im Internet sind – also oft den Leuten über 50. Viele unserer Neukunden – in Deutschland aber auch weltweit – sind vor allem aus dieser Alterskategorie.

Mit Vertrauen und Sicherheit werben auch Ihre Konkurrenten. Das allein dürfte für die Zukunft nicht reichen!
Ein weiterer wichtiger Punkt für das Vertrauen unserer Kunden ist die einfache Bedienung von PayPal bei gleichzeitiger Sicherheit. Wer PayPal nutzt und sieht, wie einfach es funktioniert, mit PayPal zu bezahlen, der nutzt uns wieder. Und auch der PayPal-Käuferschutz hat sicherlich mit dazu beigetragen, Vertrauen zu gewinnen: Kommt es zu einem Konflikt mit dem Verkäufer wird der Kunde mit diesem Problem nicht allein gelassen. Zudem ist es uns wichtig, uns an die verschiedenen Bedürfnisse unterschiedlicher Kundengruppen anzupassen. Ältere Kunden legen tendenziell mehr Wert auf Sicherheit, während jüngere Verbraucher diese einfach erwarten und auf zusätzliche Angebote achten, beispielsweise auf finanzielle Flexibilität, zum Beispiel über Ratenzahlung.

Viele Online-Händler bieten Bezahlung per PayPal an, aber noch nicht alle. Wie weit ist die Durchdringung?
Für den Erfolg von PayPal ist natürlich die Akzeptanzseite sehr wichtig. PayPal ist in Deutschland nach dem Kauf auf Rechnung die zweitbeliebteste Bezahlmethode im Internet. Wir haben seit unserem Start in Deutschland im Jahr 2004 viel dafür getan, unser Händlernetzwerk auszubauen und von möglichst vielen Onlinehändlern als Bezahlmethode angeboten zu werden. Mehr als 90 Prozent der 1000 größten Onlineshops nutzen PayPal. Eine sehr schöne Quote. PayPal ist damit genauso relevant für Käufer wie Verkäufer im Internet.



Sie tragen da ja erst seit Ende 2020 als Chef bei. Was sind Ihre nächsten Schritte?
Wir wollen unsere Produkte und Services kontinuierlich verbessern und unsere Angebote für unsere Kunden auf Händler- und Verbraucherseite erweitern. Darüber hinaus werden wir uns auch in diesem Jahr weiterhin intensiv der Frage widmen, wie wir Händler besonders im Hinblick auf die Coronapandemie effektiv unterstützen können. Die Pandemie hat auch den Onlinehandel vor Herausforderungen gestellt und verdeutlicht, wie wichtig optimierte Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind. Wir konzentrieren uns deshalb darauf, unseren Händlerkunden skalierbare Lösungen zu bieten und sie bei der fortlaufenden Optimierung ihres Geschäfts zu unterstützen. Unser Anspruch ist es, unseren Händlerkunden Lösungen mit einem ganzheitlichen Blick auf den Zahlungsprozess zu bieten. PayPal ist schon lange weit mehr als nur ein Bezahlbutton.

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