PayPal-Deutschlandchef „Deutschland ist kein Bargeldland mehr“

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„Wir verstehen uns nicht nur als Zahllösung“

Im stationären Handel ist PayPal kaum sichtbar, obwohl bereits Ihr Vorgänger damit begonnen hat, dass Kunden auch an der Kasse mit PayPal zahlen können. Warum kommen Sie hier nicht voran?
Durch die Pandemie hat das bargeld- und berührungslose Bezahlen im Laden vor Ort sehr an Bedeutung gewonnen. Wir haben daher im Mai 2020 den PayPal QR-Code für kleine Händler eingeführt. Dieser bietet stationären Händlern eine unkomplizierte Lösung für den Empfang kontaktloser Zahlungen in ihren Läden, über die sie sowohl ihre Mitarbeiter als auch ihre Kunden schützen können. Der QR-Code kann in wenigen Schritten erstellt und gleich verwendet werden, da er nicht in bestehende Kassensysteme integriert wird. Er richtet sich an Händler, die bisher nur Barzahlung angeboten haben. Zum Zahlen öffnen Kunden die PayPal-App und scannen den Code, um die Zahlung abzuwickeln. Durch die Pandemie rücken kontaktlose Zahlarten immer weiter in den Vordergrund und werden für uns auch 2021 ein zentrales Thema bleiben.

Wie viele Menschen und Händler nutzen den PayPal-QR-Code bereits?
Der PayPal QR-Code wurde von unseren Kunden sehr gut angenommen. Gerade Händler begrüßen es, dass sie ihren Kunden dadurch schnell und einfach eine bargeldlose Bezahlmöglichkeit bieten können. Wir arbeiten derzeit zudem am Ausbau der Point-of-Sale-Lösungen für Unternehmen jeder Größe.

PayPal hat mit der Bezahlung per E-Mail einst den Finanzmarkt revolutioniert. Welche Innovationen können Nutzer sonst noch erwarten?
Wir verstehen uns nicht nur als Zahllösung, mit der Geschäfte im Onlinebereich gemacht werden können. Wir gucken auch darüber hinaus. Das beinhaltet natürlich die Online-Zahlungsabwicklung – übrigens aller gängigen Bezahlmethoden, also nicht nur PayPal sondern auch Rechnung, Kreditkarte und Lastschrift. Aber auch das Bezahlen offline an der Ladenkasse. Hier bieten wir kontaktlose Point-of-Sale-Lösungen wie den PayPal QR-Code oder das Kassensystem Zettle. Unsere Services gehen aber weit darüber hinaus: Mit dem PayPal Businesskredit bieten wir Kunden zum Beispiel eine einfache Finanzierungslösung für den Ausbau ihres Geschäfts. Außerdem können Händler unserer Business Debit Mastercard nutzen, mit der sie beim Bezahlen an der Ladenkasse direkt auf das Guthaben auf ihrem PayPal-Konto zugreifen können. Und schließlich bieten wir Händlern über unsere PayPal Commerce Plattform, verschiedene Lösungen. Unter anderem für das Riskomanagement, die Geschäftsanalyse oder die Einhaltung von Compliance-Richtlinien. Und auch für unsere Kunden auf Verbraucherseite möchten wir noch sichtbarer werden als wir es schon sind. Nicht nur online, sondern auch offline. Für Verbraucher ist finanzielle Flexibilität ein weiteres wichtiges Thema. Wir sollten unseren Kunden beim Bezahlen mit PayPal mehr Auswahl geben.

Wie hat sich die Coronakrise denn auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Wir arbeiten seit März vergangenen Jahres im Home-Office und werden das auch sicherlich noch bis Oktober so fortführen. Die Umstellung war zunächst zwar relativ leicht möglich, da wir es unseren Mitarbeitern schon vor Beginn der Pandemie ermöglicht haben, regelmäßig und flexibel von zu Hause zu arbeiten. Aber auch wir mussten uns die Frage stellen, wie wir als Unternehmen weiter funktionieren. Um der steigendenden Belastung durch die Arbeit von Zuhause während er Pandemie etwas entgegenzusetzen, hat PayPal zum Beispiel seit 2020 regelmäßige Wellness Days eingeführt. An diesen Tagen bekommen weltweit alle Mitarbeiter PayPals einen bezahlten Urlaubstag geschenkt, als Ausgleich zum Arbeitsalltag und um Energie zu tanken.

Aber die Pandemie hat auch darüber hinaus stark unsere Arbeit beeinflusst. Die Coronakrise ist genau der Anschub für die Digitalisierung, den wir in Deutschland brauchen. Vom einen auf den anderen Tag veränderte sich bei unseren Kunden die Art der Arbeit und die Nachfrage nach Produkten. Händler ohne Onlinekanal mussten sich Gedanken machen, wie sie ihr Geschäft ergänzen können und wir haben sie bestmöglich dabei unterstützt. Hier haben wir viel Zeit investiert.

Die Deutschen lieben Cash. Ist das nun vorbei?
Das würde ich so nicht sagen, aber der Wandel ist schon bemerkenswert. Deutschland ist ja traditionell ein Bargeld-Land und vor Corona haben viele Verbraucher so ihren Einkauf im Laden bezahlt. Oftmals gab es auch schlicht keine andere Option, bis vor einigen Monaten konnte man zum Beispiel beim Bäcker noch nicht mit Karte zahlen. Die Coronakrise hat die Deutschen zum Umdenken gebracht. Mittlerweile kann ich an immer mehr Stellen bargeldlos zahlen und Einzelhändler motivieren ihre Kunden mitunter sogar dazu. Dieser Wandel wird auf Verbraucherseite gespiegelt: Immer mehr Leute greifen für das Bezahlen im Einzelhandel zur Karte oder zum Handy anstatt zu Bargeld.

Nach einem aktuellen BGH-Urteil steht es den Händlern nun frei, ob sie die Gebühr direkt an die Kunden weiterreichen, die den Service nutzen. PayPal hatte verhindern wollen, dass das passiert – und Anfang 2018 seine allgemeinen Geschäftsbedingungen entsprechend geändert. Wie gehen Sie mit der Niederlage um?
Unser Prinzip war schon immer, dass Kunden für Zahlungen nicht bezahlen sollen. Deshalb haben wir 2018 die unsere Nutzungsbedingungen so angepasst, dass es Händlern nicht mehr gestattet ist, ihren Kunden Aufschläge für die Nutzung von PayPal zu berechnen. Für uns ist das der Kernpunkt. Daran wird sich auch nichts ändern. Das BGH-Urteil schafft Rechtsklarheit – das ist gut. In der Praxis werden derzeit für das Bezahlen mit PayPal keine Zahlungsmittelaufschläge erhoben. Und daran wird sich auch künftig nichts ändern. Der Kunde bei PayPal wird für Zahlungen nicht zahlen.

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Welche Erwartungen haben Sie für das neue Geschäftsjahr?
Wir habe im vergangenen Jahr mehr Produkte und Services eingeführt als jemals zuvor. Darauf möchten wir aufbauen und uns zum Beispiel beim Thema Point of Sale weiterentwickeln. Beim Umsatz erwarten wir in diesem Jahr ein Wachstum von rund 17 Prozent auf etwa 25,5 Milliarden US-Dollar und einen Zuwachs an rund 50 Millionen Neukunde

Mehr zum Thema: Entgelte fürs Bezahlen per Banküberweisung, Lastschrift oder Kreditkarte seien zwar gesetzlich verboten. Hier wird aber Geld für die Einschaltung eines Dienstleisters verlangt.

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